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Afternoon Tea im Scotia SpiritIm schottischen Whisky-Geschäft wird auch Tee zelebriert

Lesezeit 4 Minuten
Peter Klas, Besitzer und Whisky-Experte, und Fiona Netzer, Vermittlerin der schottischen Kultur und Bäckerin exzellenter Scones

Peter Klas und Fiona Netzer im „Scotia Spirit“ in der Friesenstraße

Dry January? Peter Klas und Fiona Netzer sind vorbereitet: Das „Scotia Spirit“ in Köln, spezialisiert auf schottischen Whisky, zelebriert mit Afternoon Tea die britische Teekultur.

Kaum ist das neue Jahr angebrochen, das Raclette-Instrumentarium verstaut und der Kater in der Sauna ausgeschwitzt, prasseln auf allen Kanälen lebenserneuernde Tipps zur ganzheitlichen Entsagung auf einen ein: Keto, Detox, Low Carb, oder am besten nur noch rohes Gemüse – , so etwa heißen die Empfehlungen. Willkommen im Januar, dem Monat der guten Vorsätze und des Verzichts. Und seitdem eine britische Gesundheitsstiftung 2014 erstmals dazu aufgerufen hat, die Drinks in diesem Monat stehenzulassen, ist der Dry January auch in Deutschland populär. 31 Tage Alkoholabstinenz nach den feuchtfröhlichen Jahresendgelagen. Okay – die Botschaft ist angekommen. Die Mixologen haben Pause. Selbst in der Bar-Kolumne.

Eva Reik

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Aber vollkommene Askese? Das kann auch nicht gesund sein. Und so machen wir uns auf den Weg in die Kölner Friesenstraße, wo sich das auf schottischen Whisky spezialisierte Geschäft Scotia Spirit mit Tea Room und Whisky Bar in einem schmucken Altbau aus der Gründerzeit befindet und nachmittags zum Tee lädt. Aber nur Tee, wenn man zu jener Sorte Spezies gehört, die für einen ordentlichen Gin Tonic kilometerweit geht und ansonsten die italienische Kaffeekultur als lebenserhaltend Maßnahme definiert? Das wäre zu dünn und freudlos.

"Afternoon Tea" im Scotia Spirit

'Afternoon Tea' im Scotia Spirit

Peter Klas, Besitzer und Whisky-Experte, und Fiona Netzer, Vermittlerin der schottischen Kultur und Bäckerin exzellenter Scones, haben für genau solche Fälle, denen die Nüchternheit zu wenig Genuss ist, schöne Ideen: Sie zelebrieren sehr authentischen Afternoon Tea, mit allem, was dazu gehört.

Wie eine Duchess den Afternoon Tea etablierte

Man sitzt gemütlich in Chesterfield-Sofas an kleinen Tischchen, einbettet zwischen deckenhohen Regalen mit Spirituosen von der Insel, Marmeladen und Keksen von der Isle of Mull. Handverlesene schottische Spezialitäten, deren Bezug seit dem Brexit mehr und mehr zur Hochleistung geworden ist. Aber beide lächeln dieses Problem gut gelaunt weg, lassen die Gäste für das üppige Tee-Arrangement aus 13 Sorten wählen, und vermitteln nebenbei schottische Kultur und britische Kulinarik-Historie.

Doch kein Dry January: Whisky im Soctia Spirit

Für Gegner des Dry January: Whisky im Soctia Spirit

Und man lernt: High Tea, Five o’clock Tea oder eben Afternoon Tea, wie die Zeremonie weitläufig heißt, soll von Anna Maria Russell, Duchess of Bedford, um 1840 etabliert worden sein. Weil ihr die Pause zwischen Mittag- und Abendessen zu lang erschien, bat sie das Personal, ihr Sandwiches zum Tee am späten Nachmittag zu bringen, womit der liebgewonnene Imbiss schnell zur Tradition wurde.

Fiona offenbart das Geheimnis ihrer Sandwiches

Bei Scotia Spirit wird der Tee nicht in viktorianischen Silberkannen serviert, sondern von jedem Gast frisch am Tisch aufgebrüht. Auf der Etagere sind Chips, buttriges Shortbread, die bereits erwähnten Scones, und köstliche Sandwiches angerichtet. Clotted Cream und Mrs.-Bridges-Strawberry-Jam mit einem Hauch Champagner wird extra serviert. Wer glaubt, nebenbei Fiona das Rezept fürs mürbe Brötchen entlocken zu können, wird leider enttäuscht.

Typisch britisch: Die Scones mit Clotted Cream und Mrs.-Bridges-Strawberry-Jam

Typisch britisch: Die Scones mit Clotted Cream und Mrs.-Bridges-Strawberry-Jam

Das Rezept bleibt ihr Geheimnis, dafür gewährt sie mehr Einblick in die Zubereitung ihrer Sandwiches: Das Brot bleibt ungetoasted, neben den klassischen Gurkenscheiben bringt sie Pastrami, Senf und karamellisierte rote Zwiebeln zwischen die Scheiben und selbstverständlich schottischen Räucherlachs mit ausgezeichnetem Aroma. Dazu wählt man eine Limonade, deutschen Winzersekt oder ein Gläschen schottischen Whisky. Über 250 Flaschen hat Peter Klas für seine Gäste im offenen Ausschank parat – womit auch der trockene Januar gerettet wäre.


Was muss man unbedingt probieren?

Afternoon Tea, bereits ab 12 Uhr mittags, 23,90 mit einem Extra-Getränk.

Was kosten die Cocktails?

Zum Beispiel Pimm’s Cup 6,90 Euro.

Gibt es auch Kölsch?

In der zum Whisky-Shop gehörenden Whisky-Bar/ Tea Room gibt es Kölner Nolte Christall 0,33l 3,40 Euro und verschiedene Biere von der Insel.

Wer geht dahin?

Viele Stammgäste, Teekenner und Whisky-Freunde

Wie alt sind die Gäste?

Erwachsen und durchwachsen.

Gibt es etwas zu essen?

Kleine Snacks wie Hirschsalami & Cheddar und Sandwiches zwischen 5,50 und 10,90 Euro.

Das Besondere?

Afternoon Tea bietet Fiona auch mit englischer Konversation an über 2,5 Stunden an zu 26,90 Euro. Schottische Reisetipps gibt es gratis. Regelmäßige Whisky-Tastings.

Adresse

Scotia Spirit, Friesenstraße 16, 50670 Köln. Öffnungszeiten: Tearoom und Whisky-Bar Mittwoch 11 bis 19 Uhr, Donnerstag bis Samstag 11 bis 22 Uhr, Sonntag 15 bis 20 Uhr. www.scotia-spirit.de