Antik-AmbienteDas „Café Chocolate“ ist eine ruhige Insel mitten in der Innenstadt
Innenstadt – Es tickt und glitzert, leuchtet in dunkelroten, braunen oder silbernen Herbstfarben und trägt doch immer einen Sommerhimmel: Mit Betreten des Café Chocolate findet sich der Gast scheinbar in einem Antiquitätenladen anstatt einer gastronomischen Einrichtung wieder. Alte Standuhren, üppig behangene Kronleuchter, gerahmte Spiegel, Gemälde, Fotografien, in den Ecken sitzende Puppen, handgearbeitete Schränke aus Großmutters Zeiten und ein Plafond, der den wolkenlosen blauen Horizont über die Besucher spannt, komponieren ein Bildnis, das den Betrachter mitten in ein Kunstwerk versetzt, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Doch auch für kulinarische Impressionen ist gesorgt. Ein Gespräch mit Inhaberin Smaro Glass über die harten Zeiten in der Innenstadt während Corona.
Was hat Sie bewogen, ein Café zu eröffnen?Das Café existiert mittlerweile 37 Jahre. Meine damalige Chefin hat ein Jahr in England gelebt. Die kleinen Nebenstraßen in der Stadt mit ihren Antiquitätenläden fand sie sehr inspirierend und hat dann das „Trödel-Café“ eröffnet. Als wir das Café im Jahr 2012 übernahmen, haben wir den Namen dann in „Café Chocolate“ geändert, weil der Fokus der Gäste vorher zu sehr auf den Antiquitäten lag und unsere gastronomischen Angebote vernachlässigt wurden.
Was unterscheidet Ihr Café von anderen?Ich glaube, wer einmal hier ist, entspannt sich ganz automatisch. Die Leute kommen aus der hektischen Schildergasse oder von der überlaufenen, engen Hohe Straße von ihren Einkäufen und können sich hier auf die Couch fallen lassen. Es ist behaglich und ruhig, wie eine kleine Insel in der geschäftigen Großstadt.
Was sind bei den Gästen derzeit die Favoriten auf der Karte?Seit jeher ist unsere Schokoladen-Torte der Renner. Die darf an keinem Tag fehlen, sonst gibt es Beschwerden. Seit einiger Zeit bieten wir im Sommer verschiedene Eissorten an, die gut angenommen werden. Auch unsere Vollwertsalate sind gefragt.
Die Existenz neben internationalen Ketten wie Starbucks oder Woyton macht das Überleben für unabhängige kleine Betriebe sicherlich nicht einfach, dazu kam dann noch Corona. Wie können Sie dennoch überleben?
Das letzte Jahr war für uns alle schwer, auch für unser geliebtes Café. Wir haben mittlerweile nur noch fünf anstatt zwölf Tische und mussten das Personal reduzieren. Wir glauben an dieses Café und arbeiten mit Leidenschaft, um die Zukunft zu sichern.
Haben Sie in den letzten Monaten auch daran gedacht, hinzuschmeißen?
Klar. Oft sogar. Die Hilfsgelder kamen erst spät. Die Unkosten liefen dagegen weiter. Wir haben in das Café alles investiert, was wir hatten. Ein To-Go-Verkauf war an diesem Standort nicht möglich, weil die Innenstadt komplett leer war. Es hat niemanden hierher getrieben. Es hätte sich auch nicht gelohnt, für 20 Euro Tageseinnahmen zu öffnen. Da geht das Geld schon für den Strom der Gerätschaften drauf.
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Sehen Sie mittlerweile wieder Licht am Ende des Tunnels?
Das kann man noch nicht so sagen. Wir haben seit Dezember letzten Jahres keine Hilfsgelder mehr erhalten. Das kann man erst im Juni beantragen. Eine langfristige Planung ist zurzeit nicht möglich. Wir benötigen weiterhin Unterstützung. Zumindest konnten wir den Lockdown nutzen, um den ganzen Laden zu streichen und die Maschinen zu warten. Natürlich hoffen wir sehr auf eine Normalisierung. Wir leben für dieses Café.