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Wechsel in Ehrenfelder Kult-CaféDas „Goldmund“ hat einen neuen Betreiber

Lesezeit 5 Minuten
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Thomas Molle führt das Café seit Februar gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Daniel Förster.

Ehrenfeld – Das nach einer Titelfigur von Hermann Hesse benannte Literaturcafé „Goldmund“ ist kein unbeschriebenes Blatt. In den vergangenen Jahren entwickelte sich das Café zu einem Synonym für kulinarische und literarische Genüsse. Der 34-Jährige gebürtige Thüringer Thomas Molle führt das Café seit Februar gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Daniel Förster. Ein Gespräch über das Risiko von Geschäftsübernahmen in der Corona-Krise, favorisierte Lektüren und den Bezug zum Stadtteil.

Herr Molle, was hat Sie bewogen, in der Pandemie ein Café zu übernehmen? Sind Sie damit nicht ein großes Risiko eingegangen?Ein Risiko ist das immer, ob in einer Pandemie oder nicht. Die vorherigen Betreiber wollten schon vor Corona verkaufen. Ich betreibe seit drei Jahren das „Liebefeld“ nebenan. Da hat man einen guten Einblick in den Laden gehabt. Ich wusste, dass der Betrieb gut läuft. Wir mussten halt den Lockdown überstehen. Die Zeit haben wir für Sanierungsarbeiten genutzt. Es gab auch Hilfsgelder. Da wir zudem starke Partner haben, die uns unterstützen, war das ein kalkuliertes Risiko.

Was verbinden Sie mit dem Café?

Am Goldmund kommt man in Ehrenfeld nicht vorbei. Ich war hier früher schon Gast. Neben meinen Geschäftsterminen war ich auch auf Lesungen und kleinen Konzerten hier. Ich verbinde mit dem Ort vor allem Arbeit, weil ich meistens aus beruflichen Gründen hier war. Das Café ist sehr zentral und man findet immer einen Platz.

Das Goldmund

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Das Goldmund ist eine Institution an der Glasstraße in Ehrenfeld.

Das Goldmund bietet eine wöchentlich wechselnde Karte. Eine Tasse Kaffee kostet 2,40 Euro. Der Grauburgunder aus der Pfalz ist pro Glas für 5,50 Euro erhältlich, ein französischer Bio/Vegan-Cabarnet Sauvignon wird für 5,20 Euro empfohlen. Der Grießpfannkuchen mit Rhabarber, frischen Erdbeeren und Minzpesto wird für 6,90 Euro zubereitet. Der Salatteller mit gebratenen Putenbruststreifen kostet 12,90 Euro.

Was ändert sich mit der Übernahme?Ändern wird sich zunächst durch die Sanierung nur optisch etwas. Das Konzept mit Lesungen und Krimidinners bleibt das gleiche. Wir haben zudem die Speisekarte etwas eingeschränkt, um ein übersichtlicheres Angebot zu schaffen. Hinsichtlich der Speisen und Getränke sind wir lokaler geworden. Wir kooperieren mit der Ehrenfelder Rösterei Schamong, einem Hofladen, einer Fleischerei und einer Bäckerei aus dem Stadtteil. Dabei stellen wir uns auf die jeweilige Saison ein. Außerdem haben wir nur europäische Weine. Warum sollte ich eine Flasche anbieten, die über den ganzen Globus transportiert wurde?

Wie sind Sie zur Gastronomie gekommen?

Ich komme eigentlich aus dem Veranstaltungsbereich und habe meine Ausbildung als Veranstaltungskaufmann in der Live Music Hall gemacht. Auf Dauer war das aber nicht mein Fall. 2010 begann ich in einer Cocktail-Bar zu arbeiten. Das war mein Weg in die Gastronomie.

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Das Goldmund verfügt über einen Bestand von rund 2.500 Büchern.

Bestehen bereits konkrete Pläne für Events?Da halten wir uns bewusst noch bedeckt. Wir sind in Kontakt mit diversen Leuten, die schon früher hier waren. Wir visieren den Start der Veranstaltungen für Ende September an. Wenn, dann wollen wir es richtig durchziehen und nicht nur mit 20 Leuten auf Abstand.

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Welche Lektüre mögen Sie?

Ich komme bedauerlicherweise aufgrund der Arbeit nicht mehr dazu, so viel zu lesen, wie ich möchte. Mich haben immer die Geschichten des jungen Indiana Jones fasziniert. Aber auch deutsche Geschichte interessiert mich sehr.

Die Geschichte des Goldmund

Das Café wurde 2003 von Klaus Formanowicz und Ulf Nitribitt eröffnet. Letzterer wurde durch einen USA-Aufenthalt zur Idee für ein literarisches Café inspiriert. Die Geschäftspartner starteten zunächst mit fremdsprachenorientierten Secondhand-Büchern aus den Bereichen Reisen und Fotografie. Es folgte die Belletristik. Zunächst wurden die Bände aufgekauft, später brachten die Gäste selbst Werke mit, die der Café-Bibliothek unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. Das Goldmund gehört dem Projekt „Bookcrossing“ an. Dabei stehen den Gästen rund 150 der circa 2.500 Bücher zum Mitnehmen zur Verfügung. Nach der Lektüre sollen die Werke jedoch wieder auf die Reise geschickt werden, entweder durch eine Rückgabe oder die Verbreitung im öffentlichen Raum, etwa als Hinterlassenschaft in einer Kneipe, einer Straßenbahn oder an einem Kiosk. Unter www.bookcrossing.com können die Bücher registriert und deren Reisen nachverfolgt werden.

www.bookcrossing.com

Wie groß ist die Bibliothek?Wir verfügen über ungefähr 2.500 Bücher. Dazu muss man sagen, dass wir ein wenig aussortiert haben. Englischwörterbücher von 1986 fanden wir nicht mehr so interessant (lacht) oder Reiseführer von 1970, wo aus Sicht der DDR die Länder beschrieben sind. Dagegen möchten wir Platz für Kölner Autorinnen und Autoren schaffen. Das können Erzählungen und Lyrik aber auch Bildbände sein. Es gibt viel Nachwuchs, der schwierig eine Bühne findet. Durch einen Wasserschaden haben wir leider auch einige Bände verloren, die ursprünglich im Bestand bleiben sollten.

Was unterscheidet Ihr Café von anderen?Ich würde sagen, das ist der Stil, der Charme der Einrichtung. Das Thema Kunst ist bei uns weit oben angesiedelt. Dazu gehören die Veranstaltungen. Einfach nur Bücher ins Regal zu stellen und zu sagen, das sei jetzt ein Literaturcafé wäre zu einfach. Für mich persönlich unterscheidet sich unser Haus auch durch den Biergarten, der ein anderes Publikum anzieht. Im Café hat man eher ein reiferes Alter zwischen 40 und 50, im Biergarten mischen sich die Generationen. Außerdem sind wir ein richtiges Restaurant. Das sollte man nicht vergessen.