Sehnsucht nach Haus-ScholzenHimmlisches Schnitzel mit Spargel für zu Hause
Köln – Für gewöhnlich wartet im Haus Scholzen die Kundschaft bereits am Tresen auf freie Plätze. Die Servicekräfte balancieren ununterbrochen Schnitzel, Senfrostbraten, Schalen mit Pommes und Kölschkränze zwischen den dicht besetzten Tischen. Zwischen holzvertäfelten Wänden und Kupferstichen sitzen Vereine, Kollegen aus dem Büro, Nachbarn oder einfach gute Freunde. Ins Haus Scholzen geht man, wenn die Eltern zu Besuch sind. Schwere in Leder gebundene Menükarten, Beilagensalate auf Glastellerchen, Bleistiftstriche auf Bierdeckeln. Es ist laut und voll, es riecht nach Pommes und Pilzrahmsauce, ständig werden Stühle gerückt, man versucht den Blick der Servicekraft zu erhaschen – genau dieses Gefühl vermisse ich so, so sehr. Wie die meistens von uns. Wie alle Gastronomen.
An diesem Samstag stehe ich mutterseelenallein vor dem Tresen, gucke verlegen auf das Flatterband vor dem leeren Gastraum und entscheide mich spontan für eine Flasche Aufgesetzten. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg halt zum Propheten.
Holzvertäfelung, 40 Gäste und Servicepersonal kann ich in meinen vier Wänden zwar nicht aufbringen, aber immerhin hab ich das wichtigste für meinen improvisierten Haus-Scholzen-Moment: Ich hab das Essen. Zu Hause angekommen verteile ich Schnitzel, Spargel und Sauce Hollandaise auf Tellern. Die Reibekuchen wandern nochmal kurz in den Ofen. Währenddessen fülle ich die Spargelsuppe um, arrangiere den Salat und serviere Getränke.
Riesengroße Schweine-oder Veggie-Schnitzel
An der Portionsgröße hat sich nichts geändert. Die Schnitzel, egal ob Schwein oder Sellerie, sind riesengroß und knusprig. Die selbstgemachte Sauce Hollandaise hat ihre herrlich schaumige Konsistenz behalten und schmiegt sich an die üppigen Spargelstangen. Die Currysauce zu den Bandnudeln erinnert an die exotischen Kochversuche meiner Mutter in den frühen 90er Jahren. Damals wurde dieses zweifelhafte Gericht mit Geflügel und Obstkonserven kombiniert. Mein Tipp: Stattdessen ein paar Löffel von der sämigen und köstlichen Spargelsuppe an die Nudeln geben.
Zu meinem idealen Wirtshaus-Moment gehört immer der Beilagensalat. Unter dem Salatbouquet findet man die eigentlichen Schätze: eingelegte Schnippelbohnen, marinierten Weiß- oder Rotkohl, manchmal sogar Kartoffelsalat. Mein geliebtes Grünzeug überrascht heute mit Gurkensalat und Kresse. Die Reibekuchen mit gebackenen Zwiebeln und Flönz passen kaum noch rein, so richtig die Finger davon lassen geht aber auch nicht. Aprikosenstreuselkuchen und Johannisbeerlikör runden das Haus-Scholzen-Menü ab.
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Was bleibt ist ein spannender Hosenbund und die tiefe Sehnsucht nach einem prall gefüllten, lauten Gastraum, tropfenden Kölschkränzen und Jemandem der Striche auf meinen Bierdeckel kritzelt. Haus Scholzen, ich vermisse euch.
Haus Scholzen, Venloer Straße 236, 50823 Köln, Tel: 0221/515919, Mi-So 11-19.30 Uhrwww.haus-scholzen.de
Fazit: Traditionshaus mit gutbürgerliche Küche und Charme.Bewertung: Fünf von fünf Spitzen
Das haben wir probiert
Spargelsuppe // 6,50 Euro
Top Hit // Schweineschnitzel mit Spargel, Hollandaise, Salzkartoffeln und Beilagensalat // 21,80 Euro
Reibekuchen mit Flönz (kleine Portion) // 9,80 Euro
Sellerieschnitzel mit Bandnudeln und Currysauce // 13,90 Euro
Aprikosenstreuselkuchen mit Marzipan // 3,30 Euro (8 Stück)
Fazit: Traditionshaus mit gutbürgerlicher Küche und viel Charme.