Die „Weinstube Bacchus “ überrascht. So hat es unserem Gastro-Kritiker geschmeckt.
Henns GeschmackssacheWarum ausgerechnet Curry den kulinarischen Reiz der „Weinstube Bacchus“ erhöht
In einer Zeit, in der manche Neueröffnungen wie von Marketing-Gurus rundgelutscht wirken, besitzen Gasthäuser mit individueller Note einen besonderen Reiz. So wie die „Weinstube Bacchus“ am Rathenauplatz, bei deren Namen man an Weinrömer, Rüdesheim am Rhein und „Oh Mosella“ denkt. Man kann urig im Ecklokal sitzen oder im beheizten Wintergarten, beides inklusive ein wenig Winzeroptik.
Beim Blick in die Speisekarte findet sich neben Erwartbarem wie gratiniertem Ziegenkäse in Honig-Thymiansauce, Wiener Schnitzel oder Tafelspitz auch eine im Ganzen gebratene Dorade und sogar Pulled Goose auf geschmortem Wirsing. Das ungewöhnlichste Gericht ist aber eine vegane Gemüse-Tajine „Marokkanische Art“ mit Kürbiscouscous, auf Vorbestellung gibt es sie auch mit Hähnchen oder Lamm. Der Grund für dieses ungewöhnliche Angebot ist Abi Amessou, in dessen Heimat die Speise Tradition hat, und der seit über 20 Jahren im Bacchus kocht.
Das zur Begrüßung gereichte Brot mit Currydip kann schonmal vollends überzeugen – danach dauert es allerdings viel zu lang, bis die Vorspeise vom netten Serviceteam serviert wird. Es ist eine Pfifferlingssuppe, denn auf der Speisekarte stehen auch viele Gerichte mit dem edlen Pilz, im Bacchus legt man Wert auf saisonale Spezialitäten (wie auch bei Gänsen und Muscheln). Sie ist intensiv pilzig, ein wenig aufgeschäumt und mit einem feinen Hauch Curry, der ihr gut steht.
Die Bouillabaisse „nach Abi’s Art mit verschiedenen Fischen“ klingt nach einer Spezialität des Hauses. Sie schmeckt sehr tomatig, beinhaltet viel Sellerie, etwas Paprika, nur eine Sorte Fisch, und keinerlei Muscheln oder andere Meeresfrüchte. Dadurch wirkt sie aromatisch wenig komplex, aber solide gekocht ist sie fraglos. Wie überhaupt allen Speisen anzumerken ist, dass mit frischen Zutaten handwerklich gekonnt gearbeitet wird.
Beeindruckend sehen die großen und festfleischigen Riesengarnelen aus, die in Knoblauch gebraten und mit Pernod flambiert werden. Blattspinat mit Zwiebeln und eine zu süß abgeschmeckte Aioli müssen da nicht mehr leisten als ein wenig zu flankieren.
Frische Pfifferlinge zum Zweiten gibt es zum Supreme von der Maishähnchenbrust, dazu zwei große Scheiben kurz angebratener Serviettenknödel. Die Sauce schmeckt, als hätte auch sie etwas Curry abbekommen, was auch hier den Reiz erhöht.
Das Weinangebot überzeugt
Das teuerste Dessert ist eine hausgemachte Apfeltarte mit Vanilleeis. Was serviert wird, erinnert an eine Tarte Tatin, allerdings sind die Apfelstücke zu groß und der Apfel weist zu wenig Säure auf, um mit der starken Süße eine Balance einzugehen. Die Zitronen Panna Cotta wird im Glas serviert und von Heidel- und Himbeeren gekrönt. Die Frische der Zitrone ist kaum zu spüren.
Im Gegensatz zu den Desserts gehört das Weinangebot zu den Stärken des Hauses. Vor allem deutsche Gewächse finden sich, fair kalkuliert, das 0,2 l Glas für 5,80 bis 7,80 Euro. Dafür gibt es unter anderem einen Grauburgunder von Bercher, Silvaner vom Juliusspital, oder Spätburgunder von der Mayschosser Genossenschaft. Auch Trends verschließt man sich nicht, wie ein Orangewein von Zilliken zeigt.
Fazit: Gemütliches Restaurant, schöne deutsche Weinkarte, handwerklich solide Küche mit Überraschungen.
Bewertung: 4 von 6 Sternen.
Weinstube Bacchus, Rathenauplatz 17, 50674 Köln |
Tel. 0221 - 21 79 86 |
Öffnungszeiten: Di-Sa 18 bis 23.30 Uhr | www.weinstube-bacchus.de
Henns Auswahl
- Pffferlingssuppe 7.80 Euro
- Bouillabaisse 11,40 Euro
- Riesengarnelen auf Blattspinat 24,80 Euro
- Pfifferlinge mit Supreme von der Maishähnchenbrust 29,50 Euro
- Zitronen Panna Cotta mit Beeren 6,20 Euro
- Apfeltarte mit Vanilleeis 10,40 Euro