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Henns Restaurantkritik„Veltri“ – unscheinbarer Italiener mit hervorragender Küche

Lesezeit 3 Minuten
Veltri Restaurant außen

Im „Veltri" kann man auch draußen sitzen.

Köln – Wer essen will „wie in Italien“, macht viel richtig, wenn er ins „Veltri“ geht. Es liegt zwar in einer eher unattraktiven Ecke an der Ludwigstraße, aber Grazia Veltri, die den Service leitet, und ihr Mann Antonio am Herd haben aus den eher nüchternen Innenräumen (es gibt auch Plätze draußen) mit allerlei Tinnef an den Wänden, sowie Stühlen, Tischdecken, Gläsern und Tellern, die selten zusammenpassen, etwas Charmantes werden lassen. Dieser Begriff passt auch zur täglich neu geschriebenen und schwer lesbaren Speisekarte.

Das „Veltri" bietet Spitzenweine – aber keine Weinkarte

Im Ristorante des alten Ehepaars finden sich auch viele leere Weinflaschen berühmter Provenienz, aber als ich nach einer Weinkarte frage, wird mir gesagt, die gebe es nicht. Ob ich weiß oder rot trinken wolle. Ich wähle weiß und erwarte einen schundigen Hauswein – erhalte aber einen famosen Roero Arneis vom Spitzenerzeuger Vietti. Als ich einige Zeit später noch ein Glas davon bestelle, bekomme ich statt des Vietti einen Pinot Blanc von Elena Walch – ebenfalls ein großartiges Gut. Wein-Lotto á la Veltri.

Aus der Küche hört man es brutzeln, an mehreren Tischen wird italienisch gesprochen, plötzlich steht Grazia Veltri bei uns: „So Signori. Haben Sie entschieden?“ – Wie der Kabeljau Moda Casa zubereitet wird, möchte ich erfahren. Sie lächelt nur wissend, als solle ich da ruhig der Küche vertrauen.

Auf den Teller kommen nur frische Zutaten

Veltri Restaurant innen

Die Inneneinrichtung passt selten zusammen, versprüht aber Charme.

Weil sich auf der Karte nichts Vegetarisches findet, meine Kinder aber weder Fisch noch Fleisch essen wollen, schlägt Grazia Veltri nach kurzer Überlegung Spaghetti mit Kirschtomaten vor. Die Kirschtomaten finden sich auch noch in anderen Gerichten, denn Antonio Veltri ist nicht eine breite Auswahl an Zutaten wichtig, sondern Frische. Morgens wird eingekauft was gut ist – und das wird dann gekocht. Deshalb werden auch nur ein gutes Dutzend Speisen angeboten.

Als das Essen kommt, ist es völlig schnörkellos angerichtet. Die Raviolini – man findet sie viel zu selten auf Karten – gelingen wunderbar al dente, ebenso die Orecchiette mit herrlich würziger Salsiccia und großen Pfifferlingen. Die Kinder erfreuen sich an ihren aromastarken Kirschtomaten, ganz schlicht ist ihr Gericht, aber wenn die Zutaten stimmen, braucht es eben nicht viel. Auch ein großes Stück Kabeljau wird von Kirschtomaten begleitet, ebenso von den sehr guten Pfifferlingen. Bei der saftigen, und schön angebräunten Poularde sind es Limettenspalten. Am Nebentisch wird ein falscher Gang serviert – aber im Veltri tut selbst das der besonderen Atmosphäre keinen Abbruch.

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Zum Thema Dessert steht auf dem Menü nur „Dolci / si claro / fragen“. Heute gibt es nur eines: Tiramisu. Kurze Zeit später steht ein riesenhaftes Stück vor mir, mit so viel Mascarpone, dass damit die Kalorien einer ganzen Woche aufgebraucht sind.

Fazit: Schnörkellose Speisen bei denen Frische oberstes Gebot ist. Italienische Hausmannskost im besten Sinne.

Bewertung: fünf von sechs Sternen

Probiertes

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Kabeljau mit Kirschtomaten und Pfifferlingen

PiemonteserKleine Raviolini //16,90 Euro

Orecchiette SalsicciaPfifferlinge // 18,90 Euro

PoulardePrimavera // 20,90 Euro

KabeljauModa Casa // 26,90 Euro

www.veltri.koeln

Kolumbahof 2, 50667 KölnTel. 0221/27263856 oder 0171/3623766Di-Sa 12-19 Uhr