Henns RestaurantkritikSaltimbocca ohne Salbei? Essen im Golfclub „Il Nido“
Eine Gastronomie in einem Golfclub zu führen ist wahrlich keine gemähte Wiese. Das Publikum gilt als kritisch, und es ist auch bei weitem nicht so, dass stets nur das Teuerste vom Teuren bestellt wird. Kein Wunder also, dass in Golfclubs die Gastronomen häufiger wechseln. Im Velderhof versucht das „Il Nido“, zuvor in Rodenkirchen beheimatet, nun sein Glück.
Fangen wir mit dem Positiven an: Das Clubhaus befindet sich mitten in der Natur, es gibt viele Plätze, man blickt auf gepflegtes Grün, die Menükarte bietet eine beeindruckende Auswahl, und der Service ist nicht immer schnell, aber sehr nett. Bei der Weinkarte– durchaus mit ein paar interessante Positionen– die erste Überraschung: Es fehlen sämtliche Jahrgänge. Gerade bei einer teuren Flasche möchte man den definitiv gern wissen.
Auf der Vorspeisenplatte sind viele der regulären Vorspeisen versammelt, also die ideale Wahl zum Test. Unter anderem findet sich Avocado mit geräucherter Forelle vom Stommelerbusch Forellenhof darauf. An sich eine spannende Kombination, weil die Rauchnoten der fettigen Avocado auf die Sprünge helfen. Allerdings werden beide Komponenten in einer cremig-schweren Sauce vereint, wodurch keinerlei Balance entsteht.
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Das Vitello Tonnato ist Durchschnitt, das Nektarinen-Ziegenkäse-Crostini sollte eigentlich leicht überbacken mit Honig sein – ist es allerdings nicht. Die Kombination erfrischt zwar auch so, aber der Ziegenkäse weist wenig Eigengeschmack auf. Das gleiche gilt für die Kombination Tomate und Mozzarella. Der gebratene Oktopus ist viel zu weich gegart, und der grüne Salat im Zentrum der Vorspeisenplatte ist nicht angemacht und wohl als reine Deko anzusehen.
Saltimbocca ohne Salbei
Beim Hauptgang freue ich mich auf ein ungewöhnliches Angebot: Saltimbocca von der Maispoularde. Da dieser Klassiker Schinken und Salbei beinhaltet, können Sie sich sicher meine Enttäuschung vorstellen, als der Salbei völlig fehlte. Schinken gab es, aber wenig, außerdem war die Haut der Poularde kein bisschen kross. Als Deko fanden sich frittierte Zwiebelringe – genau wie auf der Kalbsleber „Berliner Art“. Das geht natürlich in Ordnung, aber auch die dunkle Sauce schien bei den sehr unterschiedlichen Gerichten dieselbe zu sein. Die Leber war ordentlich gegart, das Kartoffelpüree ließ allerdings einen prägnanten Kartoffelgeschmack vermissen.
Fünf Desserts stehen auf einer Extrakarte, die auf einen Spiegel geschrieben wird, so dass man sich beim Bestellen der Kalorienbomben selbst sehen kann. Hm. Sowohl die Limoncello-Creme im Glas wie das Erdbeer- und Rhabarber-Ragu mit Erdbeer- und Vanille-Eis schmeckten eindimensional und zu süß. An den anderen Tischen wurden fast nur Burger und Fritten von der Bistrokarte serviert. Vielleicht gelingen diese erfreulicher.
Fazit: Nicht immer überzeugend. Dafür sitzt man schön im Grünen, und der Service ist nett.
Bewertung: Zwei von sechs Sternen
Probiertes im Il Nido
Antipasti il Nido (für 2) // 29,90 €
Saltimbocca von der Maispoularde mit Kartoffeln und saisonalem Gemüse// 29,50 €
Kalbsleber Berliner Art mit Apfel und Zwiebelringen an Kartoffelpüree // 27 €
Limoncello-Creme im Glas // 7,50 €
Erdbeeren- und Rhabarber-Ragu mit Erdbeer- und Vanille-Eis // 9,50 €
Golf & Country Club VelderhofZum Velderhof 50259 PulheimTel. 02238/ 140285 ; Di–So 12–21 Uhrilnido-velderhof.de