Henns GeschmackssacheWas das „Feinripp & Gold“ zu Kölns Pop-up-Restaurant des Jahres macht

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Die beiden Köche Grischa Herbig und Caspar Krings sind mit schwarzer Schürze und freundlich lachend in ihrem Restaurant zu sehen.

Grischa Herbig (l.) und Caspar Krings standen früher im Sterne-Restaurant „La Société“ am Herd und sind jetzt die Macher von „Bredouille“ samt Pop-up.

In der Weinbar „Bredouille“ servieren sterneerprobte Köche Sandwiches und Wein. Unser Gastro-Kritiker hat das Konzept getestet.

Der Name erinnert ein wenig an das Berliner Kult-Restaurant „Nobelhart & Schmutzig“, aber „Feinripp & Gold“ hat nichts mit Casual Fine Dining zu tun, dafür umso mehr mit Fine Streetfood. Hinter dem Pop-up in der Weinbar „Bredouille“ im Belgischen Viertel stecken Grischa Herbig und Caspar Krings, die einst im besternten „La Société“ am Herd standen.

Hochklassige Produkte – null Convenience

Dermaßen kulinarisch geeicht arbeiten sie auch bei ihrem gemeinsamen Projekt mit hochklassigen Produkten, alles wird selbstgekocht, null Convenience. Das Fleisch kommt zum Beispiel von „Wild-Reuber“, einer Metzgerei aus dem Bergischen mit Bio-Rindern aus eigener Zucht. Das jeden Tag frisch gebackene Brot stammt von kleinen Kölner Bäckereien, viele Zutaten aus dem Umland.

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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All das erklärt die auf den ersten Blick selbstbewussten Preise. 14,50 Euro für ein Sandwich mit Fleischklopsen (inklusive ein paar Kartoffelchips und einer Gewürzgurke)? Dafür ist es üppig belegt – und zudem richtig gut. Die Meatballs werden gebraten und in fruchtigem Tomatensugo geschmort. Kombiniert mit geriebenem Parmesan, karamellisierten Balsamicozwiebeln und Basilikum-Mayo ergibt sich ein herrlich stimmig-würziges Ganzes.

Das Ossobuco-Sandwich ist ein Wunderwerk an Saftigkeit

Der Bestseller ist das Ossobuco-Sandwich, ein Wunderwerk an Saftigkeit: Viel Rind, erst gegrillt, dann geschmort und schließlich gezupft, zwischen den Brothälften mit Tomaten, grünem Salat, Cheddar und Trüffelmayo. Für alle Karnivoren ein Festmahl.

Neben aktuell sechs Sandwiches – darunter zwei vegetarischen – bietet die kleine Karte noch zwei Suppen. Die Brühe von Kikok-Hühnern wird im Sommer vielleicht kein Renner sein, aber ist dank mehrerer Stunden Kochzeit so intensiv, zudem herrlich puristisch (nur mit ein bisschen Sojasauce abgeschmeckt), dass ich mir fast wünsche, mich zu erkälten, um sie vom Arzt verschrieben zu bekommen. Etwas mehr Einlage dürfte es allerdings sein.

Die Hühnersuppe mit kleinem Salat ist auf einem Tisch zu sehen.

Die Brühe von Kikok-Hühnern: herrlich puristisch.

Unter den vier verschiedenen Beilagen begeisterten mich vor allem der frische, säurebetonte und endlich mal nicht von Mayonnaise erschlagene Coleslaw, sowie das Golden Kimchi. Eine taiwanesische Variante ohne Chili, dafür mit Möhren und Kurkuma. Ideal für alle, die Schärfe nicht schätzen.

Den Mund zur Gluthölle verwandeln

Für jene dagegen, die ihren Mund gern mal in eine Gluthölle verwandeln, gibt es die „Geile Schweinerei“: Toast mit geschmolzenem Cheddar, Chili-Crunch – einer eigenen Mischung aus drei Sorten –, Sesam, Schalotten und Knoblauch. Die Schärfe ist kräftig, aber gut ausbalanciert. Allerdings mangelt es diesem Special an Faszination nach den ersten drei Bissen. Mit saftigem Schweinefleisch, passend zum Namen, wäre das sicher anders.

Ein Dessert gibt es auch: Panna Cotta. Meist belanglose Gummiware. Hier trifft die Nachspeise genau den Soft Spot zwischen cremig und fest. Mit Holunderblütensirup zubereitet ist sie zudem fein floral. Obenauf Pulver von schwarzen, fermentierten Limetten, das einen tollen Säurekick verleiht.

Ein großer Pluspunkt ist, dass man zum Essen auf die vielen offenen Weine der „Bredouille“ zurückgreifen kann. 0,1 l von einem Riesling des Spitzenguts Battenfeld-Spanier gibt es für 6 Euro, eine Cuvée von Pranzegg kostet 7,90 Euro. Also: Rettet den Mittagswein!

Fazit: Soulfood mit hochwertigen Produkten, handwerklich top zubereitet. Bis jetzt: Kölns Pop-up des Jahres!Bewertung: 6 von 6 Sternen.

Feinripp & Gold, Venloer Str 22, 50672 Köln | Tel. 0176 - 87 97 35 83 | Mo-Fr 11-15 Uhr (ab dem 8. Juli Montag bis 21 Uhr)

Ein Sandwich mit Ossobuco belegt und Kartoffelchips daneben auf einem bunten Schälchen.

Üppig belegte Sandwiches zu üppigen Preisen – die Qualität stimmt im Pop-up „Feinripp & Gold“.

Henns Auswahl

  1. Meatballs Sandwich, Preis: 14,50 Euro
  2. Ossobuco Sandwich, Preis: 14,90 Euro
  3. Hühnersuppe (als Hauptgericht), Preis: 9,50 Euro
  4. „Geile Schweinerei“, Preis: 8,90 Euro
  5. Panna Cotta, Preis: 5,90 Euro
  6. Menü (Sandwich / Suppe, Beilage oder Dessert / Getränk), Preis: 19,90 Euro
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