Das Restaurant am Rathenauplatz hat neue Besitzer, doch die Richtung wurde beibehalten, französische Küche mit asiatischen Elementen. Unser Restaurantkritiker hat getestet, wie sich das Lokal entwickelt hat.
Henns GeschmackssacheDas „Amabile“ ist perfekt für einen romantischen Abend
So etwas habe ich noch nie erlebt: Die Weinkarte ist so winzig gedruckt und das Licht im Restaurant so gedämpft, dass mir ein Servicemitarbeiter kurzerhand sein Handy mit eingeschalteter Leuchte reichen muss, damit ich etwas lesen kann. Das ist gleichermaßen pfiffig wie freundlich, allerdings hätte es die Weinkarte verdient, größer gedruckt zu werden. Zusammengestellt wurde sie von Star-Sommelière Claudia Stern und ist unterteilt in Rubriken wie „Fancy“ (mit Prickel) oder „Poshy Like Beckham“ (anspruchsvoll und ambitioniert). Eric Forests herrlich würziger Burgunder wird Fans der Kult-Region begeistern – das zu fairem Preis.
Französisch geprägte Küche mit Crossover-Elementen
Dass das „Amabile“ unter neuer Leitung steht, merkt man nur an Details. Weiterhin wird in dem Gründerzeithaus am Rathenauplatz eine französisch geprägte Küche mit einigen Crossover-Elementen geboten, oftmals asiatischen. Ein Dutzend Gerichte sowie einen Käse-Gang bietet die kleine Karte. Obacht: Bargeld wird keines mehr angenommen.
Schummrig-gemütlich sitzt man auf einem der 40 Plätze, ideal für einen romantischen Abend. Auch die Speisen passen zu solch einem Anlass, denn sie gelingen optisch ansehnlich, setzen auf Harmonie statt auf Kontraste. Die aufgerollten Tagliarini mit Hummer und leicht süßlichem Krustentierschaum etwa, bei denen die Karkasse als Deko auf dem Teller liegt. Oder die gleichen Nudeln als Hauptgang mit Trüffel, Kräutersaitlingen und Zucchinistreifen, ebenfalls ganz leicht süßlich abgeschmeckt, mit Pasta, die ein wenig mehr Biss vertragen könnte. Beim Duroc-Schweinebauch gerät die knusprige Haut so fest, dass sie sich kaum kauen lässt. Allein der frische Meerrettich verleiht dem schweren Gang mit Malzsauce etwas Schwung.
Die vegetarischen Gerichte überzeugen
Wirklich überzeugen können die vegetarischen Gerichte. „Blütengemüse“ heißt ein Gang, der Variationen von Blumenkohl mit Zitronenspinat, Liebstöckel und Ras el-Hanout zu einer ebenso komplexen wie leckeren Gesamtkomposition vereint. Bei der Panna Cotta vom Hokkaido-Kürbis sorgen Passionsfrucht, Zwiebelmilch, Senfkörner und Crème fraîche für einen spannungsvollen kulinarischen Dialog, mit klugem Säure-Touch und feinen Schärfe-Akzenten.
Obwohl die französische Klassik so viele großartige Desserts zu bieten hat, fallen sie hier leider schwach aus. Die Apfeltarte wird kalt serviert, wodurch kein kontrastierendes Spiel mit dem durchschnittlichen Vanilleeis entsteht. Das weiße Schokoladenduett mit Walnüssen, Verjus, Traubengel und Kresse klingt aufregend, geht aber geschmacklich nicht zusammen. Dass die Gänge stets in angenehmem Tempo serviert werden und der nette Service trösten darüber hinweg. Kleiner Wermutstropfen: Es gibt weder Amuse-Bouche noch Petit Fours.
Fazit: „Amabile“ heißt „Liebenswert“ – das passt für dieses charmante, kleine Restaurant.Bewertung: 4 von 6 SternenAmabile, Görresstrasse 2, 50674 Köln, Tel. 0221-219101 Di-Sa 17.30-24 Uhr (Küche 18-22.30 Uhr) www.restaurant-amabile.com
Henns Auswahl
- Blütengemüse // 15 Euro
- Tagliarini Hummer // 27 Euro
- Hokkaido-Panna Cotta // 20 Euro
- Duroc Schweinebauch // 34 Euro
- Weißes Schokoladenduett // 17 Euro
- Menü: // 59 Euro (3 Gänge), 79 Euro (4 Gänge)