Henns RestaurantkritikVegetarischer „Bagatelle" fehlt etwas – es ist nicht Fleisch
Köln – Die „Bagatelle“ ist eine Kölner Erfolgsgeschichte, drei Läden existieren mittlerweile, sogar ein Kochbuch gibt es. Serviert werden französische „Bagatellen“ (Kleinigkeiten), also Tapas à la française. Über dem Eingang der Dependance in der Herbrandstraße, einem belanglosen 80er Jahre Bau, hängt nur ein großes „V“. Zeichen dafür, dass es sich hier um den vegetarischen Ableger der Bagatelle handelt. Vieles wird hier richtig gemacht: Es gibt eine große Auswahl Speisen (rund 60), alles um die 5 Euro, in der Regel zupackend gewürzt und heiß serviert. Sie hören schon ein „Aber“ heraus?
Schöne Einrichtung, langsamer Service
Es fing schon bei der Reservierung an. Einerseits steht auf der Homepage: Bitte reservieren per WhatsApp oder Mail. Wenn man zur Sicherheit zusätzlich anruft, heißt es: Reservieren nicht nötig, einfach vorbeikommen. Einmal da wird einem gesagt: Reservieren kann man nur für drinnen. Ja, was denn nun?
Auf jeden Fall findet sich ein lauschiges Plätzchen halb unter einem Schirm und im Schatten eines der großen Bäume, die um das Außenareal stehen. Der Service war freundlich, aber nicht aufmerksam, und es ist überhaupt nicht gut, wenn Gäste an einem Tisch so unterschiedlich schnell bedient werden. Es dauert zudem lange bis die Bestellung aufgenommen wird, und noch mal lange bis das Essen kommt. Also: Geduld mitbringen.
Totalausfall bei Blumenkohl und Dessert
Für einige Bagatellen lohnt sich das wirklich, zum Beispiel die gebackenen Champignons „Jahrmarkt-Style“ mit Aioli, die in einem kleinen Pfännchen serviert werden und tatsächlich an selige Kirmes-Tage erinnern. Auch gelungen ist die gekühlte Avocado-Gurken-Suppe mit Knoblauchöl, da sie allen Hauptkomponenten Raum gibt (nur nicht wirklich kühl serviert wird). Gut auch die al dente gegarten Tomaten-Basilikum-Ravioli von der Manufaktur LouRiz in Bärlauch-Pistou. Der niedliche Mini-Burger mit Falafel-Patty ist ebenfalls lohnend, wenn auch insgesamt zu trocken.
Ein Ausfall dagegen „Blumenkohl á la Mac & Cheese“ in einer absolut belanglosen Käsesauce. Beim Ratatouille fehlt nicht nur die Panko-Nuss-Kruste, das Gemüse ist zudem viel zu fest und alles zu trocken, um irgendeine Schlotzigkeit zu entwickelt. Die Polenta-Schnitte schmeckt fade, die Pilzfüllung geht weder mit ihr noch mit dem Tomatensugo eine schlüssige Verbindung ein, und bei den Spinatknödeln mangelt es schlicht an Spinat.
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Die merkwürdig grießige Mousse au Chocolat ist dann schlicht misslungen. Neben einer Eis-Sorte der „Eisdielerin“ ist sie übrigens das einzige Dessert auf der Karte. Der bittere Kaffee dazu macht es nicht besser. Die Weinkarte ist klein und ohne Jahrgänge, wobei dieses Unprätentiöse zum Konzept passt. Pluspunkt: Im Keller gibt es eine Kegelbahn.
Bagatelle V, Herbrandstraße 7, 50825 Köln, Tel.: 0160-1162856; Öffnungszeiten: Täglich ab 17 Uhr, bagatelle-veggie.koeln
Probiertes
Gekühlte Avocado-Gurken-Suppe 5 Euro
Gebackene Champignons // 5 Euro
Polentaschnitte // 5 Euro
Ratatouille // 4,50 Euro
Mini-Burger // 5 Euro
Spinatknödel // 5 Euro
Mousse au Chocolat // 4,50 Euro
Fazit: Fleisch und Fisch vermisst man nicht, allerdings eine sorgfältigere Küche.
**erstmals publiziert am 6. August 2021