Hot Pot ist ein chinesischer Food-Trend. Julia Floß ist nach Düsseldorf-Stockum gereist und hat Spieße und Brühen gekostet.
Schmeckt’s, Frau Floß?Das „Malu Bianbian“ ist ein schräges Kleinod im Düsseldorfer Vorort – und die Reise wert
Vielleicht möchte ja jemand die Sommerferien zum Anlass nehmen, nicht nur nach Südfrankreich, Italien oder zur holländischen Küste zu reisen, vielleicht möchte ja jemand einen kleinen Ausflug innerhalb Nordrhein-Westfalens unternehmen. Quasi Kurzurlaub vor der eigenen Haustür. Mein Vorschlag an dieser Stelle lautet: Fahren Sie doch mal nach Düsseldorf-Stockum.
Der einigermaßen verschlafene Vorort gelangte eher zufällig auf meine Reiseliste. Mein Algorithmus schlägt mir regelmäßig Hot-Pot-Restaurants in der Umgebung vor. Häufig sind das Inhalte aus Düsseldorf und eines Tages war eben das „Malu Bianbian“ dabei. Die Fotos zeigten eine quietschbunte, verspielte Einrichtung mit sehr viel Liebe zum Detail. Ein bisschen, als hätten die Kulissenbauerinnen und Kulissenbauer im Phantasialand einen Straßenzug in Chengdu nachgebaut. Oder zumindest die Comic-Version davon.
Hot Pot: Der Trend ist längst in Köln angekommen
Kleine leuchtend blaue Tische mit der typischen Einbuchtung für die Hot-Pot-Schale, Straßennamen in Grün und Rot, überall Neonreklamen und bemalte Wände. Ein großes, vor Kälte dampfendes Regal mit unzähligen Zutaten. Alle fein säuberlich auf Holzspieße gesteckt. Allerlei Bällchen, Gemüse, Tofuknoten, Wachteleier, Pilze in allen Formen und Farben, Muscheln, Garnelen, daneben Schalen mit verschiedenen Nudelsorten und Teigtaschen – eine große, sehr appetitliche Auswahl. Mein Interesse war spätestens jetzt geweckt.
Hot Pot ist ein chinesischer Food-Trend, der auch längst in Köln angekommen ist, allerdings in der Tellergericht-Variante. Gefühlt eröffnet alle paar Wochen ein neuer Malatang-Laden. Das Konzept ist immer ähnlich. Der Gast schnappt sich eine große Schüssel, wählt in der Kühlvitrine seine liebsten Zutaten, die werden an der Kasse gewogen und zusammen mit der gewünschten Brühe serviert. Jeder Gast hat also seine eigene Suppenschüssel und die Brühe wird ausdrücklich mit verzehrt.
Der klassische Hot Pot aus Sichuan ist etwas anderes, nämlich ein deutlich geselligeres Gericht, ähnlich einem Fondue. Die Gäste wählen ein bis zwei, manchmal sogar drei verschiedene Brühen aus und die werden am Tisch in tiefe, beheizte Schalen gegeben. Man sitzt also um den Hot Pot, den Feuertopf, drumherum und beobachtet das konzentrische Blubbern. Für gewöhnlich entscheidet man sich für eine scharfe und eine milde Brühe.
Ein Körbchen voller Spieße und Teller
Dann geht’s zum Kühlregal und man kehrt mit einem Körbchen voller Spieße und Teller zurück. Jeder Teilnehmer trägt die Verantwortung für seine Zutaten und fischt die nach einer gewissen Zeit aus dem Suppenkessel. Auch hier gilt: Sößchen nicht vergessen. Neben der Kühltheke befindet sich ein kleines Saucen-Buffet mit Erdnuss- und Sesampaste, fermentiertem Tofu, Austernsauce, gehacktem Knoblauch, frischen Kräutern, Chiliöl und so weiter. Daraus kann sich jeder Gast ein kleines (oder größeres) Topping zusammen rühren.
Ich wollte mir also das Freizeitpark-Chengdu in Düsseldorf ansehen, habe allerdings nicht das Kleingedruckte gelesen und war, gelinde gesagt, erstaunt, als mich das Navi nach Stockum führte. Der Düsseldorfer Vorort liegt zwar direkt am Flughafen, besticht aber hauptsächlich durch, sagen wir mal, ländlichen Charme. Das beschauliche Nest erinnerte mich doch sehr an meine niederrheinischen Wurzeln, wo ab 19 Uhr keine Busse mehr fuhren. Vor lauter Überraschung zockelte ich bestimmt dreimal am Lokal vorbei. Es ist tatsächlich das Eckhaus mit den roten Dachziegeln und der Photovoltaikanlage. Unglaublich, aber wahr.
Das Servicepersonal ist sehr freundlich und aufmerksam. Geduldig erklären die Mitarbeitenden die Auswahlmöglichkeiten und die Abläufe. Das Angebot ist riesig, frisch und sehr abwechslungsreich. Ich hab mich für die Weinpfeffer- und die Originalbrühe entschieden.
Beim nächsten Besuch möchte noch Tomate-, Pilz- und Tom-Yung-Kung-Brühe probieren. Das „Malu Bianbian“ ist wirklich die Reise wert, ein buntes, schräges Kleinod mitten in Stockum.
Fazit: Tolles Ausflugslokal. Chengdu in Stockum. | Bewertung: 5 von 6 Dreiecken
Malu Bianbian Skewer Hot Pot, Am Hain 44, 40468 Düsseldorf | Öffnungszeiten: Mo+Mi-Fr 17-23 Uhr, Sa+So 12-23 Uhr | Tel. 0211/158 579 09
Meine Auswahl:
- Brühe // Yuangyuan // 9,90 Euro
- Sauce, pro Person // 1 Euro
- Spieße, pro Stück // 0,60 Euro
- runde Teller // 3 Euro
- rote Platte // 4 Euro