Neu in Neu-Ehrenfeld„Maspinzelo“ bietet georgische Tapas – viele davon vegetarisch
„Der Gast ist von Gott gesandt“ lautet ein georgisches Sprichwort. Es sei schlicht und ergreifend unmöglich, georgische Freunde zu besuchen und nach einem Kaffee wieder das Haus zu verlassen, sagen Menschen, die schon im Land gereist sind. Es werde alles aufgefahren, was der Kühlschrank und der Garten hinterm Haus so hergebe. Ein Satz, an den wir uns erinnern werden, nachdem wir Nina Gogoladze getroffen haben.
Die Wirtin ist in Tiflis aufgewachsen, ihre Mutter kocht
Die Frau, die in der Altstadt von Tiflis aufgewachsen ist, Georgiens schöner Hauptstadt, wo fünf Kirchen verschiedener Konfessionen friedlich nebeneinander stehen, hat jedenfalls nicht weniger vor, als diese sprichwörtliche Gastfreundschaft auch in Neu-Ehrenfeld zu leben. Jetzt hat sie auf der Landmannstraße, direkt gegenüber vom Moselstübchen, das „Maspinzelo“ (zu Deutsch: „liebevoller Gastgeber“) eröffnet, und will mit georgischen Tapas punkten.
Das alles folgt einem Plan, der sich entwickelte, als die reiselustige Nina am 2. April 2004 eine Stelle als Au-Pair in Lindenthal antrat. Köln gefiel ihr, und von hier aus kam man vergleichsweise einfach überall sonst nach Europa. Sie studierte Wirtschaftsinformatik, jobbte in der Gastronomie und machte 2012 ihren Master in „International Business“ in Köln und London.
Nachfolger des Familiencafés „Lukha & Herr Landmann“
Viereinhalb Jahre arbeitete sie als Betriebsleiterin bei Bento Box in Düsseldorf. „2016 wurde ich Mama von Lukha“, erzählt sie und strahlt. Als Alleinerziehende eröffnete sie zwei Jahre später das Familiencafé „Lukha & Herr Landmann“, benannt nach Sohn und Hund, das nur von 9 bis 18 Uhr geöffnet war – das kleine Kind ging vor. Dann kam die Pandemie mit ihren Lockdowns, mit To-Go-Angeboten hielt sie sich über Wasser.
Das „Maspinzelo“ ist der nächste Schritt am selben Ort. Auch wenn die Einrichtung noch etwas improvisiert ist, weiß Nina Gogoladze, wo es küchentechnisch lang geht. „Glutenfreie Kuchen, laktosefreie Creme, vegane Torten, selbst gemachte Limonade“ steht mit Kreide auf's Schaufenster geschrieben. Sie lacht: „Das musst du haben in Ehrenfeld.“ Selbstverständlich sind alle Kuchen selbst gebacken, die Stücke (zwischen 3 und 3,50 Euro) riesig. Möhren- und Schokokuchen gibt es immer, alles andere saisonabhängig. Äpfel, Pflaumen und Sauerkirschen etwa kommen aus dem eigenen Hinterhof.
Besonders junge Männer würden immer mehr Wert auf Vegetarisches/Veganes legen. Müslis zum Frühstück (ab 6,50 Euro) seien ebenso beliebt wie die Hafermilch im Cappuccino (Heilandt-Kaffee, 2,80 Euro). Der Renner aber ist das Rührei mit Kräutern und Tomaten (6,90 Euro), von Ninas Mutter Irina und ihrer Tante Marina frisch zubereitet. Das Geheimnis: Bio-Eier und Svaneti-Salz, eine georgische Kräutermischung nach Geheimrezept, die pur schmeckt wie eine Art selbstgemachtes Gemüsebrühe-Konzentrat. Frühstücken kann man bis 12.30 Uhr, am Wochenende bis 14 Uhr.
Zutaten, die der Garten so bietet
Eine gute Fügung für Nina Gogoladze ist die Tatsache, dass traditionelle georgische Küche ganz oft per se vegetarisch oder vegan ist. Zutaten, die der Garten so bietet eben, angereichert durch gehaltvolle Pestos aus Nüssen oder Mandeln sowie Granatapfelkerne. Salate wie Qartuli (Tomaten, Gurken, viel Petersilie, Walnüsse), Tsitluri (Rote Bete, Feta-Käse, Dill, Granatapfelkerne, Svaneti-Salz, je 7,50 Euro) oder Tsiteli Lobio (das Nationalgericht ist ursprünglich ein Eintopf aus Feuerbohnen, Mandeln, Zwiebeln, Paprika und Kräutern und wird deshalb im Tontopf angerichtet, 7,70 Euro) werden mit selbst gebackenem Fladenbrot aus Weizen oder Mais serviert.
Weitere Nationalgerichte sind Badrijani Nigozshi, in georgischem Walnusspesto gegrillte Aubergine (7,70 Euro) oder Pkhali, Spinatbällchen in Nuss-Mandel-Pesto (7,90 Euro). Wer Lust am Probieren hat, nimmt einen gemischten Tapasteller (15,50 Euro). Als Beilagen gibt es zusätzlich Pommes (3,50 Euro) oder Kartoffelecken aus dem Ofen (5,50 Euro).
Imeruli Xachapuri – Brotfladen mit Käse gefüllt
Typisch georgisch auch der mit drei Sorten Käse gefüllte Brotfladen Imeruli Xachapuri (8,50), der auch den Vegetarier über Hüftgold nachdenken lassen sollte, oder die Dim-Sum-ähnlichen Khinkali (3 Stück 5,50 Euro, 10 für 15 Euro), handgemachte Teigtaschen, die mit pikant gewürzten Rinderhack, Champignonragout oder Kartoffelpüree gefüllt sind.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Satsiwi ist bei uns ein Festtagsessen“, sagt Nina Gogoladze über den aus in Nusssauce eingelegtem Hähnchen bestehenden kalten Hauptgang, der traditionell mit heißem Maisfladen aufgestippt wird (8,90 Euro), aber auch mit Reis angeboten wird (9,50 Euro). Geht es nach der Chefin, sollte man auch das Lula Kababi (12,90 Euro) probieren, ein Kebabspieß aus Hackfleisch, der sein besonderes Aroma eingearbeitetem Lavash zu verdanken hat, einem Püree aus süßsäuerlichen, getrockneten Pflaumen. Die „liebevolle Gastgeberin“ lächelt – ihr lang gestrickter Plan könnte aufgehen.
Maspinzelo, Landmannstr. 4, Tel. 0221-95624999, geöffnet täglich 10-22 Uhr. Getränkepreise: Wasser (2,20 Euro), Kölsch (2,50 Euro), Hauswein (4,90 Euro), hausgemachte Limonade (4,30 Euro).