Köln – Bei aller Vorfreude schwingt eine gute Portion Nervosität bei den Protagonisten mit, entscheidet die gerade getätigte Unterschrift doch über nichts weniger als die Zukunft. Für Franco Medaina (67), der nach fast 30 Jahren im eigenen Restaurant „L’Accento“ den Kochlöffel weitergibt und in Ruhestand geht. Und für Julia Komp (32), Deutschlands jüngste Sterneköchin, die ab November ihr erstes eigenes Restaurant betreiben wird. An der Kämmergasse, im Schatten von Agrippabad, Wasserturm-Hotel, DEG-Bank und Literaturhaus, entsteht so eine Art kulinarisches Mehrgenerationenhaus, denn beide Parteien werden auch hier wohnen.
Promi-Gäste wie Helmut Kohl, Michael Bublé oder Catherine Deneuve
Ein bisschen wehmütig ist Franco schon. Am 12. September wird er zum letzten Mal am Herd des „L’Accento“ stehen und seine gehoben italienische Küche zubereiten. Mit Ehefrau Marisa Medaina als Restaurantleiterin hat er in all den Jahren vor allem Stammgäste verwöhnt mit Gerichten wie Strozzapreti mit Rehragout, gefüllten Baby-Calamari oder Filet vom Stör mit Safranrisotto, aber auch zahlreiche Prominente bekocht wie Gina Lollobrigida, Franco Nero, die Familie von Helmut und Hannelore Kohl oder Catherine Deneuve. „Dein Liebling war Ornella Muti“, sagt Marisa und lacht. Sie selbst habe sich besonders über den kanadischen Sänger Michael Bublé gefreut und über Oscar-Preisträger Roberto Begnini.
Familiäre Atmosphäre
Es sei immer sehr familiär zugegangen im „L’Accento“, sagt der Italiener, der sich jetzt erstmal um die Mutter kümmern möchte, die in der Nähe des Gardasees lebt. Er ist voll des Dankes für seine treuen Gäste und appelliert an Sie, seiner Nachfolgerin eine Chance zu geben. „Julia wird das richtig gut machen“, ist sich der Patron sicher. Und damit der Schnitt nicht zu radikal wird, soll Marisa zumindest mittags weiter im Service arbeiten.
Der Kontakt zwischen Komp und Medaina kam über einen gemeinsamen Bekannten aus der Branche zustande. „Ich habe schon seit drei, vier Jahren Nachfolger gesucht,“ sagt Franco Medaina. Nach dem ersten Treffen ging alles sehr schnell. Man versteht sich offensichtlich gut, und die Lokalität mit zwei Gasträumen und einem sehr idyllischen, großen Innenhof passt der Sterneköchin perfekt ins Konzept. „Die gute Qualität der Zutaten, die Franco immer verwendet hat, wollen wir beibehalten“, sagt Julia Komp. Ansonsten wird erst einmal renoviert – schlicht, edel, marokkanisch. Komplett erneuert wird die Küche, trotzdem ist sie überzeugt, dass man Anfang November eröffnen kann.
Fine Dining im „Sahila“
Im Fine Dining-Restaurant „Sahila“ wird gehobene saisonale Küche mit orientalischem Touch serviert. Es wird ein alle sechs bis acht Wochen wechselndes Menü geben (um 150 Euro), das stets auch in vegetarischer Variante angeboten wird, dessen Gänge aber auch à la Carte bestellt werden können. „Das Menü soll jeweils eine kleine Weltreise werden“, sagt Komp. „ Da kann eine indische Vorspeise auf einen thailändischen und einen japanischen Zwischengang und eine orientalische Hauptspeise treffen: traditionelle Gerichte neu interpretiert.“ Platz werden hier bis zu 25 Gäste finden.
„Yu*lia“ als Mezze-Bar
„Im zweiten Raum wollen wir das „Yu*lia“ als Mezze-Bar betreiben: mit orientalischem Touch zusammen Essen wie in großen Familien. In orientalischen Ländern ist die Gastfreundschaft so krass, das wollen wir hier auch leben“, sagt Komp. Neben bunten Vorspeisenplatten (eben Mezze, ab etwa 12 Euro), mit Baba Ghanoush, Humus, Ishli Köfte, Falafeln oder anderen leichten Exoten soll es aber auch klassische mediterrane Hauptgänge (ab 20 Euro) geben wie frischen Fisch mit Gemüse, Couscous-Salat mit Filetspieß, Hähnchen-Tajine mit Salzzitronen oder Oktopus.
Mitnamensgeber des „Yu*lia“, das mittags und abends geöffnet sein wird und etwa 35 Plätze bietet, ist Komps Lebensgefährte Yunus Özananar (34), der auch die kaufmännische Leitung übernimmt.
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Der begrünte Innenhof wird im Stil eines Riads, eines traditionellen marokkanischen Hauses, umgestaltet. Er gehört im Sommer mittags zum „Yu*lia“, abends zum „Sahila“. Und im Winter will Julia Komp hier kuschelige Weihnachtsatmosphäre schaffen: mit orientalischem Glühwein, Snacks und Stockbrot. Sie lacht: „Und kleine Hochzeiten kann man hier auch wunderbar feiern.“