Die Hauben des „Gault&Millau“ sind unter Köchinnen und Köchen begehrte Auszeichnungen. Wer in Köln und der Region ausgezeichnet wurde – und wer nicht.
RestaurantführerErschreckend viele Kölner Restaurants fehlen im neuen „Gault&Millau“
Einst war der „Gault&Millau“ Deutschlands gefürchtetster Restaurantführer. Scharfzüngige Verrisse fanden sich dort, wie sie im braven Michelin nie erschienen wären. Nach Verlagswechseln und einem Lizenzstreit wurde im vergangenen Jahr kein Guide veröffentlicht, anderthalb Jahre nach der letzten Ausgabe sind endlich die neuen Bewertungen erschienen. Für Gastronomen sind die Gault-Millau-Hauben weiterhin eine der wichtigsten Auszeichnungen – und auch Fine-Dining-Gäste blicken gespannt auf das Votum der Testesser.
In Köln passen die gerade veröffentlichten Bewertungen zum zuletzt chaotischen Gesamteindruck des „Gault&Millau“. Neu sind das „Le Moissonnier“ mit drei roten Hauben (in der vorherigen Ausgabe war die Bewertung wegen der Neuausrichtung des Restaurants ausgesetzt worden), das „Otto für dich“ erhielt eine rote Haube, der „Hase“ eine schwarze. Für das „Sahila“ und „La Cuisine Rademacher“ ging es eine Bewertung hoch auf zwei rote Hauben, für das „Puls“ empor auf zwei schwarze. Eine Stufe runter hieß es dagegen für das vor wenigen Tagen geschlossene „Astrein“ auf zwei rote Hauben.
Jetzt zu den Kölner Restaurants, die nicht mehr aufgeführt sind, und das sind nicht eben wenige, sondern erschreckend viele: „Ito“ (vorher zwei schwarze Hauben), „Augustin“ und „Bai Lu Noodels“ (je eine rote), und bei einer schwarzen Haube – bitte festhalten, denn es sind gleich neun Restaurants verschwunden: „Essers“, „Cafe 1980“, „Great Wall“, „Haus Scholzen“, „Haus Töller“, „La Fonda“, „Poke Makai“, „Tigermilch“, „Zen“. Darf man das schon Kahlschlag nennen? Zudem finden sich bei den aus den Hauben-Rängen Gestrichenen sowohl Restaurants, die seit Jahren beeindruckend konstant sind, wie das famose „Essers“, wie auch solche die qualitativ noch eine Schippe draufgelegt haben wie das „Ito“.
Alles zum Thema Julia Komp
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„Bembergs Häuschen“ ist längst geschlossen
Dazu kommen gleich drei wichtige Fine-Dining-Restaurants, die überhaupt nicht auftauchen: „Hanse Stube“, „Ouzeria“ sowie „Luis Dias“. Und auch das „Acht“ hätte einen Platz verdient. Das wirkt lieblos bis schlampig recherchiert – und das in der größten Stadt NRWs. Auch vor den Toren Kölns scheint man wenig im Blick zu haben: das „Bembergs Häuschen“ gab am 13. September 2024 bekannt, dass man zum Jahresende schließe, in der neuen Ausgabe wird es weiterhin gelistet.
Da passt es ins Bild, dass zwei der besten Weinkarten der Stadt nicht ausgezeichnet wurden: die der „Henne Weinbar“ und des „Tanica“. Die Auszeichnungs-Liste für Weinkarten weist aber sowieso mehr Löcher als Käse auf – was daran liegen könnte, dass Restaurants für diese extra bezahlen müssen. Ehrlich gesagt kann man es dann auch gleich ganz sein lassen.
Zu den größten Fehlbewertungen gehören sicher die rote Haube für das „Phaedra“ und die schwarze für das „Gruber's“ – womit beide deutlich zu niedrig eingestuft sind. Auch die kulinarische Weiterentwicklung der „Caruso Pasta Bar“ wird nicht gewürdigt.
Die Stärke des „Gault&Millau“ war neben der spitzen Feder über viele Jahre, dass er durch sein Punktesystem besser differenzieren konnte als der Michelin, bei dem sich im 1-Sterne-Bereich extrem unterschiedliche Qualitäten tummeln. Genau in diesem Segment hat man in der neuen Ausgabe allerdings die größte Schwäche.
Trösten kann man sich ein wenig damit, dass Joachim Wissler mit seinem „Vendôme“ im Grandhotel Schloss Bensberg weiterhin die Höchstbewertung erhält.