Regionale Speisen vom eigenen Feld auf dem Teller und Naturwein im Glas – Unser Restaurantkritiker ist angetan vom neuen Restaurant in Ehrenfeld.
Restaurantkritiker Carsten HennDie Frohnatur Weinstube ist eine der spannendsten Neueröffnungen in Köln
Ein wichtiger kulinarischer Trend ist endlich in Köln angekommen: die Neue Regionalküche oder Nova Regio. Obwohl im Schatten des Doms schon ein paar Restaurants in diese Richtung arbeiten, tut es niemand so radikal regional wie die in Ehrenfeld neu eröffnete Frohnatur Weinstube. Was hier auf den Teller kommt, stammt mit großer Wahrscheinlichkeit vom eigenen Feld in Pulheim-Stommeln. „Kann gut sein, dass das Gemüse heute Morgen noch im Boden steckte“, erklärt die nette Serviererin.
Auch dem Nose-To-Tail-Cooking hat man sich verschrieben, heißt: alles vom Tier wird verwendet. Wobei das meiste der kleinen Karte ohnehin vegetarisch ist. Dazu gibt es je eine Vor- und Hauptspeise mit Fleisch (Lamm) und Fisch (Eifelforelle). Eine so radikale Selbstbeschränkung erfordert zum kulinarischen Gelingen Top-Produkte, sicheres Handwerk und viel Kreativität.
In der Frohnatur Weinstube wird im Rauch gegart
Schon beim Eintreten merkt man, welche Garmethode hier sehr geschätzt wird. Obwohl das Fenster zur Straße weit geöffnet ist, empfängt den Besucher starker Rauchgeruch. Der findet sich später in vielen Gerichten wieder, unter anderem in der Butter zum Brot, oder beim Blumenkohl, der auf einer Sauce aus Eigelb und Molke angerichtet wird. Auch ein Salatkopf landet auf dem Grill und wird mit gerösteten Sonnenblumenkernen kombiniert, ja selbst bei den Nachtischen kommt er zum Einsatz (sehr gekonnt bei Erdbeeren mit gesalzener, halbgefrorener Sahne).
Wer Rauch nicht mag, sollte deshalb besser einen Bogen um die Weinbar machen – allerdings steht trotz dieser prägenden Aromatik der Eigengeschmack der Zutaten im Vordergrund. Und stets wird sich auf wenige konzentriert, schnörkellos angerichtet. Großartig gelingt der saftige Zwiebelkuchen mit Leinöl sowie Labneh (ein frischkäseähnlicher Rahmjoghurt), der mit einem tollen Spiel von Süße, Frische und bitteren Noten aufwartet. Beeindruckend pur das Lamm mit butterweicher roter Beete und einigen akzentuierenden Kirschen.
In der Frohnatur setzt man auf Naturwein
Wer alles probieren möchte, sollte das Menü zum Teilen wählen – wobei man sich zwischen Fisch, Fleisch und vegetarisch entscheiden muss. Wein ist in einer Weinstube natürlich enorm wichtig, in der Frohnatur setzt man auf Naturwein und hat da einiges zu bieten. Sommelier Pit Spanke kennt seine Tropfen, erklärt viel dazu, und hält auch solche für Neulinge dieses Stils bereit – unter anderem ein Weißwein-Cuvée vom rheinhessischen Weingut Schätzel direkt aus dem Fass. Leider sind die hauseigenen Gläser sehr klein, auf Wunsch gibt es aber größere. Und noch eine Vorwarnung: mit dem Essen kann es manchmal dauern.
Noch klappt nicht alles, manches wirkt verkopft. Dem vegetarischen Hauptgang geht die Puste aus, auch weil Malve in größerer Menge kautechnisch kein reiner Spaß ist, und beim Granité-Dessert ist die Grillnote bei der Meringue des Guten deutlich zu viel. Trotzdem ist dies eine der spannendsten Neueröffnungen Kölns. Und für einige Kölner wird es sicher eines ihrer neuen Lieblingsrestaurants.
Fazit: Bemerkenswertes Restaurant von Überzeugungstätern. Naturwein & lokale Lebensmittel vereint. | Bewertung: 5 von 6 Punkte
Frohnatur Weinstube, Hansemannstraße 33, 50823 Köln | Öffnungszeiten: Mi – Sa ab 18 Uhr | Die Frohnatur Weinstube auf Instagram
Das hat Carsten Henn probiert:
- Kartoffelbrot und geräucherte Butter // 4 Euro
- Gegrillter Salatkopf, Sonnenblumenkerne // 11 Euro
- Blumenkohl, Eigelb // 10 Euro
- Zwiebelkuchen, Labneh, Leinöl // 11 Euro
- Mairübe, Malve, Butter // 16 Euro
- Verjus, Granité, Schlehenblüten, Meringue // 5 Euro
- Gegrillte Erdbeeren, Sahne // 8 Euro
- Menü zum Teilen pro Person // 50 Euro / vegetarisch 40 Euro