Die idyllische Decksteiner Mühle hat einen neuen Pächter. Unser Gastrokritiker Carsten Henn hat sich durchs Menü probiert.
Henns RestaurantkritikWie sich die Decksteiner Mühle seit dem Besitzerwechsel entwickelt hat
So schön die Decksteiner Mühle, so idyllisch das Mühlenrad, so groß der Biergarten, so schwer kann sie als Pflaster für Gastronomen sein. Der letzte Pächter hielt – auch wegen der Corona-Lockdowns – nur wenige Jahre durch. Der neue Pächter betrieb bis Ende Februar das Weinhaus Brungs am Marsplatz und macht nun hier in bewährter Manier weiter.
Aufgrund der 400 Plätze, viele davon im Freien, ist die Speisekarte sehr populär bestückt: Flammkuchen, Matjes, gebackener Camembert, Käsespätzle, Rumpsteak, Schnitzel, Lachsfilet mit Dillsauce, drei Kindergerichte. All das hätte vor Jahrzehnten genauso draufstehen können, schließlich kommen diese Klassiker nicht aus der Mode.
Aber es gibt auch ein paar Überraschungen, wie die pikante, kalte Wassermelonen-Gemüsesuppe. Dahinter verbirgt sich eine Gazpacho mit angenehm fruchtigem Touch und feiner Schärfe. Erfrischend im Sommer – auch wenn wir gerade keinen haben.
Decksteiner Mühle: Zwei Gerichte sind eine Überraschung
Eine weitere Überraschung ist, dass sich zwei Gerichte mit Fleischwaren der Pfälzer Metzgerei Hambel auf der Karte finden – einst Kanzler Kohls Saumagen-Lieferant. Eines davon sind Pfälzer Bratwürste, die den Import durchaus gelohnt haben. Sie hätten zwar noch etwas länger auf dem Grill bleiben dürfen, aber der feinwürzige Geschmack stimmt. Dazu gibt es Sauerkraut und Kartoffelpüree. Deftig und gut.
Zu den Traditionsgerichten der Karte gehört die Kalbsleber „Berliner Art“, auch sie wird souverän zubereitet, wobei sie im Inneren etwas rosiger hätte ausfallen dürfen. Schmorzwiebeln, glasierte Apfelspalten und Kartoffelstampf dazu sind ebenfalls gelungen. Nicht sagen kann man das für den Rösti-Taler, auf dem der hausgebeizte Lachs liegt: viel zu kompakt, fettig, und kein bisschen knusprig. Er bleibt aber der einzige Totalausfall.
Knusprig gelingen die Bratkartoffel-Würfel zum Matjesfilet „Hausfrauen Art“ mit Scheiben roter Beete und Salat, und auch der Tomatenbrotsalat mit Basilikumpesto und roten Zwiebeln überzeugt, wenn auch die Brotstücke zu groß und zu weich sind.
Drei verschiedene Nachspeisen gibt es, sehr süß sind sie alle. Und beim Zimteis mit Tresterpflaumen fragt man sich, was das Gericht auf einer Sommerkarte zu suchen hat – selbst wenn wir gerade keinen… Sie wissen schon. Das Vanilleeis zu den Erdbeeren hat nur eine sehr durchschnittliche Qualität, mehr Freude machen da die zwei Nocken der hausgemachten Mousse au Chocolat zu denen ein kleines Schälchen mit Kirschkompott gereicht wird.
Für die meisten Speisen gilt: Die Portionen sind groß. Der Service ist nett, aber bei vollem Haus kann es mal dauern, bis das Essen auf dem Tisch steht – übrigens auf schönem Geschirr.
Neben Bier gibt es auch 25 Flaschenweine, vor allem aus Deutschland (leider ohne Jahrgang aufgelistet), und über zwanzig offene, das 0,2-Glas ab 5,10 €. Da auch einige Spitzenbetriebe, wie Bürgerspital und Zilliken darunter sind: fair kalkuliert.
Fazit: Klassiker der Brauhausküche, solide zubereitet. Das alles in schönem Ambiente. Und ein paar gute Weine gibt es auch. | Bewertung: 4 von 6 Punkte
Decksteiner Mühle: Gleulerstr. 371, 50935 Köln, Tel. 0221 25 81 666. Mo-Do ab 17, Fr-So ab 12 Uhr. decksteiner-mühle.com
Henns Auswahl:
- Wassermelonen-Gemüsesuppe 7,90 €
- Tomatenbrotsalat 8,90 €
- Hausgebeizter Lachs mit Rösti 10,90 €
- Matjesfilet „Hausfrauen Art“ mit Bratkartoffeln 17,90 €
- Kalbsleber „Berliner Art“ 22,90 €
- Pfälzer Bratwürste 18,90 €
- Zimteis mit Tresterpflaumen 6,90 €
- Mousse au Chocolat 6,90 €
- Erdbeeren mit Vanilleeis 7,90 €