Sterneköche mit FrittenbudeWas „Oskar's feinstes Fastfood" in Köln zu bieten hat
Auf die Idee muss man als Koch-Duo mit Michelin-Stern erstmal kommen: eine Imbissbude auf dem Parkplatz eines Discounters zu stellen. Überraschung Nummer zwei: Das Gourmet-Restaurant befindet sich in Nideggen, die Bude – neudeutsch: Foodwagen – in Köln-Marsdorf.
Das Angebot an Speisen, die zukünftig in Glasbehältern mit Pfand verkauft werden sollen, ist klein und wechselt wöchentlich. Die leckere Currywurst, für die Herbert Brockel und Tobias Schlimbach schon lange bekannt sind, steht aber immer auf der Karte. Sie enthält 18 Gewürze, die von Hildegard von Bingen inspiriert sind – auch wenn sich die nicht wirklich herausschmecken lassen. Die betont süßliche Sauce dazu hat dank groben Senfkörnen einen schönen Frischekick. Die Fritten werden nach belgischer Tradition in Rindertalg frittiert und sind herrlich knusprig. Von der Variante mit Trüffelöl sollte man aber besser die Finger lassen, die hat mit echten Trüffeln soviel zu tun wie Schalke 04 mit Erstligareife.
Wechselndes Menü und eingemachte Speisen
Neben den frisch angerichteten Gerichten gibt es zwei weitere Säulen: ein wöchentlich wechselndes Menü, das man zu Hause im Wasserbad, Ofen oder in der Mikrowelle fertigstellt, sowie in Weckgläsern eingemachte Speisen.
Wenn manche Köche von „Fleischeinlage“ sprechen, kommt das einer Spurensuche im Eintopf gleich. Nicht so beim Team aus Nideggen, da stellt das köstliche Haxenfleisch bei der Linsensuppe fast 50 Prozent. Es ist auch endlich mal eine Linsensuppe die ausreichend Essig beinhaltet. Knollensellerie und Möhren finden sich in großen Stücken, das ist bei vielen Speisen so: grob gestückelt, handfest gewürzt. Mit Haute Cuisine hat das nichts zu tun, aber mit einer überzeugenden, gutbürgerlichen Küche. Großartig finde ich, dass das dynamische Duo Rinderzunge auf der Karte hat. Das From-Nose-To-Tail-Cooking ist ebenso nachhaltig wie kulinarisch sinnvoll. Weitere „Exoten“ sind die Lammbolognese oder Kaninchenkeule in Dornfelder geschmort.
Menü mit Eventcharakter
Die dritte Säule bilden wöchentlich wechselnde Menüs, die einen Hauch Eventcharakter haben, zum Beispiel ein Menü, das dem Winter Lebewohl sagt. Mit kleinteiliger Sterneküche für zu Hause sollte man auch dabei allerdings nicht rechnen.
In der Woche des Tests gab es ein vegetarisches Menü, bei dem ein Salat mit Grünkohl den Höhepunkt bildete. Denn dem etwas schwerfälligen Gemüse wurde mit Rosinen, krossen Topinambur-Chips, Walnüssen und Kürbis- sowie Pinienkernen gehörig Schwung verliehen. Solide gelangen das Rote Curry und die – betont salzige – Lauchcremesuppe. In Sachen Dessert darf das Duo gerne noch eine Schippe drauflegen, die Vanillecreme mit Mandarinen geriet spannungslos.
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Kirchgasse 10 a, 52385 Nideggen (Sa 12-15 Uhr) & Dürener Straße Ecke Emmy Noether Str. 10 auf dem Aldi-Parkplatz, Marsdorf (Mo-Sa 11.30-18.30 Uhr), Tel. 02427 /9091066
www.burgrestaurant-nideggen.de
Das haben wir probiert
- 4-Gang-Menü 59 Euro (nur auf Vorbestellung)
- Currywurst mit Pommes 6,50 Euro
Im Weckglas (2 Portionen):
- Kaninchenkeule im Dornfelder geschmort 28 Euro
- Gekochte Rinderzunge 28 Euro
- Linseneintopf mit Haxenfleisch 18 €
- Lammbolognese 26 €
Fazit: Klasse Currywurst und prima Eingemachtes, wöchentlich wechselnde Menüs.