Törtchen Törtchen: Neue Filiale im Bahnwärterhäuschen in Braunsfeld

Braunsfeld – 1999 stand das Bahnwärterhäuschen am Clarenbachplatz kurz vor dem Abriss. Dass es nicht zum Schlimmsten kam und das Bauwerk denkmalgeschützt wurde, ist dem Einsatz der Initiative Braunsfelder Markt (später Interessengemeinschaft Braunsfelder Bürger) zu verdanken. Ilsetraut Popke, eine der damaligen Initiatorinnen, hat nun maßgeblich an der Sanierung des Baudenkmals mitgewirkt. Gemeinsam mit Bauunternehmer Anton Bausinger konnte sie ein Stück Braunsfeld reaktivieren.

Fünfte Filiale von Törtchen Törtchen

Als fünfte Filiale der Patisserie Törtchen Törtchen macht das Bahnwärterhäuschen seit seiner Eröffnung Bella Figura, den Liebhabern süßer Genüsse bietet es feinste Konditoreiwaren und Eisspezialitäten aus rein handwerklicher Fertigung. 1954 als einstöckiges Stationsgebäude zur Güterabfertigung in Betrieb genommen, erhielt es durch die nachträgliche Erbauung des Stellwerkturms 1959/1962 eine weitere Funktion. Außer Dienst ist es bereits seit 1980, die Umstellung auf elektronische Stellwerke machte das Bahnwärterhäuschen überflüssig. Zunächst beherbergte es ein Sportbekleidungsgeschäft, 1999 verkaufte die Häfen- und Güterverkehr Köln das Haus an die Lammerting Immobilien Gruppe. Der Widerstand der Bürgerinitiative gegen den geplanten Abriss des Gebäudes führte allerdings zur vollständigen Rückabwicklung des Verkaufs.

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Herzenssache für Bauunternehmer Bausinger

Für Anton Bausinger, der das Grundstück 2010 erwarb, war die Instandsetzung des Bahnwärterhäuschens eine Herzenssache. „Ich bin Braunsfelder, mir liegt viel an der Erhaltung des Bahnwärterhäuschens“, sagt er. Der Geschäftsführer von Friedrich Wassermann Bauunternehmen war einer der Hauptbeteiligten bei der Überbauung der Bahngleisstrecke am Clarenbachplatz, das Kleinod an der Aachener Straße 460 wollte er dem Ort so erhalten, wie es den Braunsfeldern in Erinnerung ist.

Zwar kostete die denkmalgerechte Sanierung das Vielfache eines Neubaus, das Interesse und der Zuspruch der Anwohner entschädigte ihn aber bereits während der Sanierungsphase für den Mehraufwand. „Die ganze Zeit schauten die Leute herein und fragten, was wir da machen und was aus dem Gebäude wird“, erzählt Architektin Ilsetraut Popke, die Spezialistin für denkmalgeschützte Bauwerke holte Bausinger für sein Projekt mit ins Boot.

Etwas Süßes für Braunsfeld

Besonders für die Anlieferung der essbaren Kunstwerke von Törtchen Törtchen haben die baulichen Veränderungen Vorteile, auch die Installation einer Theke war nur aufgrund der hinzugekommenen Erweiterung möglich. „Dass ein Vermieter fragt, was er für einen tun kann, habe ich noch nie erlebt“, sagt Matthias Ludwigs, Chefpatissier und seit 2012 auch Mitinhaber von Törtchen Törtchen. Gegründet hatte Kompagnon Elmar Schumacher-Wahls das Unternehmen 2005, seine organisatorischen Kompetenzen und Ludwigs Kreativität ergänzen sich perfekt. „Anfragen für das Ladenlokal im Bahnwärterhäuschen gab es viele, aber ich wollte etwas Süßes für Braunsfeld“, sagt Anton Bausinger über seine Wunschmieter.

In Lindenthal aufgewachsen, absolvierte Matthias Ludwigs seine Ausbildung im Queens Hotel. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er bei Stefan Marquard, Dieter Müller und dessen Chefpatissier Frederic Guillon. 2009 kürte ihn der Gault Millau zum Patissier des Jahres, und nach „Der Feinschmecker 2014“ und dem Varta-Führer 2014 befindet sich der süß-affine Genießer bei Törtchen Törtchen in allerbesten Händen. Selbstredend stehen Törtchen, aber auch Tartes, Macarons und Eis zur Auswahl, erstmals vereinen Matthias Ludwigs und Elmar Schumacher-Wahls Patisserie- und Eisverkauf an einem Standpunkt. Ihre „Schmelzpunkt“ genannte Eis-Linie harmoniert hervorragend mit den Konditorei-Produkten, die mit raffinierten Toppings gekrönten Eishörnchen kommen ebenso appetitlich daher wie die vielgestaltigen Miniaturküchlein in der üppig bestückten Theke.

Grundsätzlich basiert die Filiale auf dem Mitnahmekonzept, ob in Zukunft Sitzplätze hinzukommen werden, steht noch nicht fest. Unstrittig scheint kurze Zeit nach der Eröffnung, dass der attraktive Zuwachs einen zusätzlichen Anziehungspunkt im Bereich des Clarenbachplatzes darstellt. „Zusammen mit dem Wochenmarkt und der Kirche wird das ein ganz zentraler Platz“, resümiert Ilsetraut Popke. Der rege Kundenverkehr im Bahnwärterhäuschen ist dafür das beste Indiz.