Rheinland für EntdeckerAuf Zeitreise im Besucherbergwerk in Windeck gehen
- Gehen Sie mit uns auf Sommerreise: In unserer Serie „Rheinland für Entdecker“ geben wir Tipps für Ausflüge und Kurzurlaube in unserer Heimat.
- Diesmal geht es auf Zeitreise im Siegtal. Im Besucherbergwerk aus dem 14. Jahrhundert finden spannende Führungen statt.
- Lesen Sie hier auch alle bereits erschienenen Ausflugstipps aus unserer Sommerserie „Rheinland für Entdecker".
Siegtal – Mit „Hallo und Glück auf“ begrüßt Eberhard Baumgart seine Kollegen in der Grube Silberhardt. Es ist ruhig in dem historischen Erzbergwerk in Windeck-Öttershagen.
„Die letzte Schicht ist hier 1926 eingefahren“, erzählt der 74-jährige Baumgart. In den historischen Stollen aus dem 15., 18. und 19. Jahrhundert bauten die Bergleute in mühevoller Arbeit erst Blei- und Silbererz und später Eisenerz ab. Heute erzählt ein Besucher- und Informationszentrum von den 800 Jahren Erzabbau der Grube Silberhardt, sie war und ist ein großer Teil der Industriegeschichte Windecks. Auf dem Gelände gibt es außerdem einen offenen Stollen und einen Bergbauwanderweg.
Besucherandrang am allerersten Wochenende
Mittags beginnt die erste Führung. Ausgestattet mit Schutzhelmen und Umhängen führt Baumgart regelmäßig Einzelbesucher und Schulklassen durch den Stollen. Und der Mann hat viel zu erzählen. Ende der 1990er Jahre begann er mit einer kleiner Gruppe, die verschütteten und eingestürzten Stollen der Grube freizuräumen. „Ich habe in den Anfängen mit Hacke, Schippe und Schubkarre gebuddelt“, sagt er. Etwa 30 Leute hätten mitgeholfen, fast jedes Wochenende habe man zum Arbeiten genutzt. Dank der vielen mühsamen Stunden begann für die Grube Silberhardt damit ein neues Kapitel: „Nach zwei Jahren haben wir zum ersten Mal überlegt, ob das vielleicht für Besucher interessant sein könnte.“ Und das war es: Am ersten Wochenende seien bereits 250 Leute gekommen, um sich das Bergwerk aus dem 14. Jahrhundert anzusehen.
Für Eberhard Baumgart beginnt die Beziehung zur Grube Silberhardt aber schon viel früher. „Ich bin als Rucksackdeutscher aus Schlesien hierher gekommen und habe, bis ich sieben Jahre alt war, im ehemaligen Obersteigerhaus gewohnt“, erzählt er und zeigt auf das Haus gegenüber dem Erzbergwerk. In den 1950er Jahren fungierte das Gebäude als Vertriebenenhaus, dann als Armenhaus. Für den jungen Eberhard Baumgart diente das stillgelegte Bergwerk als Ort zum Spielen. „Es gab eine große Abraumhalde, da konnte man Glitzersteine finden.“ Das, was in den Steinen glitzerte, sei Blei gewesen.
Glitzersteine und andere Fundstücke
Glitzersteine und eine ganze Reihe weiterer Fundstücke sind im Besucherzentrum der Grube Silberhardt ausgelegt. Darunter Eisenerze oder das unter dem Namen Katzengold bekannte Pyrit. Hier beginnt Baumgart seine Führung für die Besucher. Ein bisschen Vorwissen über die Arbeit im Bergwerk muss sein, bevor es unter Tage geht. Jahrhundertelang baute man hier Edelmetalle ab, der Berg ist daher zerfurcht von Stollen und Schächten. An der Wand hängt ein Schwarz-Weiß-Foto von den Bergarbeitern, die 1926 zur letzten Schicht eingefahren sind.
„Der Enkel von einem dieser Männer war bis vor zwei Jahren noch Grubenführer bei uns“, sagt Baumgart. Alle Grubenführer arbeiten ehrenamtlich in der Grube Silberhardt, viele haben einen persönlichen Bezug zur Geschichte des Bergwerks. Auch heute graben die etwa 20 aktiven Mitglieder des Fördervereins noch weiter an der Erschließung der Stollen, natürlich nur unter der Aufsicht eines erfahrenen Steigers. „Wir dürfen nur arbeiten, wenn es sicher ist“, sagt Eberhart. Für den 74-Jährigen ist die Grube ein Herzensprojekt. Etwa 270 Meter Stollen sind mittlerweile zugänglich.
Das könnte Sie auch interessieren:
Über den Hof gelangt Baumgart zum geöffneten Oberen Stollen. Abenteuerlich ist die Führung durch die unterirdische Höhle – und kalt. An manchen Stellen ist die Decke nur 1,50 Meter hoch, am tiefsten Punkt befindet man sich 48 Meter unter der Erde. Baumgart erzählt während seiner Führung sowohl von der Arbeit der Bergleute, die das Silbererz abbauten, als auch von der Anstrengung der Ehrenamtler, die zugeschütteten Stollen freizuräumen.
Grube Silberhardt ist das einzige Besucherbergwerk im südlichen NRW
Nach 70 Metern führt die Tour an einer Schatzkammer vorbei, die die schönsten Brocken aus der Grube beherbergt. „Das haben wir alles hier gefunden. Ich weiß noch genau, wo alles lag.“ Es geht zurück hoch, zurück ans Sonnenlicht, zum Bergbauwanderweg. Auf rund zwei Kilometern Wegstrecke informieren 14 Stationen über die historische Industrievernetzung in Windeck. Etwa über den Stollen der Grube Prosa aus dem 19. Jahrhundert oder den Weg, auf dem die gewonnenen Erze mit einer seilgeführten Lore zur Rampe transportiert wurden.
Der Bergbauwanderweg ist ein Rundweg, er beginnt und endet an der Grube Silberhardt. „Wir wollen hier die Industriegeschichte der Region darstellen. Die Grube Silberhardt ist das einzige Besucherbergwerk im südlichen Nordrhein-Westfalen“, erklärt Stephan Döring aus dem Vorstand des Fördervereins zur Erhaltung der Bergbau- und Hüttentradition, der das Museum betreibt.
Knapp 30 Jahre bevor die Grube Silberhardt den Betrieb einstellte, baute ein paar Kilometer entfernt in Windeck-Schladern die englische Firma Elmores ein Kupferwerk. Während im Erzbergwerk Edelmetalle abgebaut wurden, produzierten mehrere Hundert Arbeiter dort Kupferrohre, die in die ganze Welt verschifft wurden. Bei der Stromerzeugung half der benachbarte Siegwasserfall. In den 1990er Jahren schloss das Kupferwerk, das zu dem Zeitpunkt bereits im Besitz der Firma Kabelmetal war, seine Tore.
Einkehren im Biergarten Elmores
Wie in der Grube Silberhardt sorgte auch hier ein engagiertes Team aus Bürgern dafür, das Gelände wieder zu beleben. Seit einigen Jahren dient die ehemalige Versandhalle des Unternehmens als Kulturhalle und Bürgerzentrum. Hier finden zahlreiche Konzerte, Kabarettvorstellungen und Partys statt.
An das ehemalige Kupferwerk erinnert – zumindest vom Namen her – der Biergarten Elmores auf dem Gelände von Kabelmetal. Ein guter Ort, um beim Rauschen den Siegwasserfalls den Ausflug in die Industriegeschichte Windecks ausklingen zu lassen.
Die wichtigsten Anlaufpunkte um die Grube Silberhardt
Führungen: Das Besucherbergwerk Grube Silberhardt, Eisenbergstr. 29, in Windeck ist ganzjährig geöffnet. Unter der Woche gibt es jeweils um 11.30 Uhr eine Führung. Der Eintritt kostet für 6,50 Euro und für Kinder unter zwölf Jahren drei Euro. Telefon: 02292/92 88 87. www.grube-silberhardt.de
Einkehr: Im Restaurant Bergischer Hof, Elmoresstr. 8, in Windeck gibt es gutbürgerliche Küche, am Wochenende Waffeln. Für Abenteurer bietet das Restaurant ein Gruben-Dinner unter Tage an.
Für Kinder: Rund zehn Minuten Fußweg von der Grube Silberhardt entfernt liegt der Alpakazuchthof „Alpakas des Westens“, Rosterwiese 12. Mittwochs von 15 bis 18 Uhr kostenlose Besichtungen, geführte Alpakawanderungen an können vorher gebucht werden. Telefon: 0 22 92/68 77 36
Bei schlechtem Wetter: Sollte es regnen, bietet sich das Besucherzentrum der Naturregion Sieg, Schönecker Weg 3, mit einer Ausstellung über das Windecker Ländchen und regionalen Produkten an.
Kultur: Die über 800 Jahre alte Burgruine Windeck ist das Wahrzeichen der Gemeinde. Von Kabelmetal aus läuft man etwa zwei Kilometer bis zur Burg.
Übernachtung: Eine abenteuerliche Hotel-Alternative bietet das Siegtal-Baumhaus, das nur wenige Gehminuten von Kabelmetal entfernt liegt. baumhaus-schaeferwagen.de
>Hier finden Sie alle bereits erschienenen Folgen der Serie Rheinland für Entdecker: www.ksta.de/entdeckerwww.rundschau-online.de/entdecker
Rheinische Landpartie: In dem Magazin Landpartie finden Sie auf 148 Seiten die 36 schönsten Landausausflüge und Geschichten zum Nachlesen und -erleben. Entdecken Sie so das Lüttich von Kommissar Maigret, die Menschheitsgeschichte im Neandertal oder das Land der schlafenden Vulkane in der Eifel und vieles mehr. Jetzt für 9,80 € versandkostenfrei bestellen: www.ksta.de/Landpartie2019 oder telefonisch unter 0221/224 23 22 (werktags von 8 bis 18 Uhr). Die Auslieferung erfolgt ab dem 29.08.
Anfahrt
Es gilt grundsätzlich: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln geht es schneller als mit dem Auto. Vom Bahnhof Siegburg/Bonn fährt die Straßenbahn 19 eine halbe Stunde bis nach Windeck (Haltestelle „Rosbach Sieg“). Dort fährt die Buslinie 343 Richtung Waldbröl fünf Minuten und hält direkt vor der Grube Silberhardt (Haltestelle „Kohlberg Silberhardt, Windeck“). Für die gleiche Strecke braucht man mit dem Auto knapp eine Stunde. Um direkt zum Gelände von Kabelmetal zu kommen, steigt man an der Haltestelle „Schladern Sieg“ aus.