Tipp einer SommelièreIn diesem Chardonnay steckt viel Können und Leidenschaft
- Romana Echensperger gibt in ihrer Kolumne Tipps und Empfehlungen rund um den Wein.
- Heute empfiehlt sie einen Chardonnay, der zeigt, dass es nicht viel Geld, sondern Leidenschaft und Können braucht, um an den großen Weinen von morgen zu arbeiten.
Köln – Wer bestimmt eigentlich was eine Grand-Cru-Lage ist? Im Fall von Burgund gehen die Ursprünge der Lagen-Klassifizierung bis ins 14. Jahrhundert zurück. Damals haben Zisterzienser-Mönche angefangen, die besseren Weinberge zu markieren. Das waren stets die nach Süden ausgerichteten Hanglagen, die im kühlen Klima reife Trauben versprachen. Später wurden genaue Katasterkarten angelegt und im 20. Jahrhundert endgültig definiert, aus welchen Ecken ein Grand oder Premier Cru stammen darf.
Seit den 1990er Jahren erzeugen diese Weine immer größere Begehrlichkeiten. So klettern Burgunderpreise in ungeahnte Höhen. Laut Safer, der staatlichen Agentur, die in Frankreich über die Entwicklung der Agrarflächen wacht, wurden 2017 Grand-Cru-Weinberge mit knapp 14 Millionen Euro pro Hektar gehandelt. Familienweingüter, die ihre Weinberge an die nächste Generation weitergeben möchten, können sich die exorbitante Erbschaftssteuer nicht mehr leisten und müssen verkaufen. So machen sich im Burgund längst internationale Investoren breit, die jeden Preis bezahlen können. Doch es gibt Nebenschauplätze die in die Zukunft weisen können. Denn in Zeiten des Klimawandels kommen Lagen zum Zuge, die bislang unter dem Radar liefen.
Weine von Champy entstehen neben renommierten Cru-Lagen
Viele davon befinden sich in der so genannten Hautes-Côtes. Das sind die höher gelegenen Weinberge Burgunds, die bislang als zu kühl galten. In den heißeren wie trockeneren Jahrgängen ist das ein Vorteil. Boris Champy hat hier ganz bewusst investiert. Denn der Traum des talentierten Önologen war es immer, große Burgunder zu machen. Rebflächen in renommierten Cru-Lagen hätte er sich aber nie leisten können. Für ihn kein Grund zum Jammern, denn die großen Lagen von morgen, sind für ihn sowieso nicht dort, wo man sie vor hunderten Jahren gesehen hat.
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Heute gehören ihm 12 Hektar Weinberge bei Nantoux, die er biologisch bewirtschaftet. Bemerkenswert ist dabei auch sein Einsatz für mehr Biodiversität. Die halbwegs normalen Bodenpreise ermöglichen es ihm, einfach mal eine Rebzeile herauszureißen und dafür eine Hecke zu pflanzen. So kann eine vielfältige Landschaft entstehen, was in den überbezahlten Grand-Cru-Lagen undenkbar wäre. Das macht die Weine von Champy noch einmal reizvoller.
Klassischer Chardonnay aus Fässern zu empfehlen
Besonders zu empfehlen ist der klassische Chardonnay, der in großen, gebrauchten Fässern ausgebaut wird. Der Duft ist fein ziseliert, mit Aromen von Steinobst, Gravensteiner Apfel, Brioche und Nussbutter. Am Gaumen zeigt sich eine seidig-cremige Textur, die von einer pikanten Säure und Salzigkeit balanciert wird. Es ist ein mit 12,5 Prozent mittelkräftiger, klassisch eleganter Burgunder. Ein Wein, der zeigt, dass es nicht viel Geld, sondern Leidenschaft und Können braucht, um an den großen Weinen von morgen zu arbeiten.
Zu kaufen gibt es den Chardonnay beispielsweise bei www.lebendigeweine.de.
2019 Bourgogne Hautes-Côtes de Beaune blanc Elévation 382 / Boris Champy / Burgund – 26 Euro