„Master of Wine“ Romana Echensperger hat für unser „Magazin“ zahlreiche Weine getestet. Hier verrät sie einige ihrer Lieblinge.
„Unmöglich, alle meine Lieblingsweine zu zeigen“Sommelière Romana Echensperger gibt Wein-Tipps
Es ist unmöglich, alle meine Lieblingsweine hier zu zeigen. Aber einige, die mir in jüngster Zeit große Freude bereitet haben, möchte ich Ihnen vorstellen. Ich danke der Redaktion und insbesondere Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für das Interesse und das Vertrauen, das Sie mir entgegengebracht haben. Wenn ich Sie mit dem ein oder anderen Tipp inspirieren konnte, freut mich das sehr. Sollte ich Ihren Geschmack nicht getroffen haben, bitte ich um Nachsicht.
Es war mir jedenfalls eine große Freude und Ehre, für Sie zu schreiben! Auf ein Wiedersehen an dieser oder jener Stelle.
Ihre Romana Echensperger
Poiré Authentique, Eric Bordelet, Normandie – 14 Euro
Seit 1992 widmet sich der ehemalige Sommelier Eric Bordelet auf seinem Familiengut dem Cidre und Poiré. Die alten Sorten aus der Normandie verleihen seinen Getränken einen intensiven, herrlich herben Geschmack, der so weit von „Pink Ladies“ entfernt ist wie die Sonne vom Mond. Dieser erfrischende Birnenschaumwein kommt mit nur 6 Prozent Alkohol aus – eine gute Wahl für alle, die weniger Alkohol konsumieren möchten. Im Glas perlt er kräftig und verströmt Aromen von Birnen, Apfellaub, Verbene und Nüssen. Am Gaumen zeigt er sich animierend herb mit zartem Gerbstoffbiss und frischer Säure. Ideal als Aperitif.
Wo? Weinpunkt Köln, Antwerpener Straße 9 – 11, 50672 Köln
2023 Würzburg Silvaner trocken, Weingut am Stein, Franken – 14 Euro
Mein Mann kommt aus Franken, und wir beide sind große Silvaner-Fans. Dieser Würzburger ist unser Hauswein – ein Begleiter, der immer passt. Wir schätzen die unaufdringliche Kräuterwürze und kühle Frucht, die betont trockene, aber dennoch ausgewogene Art, die feine salzige Mineralität, den mittelkräftigen Körper und den moderaten Alkoholgehalt von 12 Prozent. Ein Wein, der beim Genießen nicht die ganze Aufmerksamkeit beansprucht, der diskret begleitet ohne unsichtbar zu sein.
Wo? TEMMA, zum Beispiel Aachener Straße 497 – 501, 50933 Köln
2021 Kaseler Nies'chen, Riesling Spätlese feinherb, Bischöfliche Weingüter, Mosel – 16,50 Euro
Fruchtig ist nicht süß. Daran möchte ich Sie noch einmal erinnern. Ein paar Gramm Restzucker können einem rassigen Riesling regelrecht Flügel verleihen. Gerade wenn er wie dieser hier von der Ruwer stammt, dem Nebenfluss der Mosel, der die kühlere Ecke dieser Region repräsentiert. Die Weine haben stets ein stahlig-frisches Wesen. Dazu kommt die sehr prägnante Mineralität und Würze. Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel Geschmack die fruchtigen Spätlesen bei gerade einmal 10,5 Prozent Alkohol mitbringen. Das Bischöfliche Weingut ist übrigens eine zuverlässige Adresse für Mosel-Riesling. Schließlich umfasst es 130 Hektar der besten Lagen in der Region.
Wo? www.bischoeflicheweingueter.de
2020 Avaton, Ktima Gerovassiliou, Makedonien – Griechenland – 27,90 Euro
Wie wäre es mit etwas mehr? Gönnen Sie sich diesen griechischen Wein! Eine Cuvée aus heimischen Rebsorten, gewachsen mit Blick auf den Olymp und meisterhaft im Fass gereift. Das Bouquet verführt mit saftigen Aromen von Herzkirschen, Brombeeren und Zwetschgen, begleitet von Anklängen von Nelke, Pfeffer, Zedernholz und einem Hauch von Kakaopuder. Am Gaumen zeigt sich der Wein mit kraftvollen 14 Prozent Alkohl und mundfüllenden, aber feinen Tanninen. Die konzentrierte Frucht und Frische im Abgang machen ihn zu einem wahrhaft sinnlichen Genuss.
2018 „Sélection“, Château Mangot, Saint Émilion Grand Cru – 36,50 Euro
Vergessen Sie das Klischee, Bordeaux sei nur etwas für „alte Krokodile“! Die Brüder Yann und Karl Todeschini beweisen das Gegenteil. Auf 80 Hektar biologisch zertifizierter Weinberge auf Kalksteinböden kultivieren sie ihren Wein. Den opulenten Parker-Stil haben sie längst hinter sich gelassen. Stattdessen beherrschen sie die Kunst der optimalen Extraktion und des Cuvetierens meisterhaft. Das Ergebnis ist mehr als die Summe seiner Teile – ein Wein von beeindruckender Finesse. Meine Empfehlung: Trinken Sie wieder mehr Bordeaux!
2022 Walporzheimer Spätburgunder, Weingut Burggarten, Ahr – 21,50 Euro
Das Kraftzentrum des Spätburgunders ist für mich die Ahr. Ein Mini-Gebiet mit großer Dichte an Spitzenlagen und genialen Winzerinnen und Winzern. Hier trifft Pinot Noir auf Schiefer und liefert der roten Rebsorte einen eigenständigen Charakter. Es zeigen sich stets Aromen von Cassis, Wildbeeren, Kirschen, Trüffel sowie Liebstöckel und eine rauchige Würze, die an Speck erinnert. Dazu gibt es hier ein saftiges Mundgefühl mit der perfekten Balance zwischen Reife, Säure und Mineralität. Einen Wein aus dem Hause Burggarten zu trinken, ist übrigens immer eine gute Idee.
Wo? www.favino.de
Ein Abend mit Romana Echensperger für Leserinnen und Leser. Die Spitzensommelìere erzählt von ihrer Begeisterung für Wein, über ihre Erfahrungen in der Sterne-Gastronomie und ihre schönsten Erlebnisse rund um den „Saft der Reben“. Moderation: Joachim Frank, DuMont-Chefkorrespondent.
Donnerstag, 31. Oktober, um 19.30 Uhr im Domforum, Domkloster 3, 50667 Köln. Eintritt 15 Euro. Tickets gibt es hier.