Fluthilfe6 tolle Ahrweine, die man bei Kölner Händlern ums Eck bekommt
Köln/Ahrtal – Mit ihren 560 Hektar Rebfläche ist die Weinregion Ahr ein Zwerg in der Weinwelt. Qualitativ allerdings brauchen die Weine keinen Vergleich zu scheuen. Es ist diese besondere Mischung aus Schiefersteillage, Mikroklima, Spätburgunder-Tradition, zusammen mit den charakterstarken wie meisterhaften Winzerinnen und Winzern, die diese Region so besonders machen.
Eigentlich könnte man sich wundern, warum der Landstrich nördlich der kühlen Mosel für Rotweinanbau prädestiniert ist. Wer sich aber in den Schiefercanyon zwischen Walporzheim und Altenahr begibt, versteht sehr schnell, dass es hier außergewöhnliche Bedingungen für den Weinbau gibt. Die schwarzen Schieferböden heizen sich tagsüber auf und die Talenge sorgt dafür, dass die Wärme sich gut halten kann. Ideale Bedingungen für den Spätburgunder, der hier eine lange Tradition hat und über 65 Prozent der Rebfläche einnimmt. Daneben gibt es noch etwas Riesling und Frühburgunder. Der Spätburgunder, auch Pinot Noir genannt, kann hier seine Wurzeln in Schiefergestein graben und bekommt dadurch einen ganz eigenen Geschmack. Rauchige Würze, eine saftig-konzentrierte Frucht, Mineralität und Schmelz machen diese Weine aus.
Viele Spitzenweingute an der Ahr
Berühmt ist die Ahr auch wegen ihrer enormen Dichte von Spitzenwinzerinnen und -winzern. Dass Mitte der 1990er Jahre der Siegeszug des Spätburgunders in Deutschland begann, ist auch den damals jungen Ahr-Revoluzzern zu verdanken. Allen voran Werner Näkel vom Weingut Meyer-Näkel oder Gerhard Stodden vom Weingut Jean Stodden. Viele Versuche wurden damals gemacht – sei es das Experimentieren mit verschiedenen Weinbereitungsmethoden oder dem bis dahin nicht üblichen Barrique-Holzfassausbau. Immer mit dem Bestreben, die Weine zu verbessern und den Anschluss an die internationale Pinot-Elite zu schaffen.
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Mittlerweile beherrscht man mühelos die Feinheiten der Spätburgunder-Bereitung und hat an gesundem Selbstbewusstsein gewonnen. Hier vergleicht sich keiner mehr eifersüchtig mit Frankreich oder anderen Regionen. Jeder ist zu Recht stolz auf die eigenständige Identität der Weine. Neben zahlreichen Grand Seigneurs gibt es eine Vielzahl von Jungwinzerinnen und -winzern, die sich mit großer Leidenschaft daran machen, den Spätburgunder neu zu interpretieren. Für die die Region prägenden Winzergenossenschaften, die zu Deutschlands Besten gehören, steht ebenso Qualität und nicht Quantität im Fokus.
Ahrtal schwer von Flut-Katastrophe betroffen
Für alle Winzer bedeutet das Jahr 2021 eine Zäsur. Der 14. Juli 2021 wird als schwärzester Tag des Ahrtals in die Geschichte eingehen. Eine Flutwelle unvorstellbaren Ausmaßes walzte sich durch das enge Tal und kostete mehr als 130 Menschen das Leben. Das Wasser hinterließ überall eine Schneise der Verwüstung.
Auch bei den Winzern liefen nicht nur die Keller voll, viele Gebäude wurden unter den Schlammmassen begraben. Sie müssen in den Zustand des Rohbaus rückgebaut oder weggerissen werden. Inventar wie Weinpressen, Abbeermaschinen oder Traktoren sind einfach weggespült oder zerquetscht worden. Viele Winzer haben zudem enorme Mengen Wein verloren und haben nun kaum etwas zu verkaufen.
Wiederaufbau mit Pop-Up-Restaurants und Lagerverkäufen
Wäre die überwältigende wie anhaltende Hilfe nicht gewesen, hätten viele bereits aufgegeben. Doch so konnte sich bereits kurz nach der Katastrophe der Fokus auf die Sicherung der neuen Ernte richten. „Der Wert, den wir noch haben, sind die Trauben da draußen“, erklärte Meike Näkel im August. Die Ernte ist nun auch dank der vielen freiwilligen Helfer gut eingebracht worden. In den Fässern der behelfsmäßigen Keller lagert nun die Hoffnung für den Neuanfang im Ahrtal.
Mit Hochdruck wird bereits an der Infrastruktur gearbeitet. So kümmert sich der Tourismusverband um die vielen attraktiven Wanderwege. Es gibt Pop-up Restaurants und Lagerverkäufe auf den Weingütern.
Spätburgunder von der Ahr
Die Region lebt vom Tourismus und die Weingüter vom Ab-Hof-Verkauf. Trotz aller Widrigkeiten werden die Winzer weitermachen. „Das ist unsere Heimat, wir wollen hier leben“, erklärt Julia Bertram. Manch einer wagt sogar eine Chance darin zu sehen. „Die alten Zöpfe, die wir immer abschneiden wollten, sind weggeschwommen“, formuliert es Jungwinzer Lukas Sermann.
Bleibt nur noch zu sagen, dass Spätburgunder von der Ahr zum Besten gehört, was Deutscher Weinbau zu bieten hat. Spätburgunder, der seine Wurzeln in Schieferboden graben kann, ist weltweit einzigartig. Die Steillagen, in denen diese Meisterwerke ihren Ursprung haben, sind alle noch da. Das gibt Grund zur Hoffnung. „Wir haben Jahrzehnte an dieser Region als Rotweinschatzkästchen gearbeitet, wir wollen das erhalten“, erklärt nicht nur Matthias Baltes von der Winzergenossenschaft Mayschoß.
Unsere Wein-Empfehlungen von der Ahr
Rauchige Würze
Das Weingut Nelles hat seinen Sitz in Heimersheim und damit im wärmeren Teil der Ahr. Hier sind die Böden etwas fetter als anderswo und die Weine fallen deshalb besonders hedonistisch und saftig aus. Der vorgestellte „Schieferboden“ vom Weingut Nelles bietet mit seiner dunklen Frucht und seiner rauchigen Würze einen sehr soliden Einstieg in die Welt der Spätburgunder von der Ahr.
2018 Schieferboden trocken / Weingut Nelles – 9 Euro
Bezug: Rewe Rahmati, Hohenstaufenring 29 – 37, 50674 Köln
Saftiger Roter
Die Winzergenossenschaft ist einer der Leuchtturmbetriebe an der Ahr. Der exzellenten Arbeit sind die Top-Qualitäten geschuldet. Deshalb zählt die Kooperative zu den wirtschaftlich erfolgreichsten des Landes. Damit leistet man einen großen Beitrag für den Erhalt der Kulturlandschaft. Diesen saftigen Rotwein gibt es auch in feinherber Ausführung.
2018 Spätburgunder trocken „Gründerwein“ / Weingut Mayschoss – 10,95 Euro
Bezug: 12Grad Sekt & Wein, Martin-Luther-Platz 1, 50677 Köln
Wein mit Grip
Das Weingut Kreuzberg ist für seinen markanten Spätburgunderstil bekannt. Die Weine haben Grip, tiefgründigen Zug und sind nicht mit süßen Holzaromen weichgespült, sondern bewahren stets eine straffe Frische. Der Unplugged ist eine gute Wahl für die Weinfreunde, die sonst auch gerne klassisch französische Burgunder trinken.
2019 Spätburgunder „Unplugged“ trocken / Weingut Kreuzberg – 16 €
Bezug: Kölner Weinkeller, Stolberger Straße 92, 50933 Köln
Dichter Schmelz
Die Spätburgunder vom Weingut Meyer-Näkel gehören zu den besten Deutschlands. Die Schwestern Dörte und Meike Näkel haben mittlerweile die Verantwortung übernommen. Typisch für die Weine ist dieser einzigartige, hedonistische Stil. Auch der von Grauwacke stammende Pinot lebt von ätherisch-dunkelfruchtiger Art und dichtem Schmelz.
2019 Spätburgunder Grauwacke / Weingut Meyer-Näkel – 22,95 €
Bezug: Weinkontor Lindenthal, Geibelstraße 33, 50931 Köln
Florale Note
Etwa vier Hektar Frühburgunder haben die Kriechel-Brüder gepflanzt. Damit sind sie die größten Frühburgunder-Erzeuger weltweit. Die schwierig zu kultivierende Rebsorte, die zwei Wochen früher als der Spätburgunder reift, braucht viel Aufmerksamkeit. Dafür wird man mit likörartig konzentrierter Frucht, floralen Noten und seidiger Textur belohnt
2019 Jubilus B / Frühburgunder trocken / Weingut Kriechel – 10,70 Euro
Bezug: Weinhandel Dirk Palicki, Subbelrather Straße 543, 50827 Köln
Duftige Eleganz
Julia und Benedikt Baltes gehören zu den jungen Talenten an der Ahr. Sie bewirtschaften 4,5 Hektar Weinberge. Das Weingut hat seinen Sitz in Dernau. Bekannt geworden sind die beiden jungen Winzer auch für ihren eleganten wie seriösen Blanc de Noir, der stets zu den besten der Region gehört. Für diesen duftigen Weißwein werden Spätburgunder-Trauben direkt nach der Ernte abgepresst.
2020 Blanc de Noir „Handwerk“ / Bertram-Baltes – 14 Euro
Bezug: Bar Rix, Friesenwall 58, 50672 Köln