In Zeiten des Klimawandels werden Skifreizeiten infrage gestellt. Wie stehen die Schulen im Rhein-Sieg-Kreis zu dem Thema?
In Zeiten des KlimawandelsDas halten Schulen im Rhein-Sieg-Kreis von Skifreizeiten
Für viele Schülerinnen und Schüler gehören Skifreizeiten zu den Höhepunkten ihrer Schulzeit. Schließlich bieten die Fahrten für einige Kinder die erste – und manchmal auch letzte Möglichkeit – auf Skiern zu stehen und gemeinsame Erfahrungen in den Bergen zu sammeln.
Doch vor dem Hintergrund des Klimawandels und ausbleibenden Schnees an vielen Orten in den Alpen, fragen sich viele: sind Skifreizeiten noch zeitgemäß? Wir haben uns bei Schulen im Rhein-Sieg-Kreis umgehört.
In Eitorf wird die Diskussion um Sinn oder Unsinn der Skifahrten diskutiert
Konkrete Folgen hat die Debatte um Skifreizeiten bereits am Siegtal-Gymnasium in Eitorf. An der Schule soll zum Ende des Jahres die Entscheidung fallen, ob es die traditionelle „Schneefahrt“ weiter geben wird – oder ob sie durch eine Fahrt in die Berge in den Sommermonaten ersetzt werden wird.
„Die Diskussion um Sinn und Unsinn der Schneefahrt wird an unserer Schule sowohl aus den Reihen der Lehrer und Schüler – aber auch von Seiten der Eltern geführt“, sagt Björn Becker, stellvertretender Leiter des Gymnasiums. Traditionell reist die achte Jahrgangsstufe ins Kleinwalsertal, so auch in diesem Jahr.
Dort steht das Erlebnis im Schnee im Vordergrund. Nicht alle Schüler lernen Skifahren, es gibt auch die Möglichkeit, an Schneeschuhwanderungen teilzunehmen oder Iglus zu bauen. Der coronabedingte Ausfall der Reise im vergangenen Jahr bietet der Schule in diesem Sommer die Möglichkeit, ein neues Konzept zu testen.
„Unsere neunte Jahrgangsstufe holt die Fahrt in die Berge nach, allerdings im Sommer“, sagt Becker. Man wolle sich auf Grundlage der Erfahrungen vor Ort anschauen, welche Reise geeigneter sei – auch mit Blick auf ökologische Aspekte. Dafür sei ein Evaluationsbogen erstellt werden, den die Schülerinnen und Schüler an die Hand bekommen. Stand jetzt würde die Mehrheit eine Fortsetzung der Schneefahrt befürworten.
„Für viele Schüler ist das die einzige Chance auf so eine Erfahrung im Schnee“, sagt der stellvertretende Schulleiter. Allerdings müsse man auch die Emissionen solcher Reisen im Blick haben.
In Siegburg ist der soziale Aspekt einer solchen Reise besonders wichtig
Auf dem Prüfstand steht die Skifreizeit auch am Anno-Gymnasium in Siegburg. Rund 150 Schülerinnen und Schüler der siebten Jahrgangsstufe nehmen traditionell an der Fahrt nach Mals in Südtirol teil – und das bereits seit knapp 30 Jahren.
Als die Diskussion am Anno-Gymnasium aufkam, machte sich Schulleiter Sebastian Kaas ein eigenes Bild vor Ort. Er selbst stand wegen einer Verletzung nicht auf Skiern, bot den Schüler aber als Alternative Wanderungen durch den Schnee an. Und der war in dem Skigebiet offenbar reichlich vorhanden.
Besonders wichtig sei ihm der soziale Aspekt, denn die Fahrten würden auch sozial schwächeren Kindern die Möglichkeit bieten, Skifahren zu lernen. Außerdem habe die Gruppe, „in einer Region, die in der Corona-Zeit sehr gelitten, sehr viel Dankbarkeit dafür gespürt, dass wir auch weiterhin kommen“, sagt Kaas.
Die Klassenfahrten seien für die Kleinbauern vor Ort überlebenswichtig. Auch in der Corona-Zeit war das Anno-Gymnasium vor Ort, mit einem speziellen Konzept, das die Bezirksregierung überzeugte.
Was bleibt, so Kaas, sei weiterhin den Spagat zwischen Umweltbewusstsein und Erlebnissen in der Natur zu meistern. „Da bringen uns die Diskussionen um solche Fahrten einen großen Mehrwert.“ Das Anno-Gymnasium werde die Fahrten nach Mals fortsetzen – zumindest vorerst.
Klar sei aber auch: „Wenn sich der Klimawandel derart fortsetzt, müssen wir weiter über die Fortführung der Fahrten sprechen.“ Bis dahin versuche die Schule, mit Umweltaktionen in Siegburg zu sensibilisieren und den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verbessern.
Eine Debatte über den Sinn und Unsinn der Reise gibt es in Troisdorf nicht
„Seit Urzeiten“ gibt es die jährlichen Skifreizeiten am Gymnasium Zum Altenforst in Troisdorf, wie Schulleiter Reinhard Schulte berichtet. Und es werde sie auch weiterhin geben. „Die Freizeiten rufen immer große Begeisterung hervor.“
Aus einem Skikeller kann die Schule mit Ausrüstung aushelfen, eine Debatte über denn Sinn und die Umweltverträglichkeit der Fahrten habe es nicht gegeben, so der Schulleiter.
Begleitet von Sportlehrerinnen und -lehrern, die über die entsprechende Qualifikationen verfügten, sind gerade zwei siebte Klassen in Obertauern – Traditionsziel der Altenforst-Schüler; Anfang der kommenden Woche wird die zweite Gruppe nach Österreich aufbrechen.
Skifreizeiten sind an der Gesamtschule Windeck nicht geplant
In der Gesamtschule Windeck sind Skifreizeiten zurzeit nicht geplant. Thema sind sie trotzdem. „Wir bekennen uns als Schule zum Prinzip der Nachhaltigkeit, da müssen wir uns die Frage stellen, ob diese Form der Klassenfahrten, die es bei uns vor Corona auch gab, noch vertretbar sind“, sagt Oberstufenkoordinatorin Nicole Nießen.
Wenn die Schule auf der einen Seite versuche, für einen behutsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu sensibilisieren, seien Skifahrten auf künstlich beschneiten Hängen nur schwer vermittelbar. Im Kollegium werde deshalb über Alternativen diskutiert.
„Möglicherweise sind Klassenfahrten mit Bergwanderungen im Schnee oder Skilanglauf eine gute Idee“, sagt Nießen. „Wir denken aber auch darüber nach, ob wir Klassenfahrten nicht im Sommer zu den gleichen Zielen machen und mit den Schülern lieber wandern.“