„Emotional zerreißend“So reagieren Kölner Wirte auf die 2G-Regel am 11.11.
Köln – Die Kneipenszene hat sich in den vergangenen Tagen in zwei Lager geteilt: Den einen ist es zu heikel, am 11.11. zu öffnen, und den anderen ist es wichtig, das Feiern unter Auflagen möglich zu machen.
Alexander Manek, Betreiber des „Haus Unkelbach“ in Sülz zum Beispiel will seine Party nicht absagen. Er begrüßt vielmehr die Entscheidung der Stadt Köln, am 11.11. flächendeckend eine 2G-Regelung einzuführen. Er sei zwar grundsätzlich für 3G, bevorzuge aber trotzdem klare Ansagen von der Politik, an die er sich nach eigenen Angaben auch halte. „Natürlich machen wir auf. Schließen ist für mich der falsche Weg. Wir müssen doch endlich schauen, ob das funktioniert. Wir werden dermaßen kontrollieren an dem Tag“, so Manek.
Er selbst liege derzeit mit einer Corona-Infektion und Fieber trotz Impfung im Bett, doch er setze auf Eigenverantwortung. „Die Gefahr ist da, wer feiern geht, setzt sich ihr aus, damit müssen wir leben“. Seit drei Monaten plane er den Sessionsauftakt: Massenweise Bier habe er besorgt, Dixi-Klos würden gerade geliefert. „Wir haben Verträge mit Sicherheitsfirmen, das ist eine ganz andere Nummer als bei kleinen Läden, für die ich Verständnis habe, wenn sie schließen. Aber so kurzfristig geht das bei uns nicht“.
Auch das „Brauhaus ohne Namen“ in Deutz feiert den Elften im Elften. Zunächst war der Eintritt mit 3G-Regel geplant, nun haben sie jedoch kurzfristig auf 2G umgeschwenkt und finden die Entscheidung der Stadt gut. „Unsere Gäste begrüßen das sehr, die freuen sich und fühlen sich entscheidend sicherer dadurch“, sagt Betreiber Dirk Holzmann. Für einen reibungslosen Ablauf der Kontrollen habe er sein Securitypersonal aufgestockt.
Brauhaus Johann Schäfer sagt nun kurzfristig ab
Der öffentliche Druck sei einfach zu groß, sagt Till Riekenbrauk vom Brauhaus Johann Schäfer in der Südstadt. Schweren Herzens hätten sie sich kurzfristig efür eine Absage entschlossen. „Viele Kneipen sprechen von Verantwortung und haben womöglich eher wirtschaftliche Bedenken und erweisen der Branche einen Bärendienst mit dieser Kommunikation. Wenn man Anfang November schon 2G anzweifelt, wie wird das denn erst im Januar oder Februar?“, sagt Riekenbrauk, dem der Frust anzuhören ist.
„Es ist emotional zerreißend.“ Für ihn werfe die Debatte um den 11.11. auch grundsätzliche Fragen auf: „Was bedeutet das jetzt für die Clubs, die jedes Wochenende so arbeiten? Ist jetzt auf einmal alles unsicher? Ich glaube fest an das 2G-Modell und daran, in Zukunft damit sicher arbeiten zu können“, so Riekenbrauk.
Südstadt-Wirte sind verunsichert
Zunehmend verunsichert fühlen sich auch andere Südstadt-Wirte. Während der Mainzer Hof sich am Montag dazu veranlasst sah, am 11.11. zu schließen, ist etwa das Cöllner noch unsicher. Mainzer-Hof-Betreiber Yannik Butze hat sich mit anderen Kneipen des Veedels beraten; der Plan war eigentlich, eine gemeinsame Linie zu fahren, doch er habe sich mit Ubierschänke, Elsa und Cöllner doch nicht einigen können.
„Man hätte super lange Wartezeiten, und dadurch, dass viele zumachen, verteilen sich umso mehr Leute auf die, die öffnen“. Die Lage sei deprimierend: „Wir würden gern wieder mehr Normalität haben, tragen allerdings auch eine gesellschaftliche Verantwortung“, so Butze.
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Für Philipp Treudt vom „Schnörres“ in der Südstadt und dem „Zum Scheuen Reh“ im Belgischen Viertel macht es nach eigenen Angaben keinen großen Unterschied, ob Karneval sei oder nicht. „Wer einen Impfnachweis hat, kommt rein, wer nicht, nicht. So arbeiten wir seit Juni.“ Er hätte den 11.11. eigentlich mit 3G-Regelung begangen, findet aber auch 2G in Ordnung. „Wir haben am Abend sowieso nur ein bis zwei Tests, der Rest ist geimpft“, so Treudt. Angesichts steigender Impfdurchbrüche wäre es für den Wirt noch konsequenter, zusätzlich zur 2G-Pflicht in Kneipen und Feierzonen auch eine Schnelltestpflicht für Geimpfte und Genesene einzuführen.
Die ZwoEinz-Bar im Kwartier Latäng will feiern, so lange es erlaubt ist. „Wir haben oft darüber nachgedacht zu schließen oder nicht, aber solange diese Ansage nicht von oben kommt, werden wir offen lassen, mit Hygienekonzept, 2G und weniger Leuten im Laden“, sagt Betreiberin Marie-Katrin Kluge.
Wirt der Kölner Barracuda Bar: Debatte immer hitziger
Tobias Mintert, Betreiber der Forelle Blau und der Barracuda Bar im Belgischen Viertel, beklagt, dass die Debatte um den 11.11. immer hitziger geführt werde. Der Druck steige und die Gastronomie werde zunehmend „zur Zielscheibe gemacht“, wie Mintert in einem Statement auf Facebook schreibt. „Für die pandemische Entwicklung macht es doch keinen Unterschied, ob 10 oder 15 oder 20 Kneipen in Köln an diesem einen Tag nicht öffnen werden. Das ist eher ein symbolischer Akt.“
Wie viele andere Wirte sieht Mintert die Verantwortung in der Politik, eine flächendeckende Absage zu formulieren. „Eine Karnevalsabsage als Graswurzelbewegung macht einfach keinen Sinn. Wenn aber offiziell und für Alle abgesagt wird, habe ich keine Einwände.“