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„Bestes Publikum der Welt“Edwin-Moses-Doku „13 Steps“ feiert Deutschlandpremiere im Kölner Filmpalast

Lesezeit 3 Minuten
US-Leichtathlet Edwin Moses bei der Premiere von Leopold Hoeschs neuem Film im Filmpalast

US-Leichtathlet Edwin Moses bei der Premiere von Leopold Hoeschs neuem Film im Filmpalast

Edwin Moses war fast ein Jahrzehnt der schnellste Hürdenläufer in der Leichtathletik und kämpfte für Gerechtigkeit. Jetzt kommt eine Doku über ihn ins Kino.

„13 Steps“– damit beförderte sich US-Leichtathlet Edwin Moses im wahrsten Sinne des Wortes an die Spitze seines Sports. Während des Physikstudiums am berühmten Morehouse College in Atlanta entwickelte der damalige Hobbyläufer eine Technik, mit der er zwischen 1977 und 1987 neun Jahre, neun Monate und neun Tage in seiner Disziplin ungeschlagen bleiben sollte. Mit „13 Steps – Die unglaubliche Karriere des Edwin Moses“ hat Leopold Hoesch, Kölner Filmproduzent, Moses jetzt ein filmisches Denkmal gesetzt.

Um beim Hürdenlauf den Radius der Strecke zu verringern, so berechnete es der Student damals, musste man in den Kurven möglichst weit innen bleiben. Das war jedoch nur Sportlern möglich, die die Hürden mit dem linken Bein zuerst überwanden und zwischen den einzelnen Hürden genau 13 Schritte machten.

In Hoeschs Film erklärt Moses diese Berechnungen im Detail – und wohl kaum jemand kann ihm folgen, wie die Lacher aus dem Publikum im Kölner Kino zeigen. Edwin Moses war ein Wissenschaftler. Einer, der laut seinem Bruder Irving Moses gar nicht vorhatte, Athlet zu werden, und mit dem Laufen als Ausgleich zum Studium begann. Daraus entwickelte sich eine Karriere aus 122 Siegen hintereinander, unter anderem zweimal bei Olympia.

Jubel beim Kölner Publikum im Filmpalast

Alle Siege seien im Film nicht zu sehen, sagte Hoesch zu Beginn der Premiere, aber einige zeige der Film schon, und immer habe das Publikum auf vorigen Filmfestivals dann applaudiert. In der Hinsicht kann sich Hoesch auch auf sein Publikum im Filmpalast verlassen. Nach jedem Sieg jubelt der gut gefüllte Kinosaal, Pfiffe sind zu hören wie im Stadion. „Es gibt eigentlich nichts Schöneres, als den Film in Köln zu zeigen“, sagt Hoesch. „Das Publikum ist einfach das beste der Welt.“

Hoesch hat schon einige Dokumentarfilme über Themen aus dem Bereich Sport, Geschichte und Kultur produziert. Edwin Moses war für ihn ein „Kindheitsheld“. „Moses ist quasi jedes Jahr nach Köln gekommen und hier gerannt.“ Hoesch hat drei Jahre mit Moses zusammengearbeitet. Sein Film porträtiert Moses nicht nur als Sportler, sondern insbesondere als schwarzen Sportler, der mit Rassismus zu kämpfen hatte.

Ein Teil des Filmteams bei der Premiere im Filmpalast

Ein Teil des Filmteams bei der Premiere im Filmpalast – in der Mitte Edwin Moses mit Leopold Hoesch.

Auch in vorherigen Filmen beschäftigte sich Hoesch mit dem Thema Rassismus. Trotzdem habe ihn das „Ausmaß an Herabwürdigung von Menschen, das Biografien zerstören kann“ aufs Neue „überrascht“.

Ein Beispiel thematisiert der Film: Als die beiden afroamerikanischen Athleten Tommie Smith und John Carlos 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko als Protest gegen Rassismus ihre Faust in die Luft reckten, wurden sie von den Spielen suspendiert. Edwin Moses vermied die Geste deshalb bei seinen Siegen. Es war klar: „They didn’t want you to have a voice“ – übersetzt: Sie wollten nicht, dass du eine Stimme hast.

Edwin Moses kam für Deutschlandpremiere aus Atlanta

Doch Moses wartete auf eine andere Gelegenheit, ein Zeichen zu setzen. Bei Wettkämpfen, erzählt er im Film, hätten er und die anderen afroamerikanischen Läufer sich vorgestellt, John Carlos und Tommie Smith zu sein. Sie zeigten, dass auch schwarze Männer und Frauen Goldmedaillen tragen konnten. Gerechtigkeit war Moses immer ein Anliegen – sowohl in der afroamerikanischen Community, die ihn als Idol sah, als auch im Sport, wo er sich für eine faire Bezahlung der Athleten und gegen Doping engagierte.

Zur Deutschlandpremiere ist Edwin Moses aus Atlanta gekommen. Den ganzen Abend trägt er ein breites Lächeln auf dem Gesicht, nicht nur für die Fotos auf dem roten Teppich. Moses hält den Film für eine authentische Dokumentation seiner Geschichte – vor allem wegen des archivierten Film- und Bildmaterials, das in die Doku integriert wurde. Er sei sehr glücklich mit dem Film, sagt er.

„13 Steps – Die unglaubliche Karriere des Edwin Moses“ startet am 5. Dezember in den Kinos.