1938 das erste Mal getauftKölner Ratsschiff liegt wieder im Wasser
Köln-Mülheim – Es schwimmt wieder! Der Rumpf ist dicht und hat auch der Pulle Sekt standgehalten, die Bürgermeister Hans-Werner Bartsch zum Stapellauf in der Mülheimer Werft mit kräftigem Schwung gegen die Bordwand donnerte.
Sechs Monate lag das 81 Jahre alte Kölner Ratsschiff auf Kiel. Nach einer europaweiten Ausschreibung hatte die Kölner KSD-Werft den Auftrag erhalten, das vom Rost völlig zerfressene Unterwasserschiff zu ersetzen. Der Fachmann spricht vom „Lochfraß“. Ein Schaden, der allein durch Nachlässigkeit entstanden sei, so Udo Giesen, Vorsitzender des Fördervereins. Hätte das Ratsschiff nicht über Jahre hinweg an der Spundwand des Niehler Hafens vor sich hingedümpelt, stattdessen an der steinernen Kaimauer des Rheinauhafens gelegen, wäre der Schaden nicht entstanden. Eigentlich sorgen Zink-Opferanoden am Rumpf für Korrosionsschutz. Weil der Stahlrumpf aber an einer stählernen Spundwand lag, flossen zwischen beiden Stählen elektrische Ströme, die Opferanoden verbrauchten sich zu schnell, der Rost konnte am schutzlosen Rumpf nagen.
1938 zum ersten Mal getauft
Am Donnerstagnachmittag glitt das 1938 während NS-Zeit auf den Namen „Hansestadt Köln“ getaufte Gästeschiff der Stadt bedächtig ins Rheinwasser – immerhin steht im kalten Maschinenraum der Zeiger noch auf „langsame Fahrt“.
„Vor ihnen steht ein sehr glücklicher Vorsitzender des Fördervereins“, erklärte Udo Giesen und dankte all denen, die dem schwimmenden Denkmal der Kölner Stadtgeschichte „ein zweites Leben schenkten“.
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Beinahe fünf Jahre liegt der Ratsbeschluss zurück, einen 500 000 Euro-Zuschuss für die Restaurierung des Schiffes aus der Kulturförderabgabe („Bettensteuer“) bereit zu stellen. Außerdem wurde der Förderverein durch einen Nutzungs- und Überlassungsvertrag Besitzer, die Stadt blieb Eigentümer. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellte 300 000 Euro für die erste Restaurierungsstufe zur Verfügung, die Bezirksregierung gewährte einen 200 000 Euro-Zuschuss. „Wir haben unseren Kostenrahmen eingehalten“, so Giesen, „wir hatten eine Million zur Verfügung und wir haben eine Million ausgegeben.“
Und weil nun die zweite Restaurierungsstufe ansteht und der Bau einer Landungsbrücke im Mühlheimer Hafen, ließ Giesen alle Sponsoren und Unterstützer gleich wissen: „Wir brauchen Geld!“ Der Förderverein kalkuliert weitere 600 000 bis 800 000 Euro, um das Schiff auch von oben und von den Seiten abzudichten und das Inneren zu renovieren.
Bürgermeister Bartsch hatte allerdings zum Stapellauf keine Versprechen und Zusagen dabei: Im neuen Haushalt der Stadt seien für das denkmalgeschützte Ratsschiff keine weiteren Mittel eingestellt. „Naja, dann dauert es eben etwas länger, das Schiff zu sanieren. Wichtig ist doch, dass es jetzt erst mal vor dem völligen Verfall bewahrt ist.“ Eins scheint allemal sicher: Unter den Rettern und Förderern lässt sich davon niemand entmutigen.