„Aktenzeichen XY“Rückblick auf den Kölner Entführungsfall Johannes Erlemann
- In der Spezialausgabe „Wo ist mein Kind?“ blickt die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ auch auf den Entführungsfall Erlemann aus Köln zurück.
- Der elfjährige Johannes Erlemann, Sohn von Haie-Präsident Jochem Erlemann, war 1981 entführt worden.
Köln – Bis heute ist es einer der spektakulärsten Fälle der Kölner Kriminalgeschichte: die Entführung von Johannes Erlemann, Sohn des ehemaligen KEC-Präsidenten Jochem Erlemann.
Vor 35 Jahren, am 6. März 1981, kidnappten drei Männer den Elfjährigen. Nach zwei Wochen ließen sie ihn gegen die Zahlung von drei Millionen Mark wieder frei, mit dem Lösegeld gelang ihnen zunächst die Flucht. Drei Tage später wurden sie dann festgenommen.
Entführungsopfer erinnert sich
Vor zehn Jahren, im Jahr 2006, sprach Johannes Erlemann mit unserer Zeitung über seine Erinnerung an den Kriminalfall. „Das ist eine Erfahrung, die ich wirklich keinem wünschen kann. Ich hatte das Glück, dass ich damals charakterlich relativ gefestigt war, so dass ich mit der Situation gut umgehen konnte“, sagte er damals.
An den Tag der Entführung konnte sich Erlemann noch in allen Einzelheiten erinnern: Gegen 17 Uhr hatte er mit seinem Fahrrad sein Zuhause in Hahnwald verlassen. Gegen 18 Uhr wurde Johannes Erlemann an einem Flipperautomaten im Jugendzentrum „Altes Stellwerk“ zuletzt gesehen.
Auf dem Heimweg geschah es dann: Wie die späteren Ermittlungen ergaben, lauerten drei Männer Johannes Erlemann auf seinem Heimweg auf, zerrten ihn vom Fahrrad und brachten ihn mit einem Lieferwagen weg. „Ich habe mich ohnmächtig gestellt und versucht, mir so viel wie möglich zu merken“, sagte Erlemann im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Jahr 2006.
Der Fall Erlemann ist am Mittwoch, 29. Juni, Thema in einer Spezialausgabe von „Aktenzeichen XY“, 20:15 Uhr, ZDF.
Entführer fliehen mit Gummiboot
Zwei Wochen lang hielten die Entführer Johannes Erlemann in einem 1,50 Meter breiten, zwei Meter langen und nur 1,60 Meter hohem Bretterverschlag fest - ohne Fenster, ohne Strom. Er sei die meiste Zeit angekettet gewesen, habe aber Radio hören dürfen, erinnerte Erlemann sich im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Am 10. März schickten die Entführer einen Brief mit einer Kassette an die Familie. Auf dem Band war die Stimme des Jungen zu hören, der versicherte, dass es ihm gut gehe.
Die Entführer forderten drei Millionen Mark Lösegeld. In der Nacht auf den 21. März deponierte Mutter Gaby Erlemann die Scheine in einem Holzkasten im Dünnwalder Wildpark.
Weil die Kiste ohne Boden genau über einem Schacht zu einem elf Kilometer langen Kanal zum Rhein bei Stammheim stand, konnten die Täter mit dem Geld entkommen. Sie nutzten für ihre Flucht zu Wasser ein Gummiboot.
Johannes Erlemann setzten die Entführer kurz danach auf einem Feldweg bei Mönchengladbach aus. Ein Taxifahrer brachte das Kind zurück nach Köln.
Die Festnahme
Die Erlemann-Entführer, die Brüder Werner, Horst und Dieter Dutz sowie ihr Helfer Karl-Heinz Odenthal, wurden wenige Tage später auf der Flucht verhaftet. Die Polizei fand auch das Lösegeld.
Für Johannes Erlemann war nach seiner Entführung „ein normales Leben“ unmöglich. „Der Medienrummel war unglaublich groß“, erinnerte er sich im Interview vor zehn Jahren. Die Familie wurde regelrecht belagert.
Nach seinem Abitur ging Johannes Erlemann nach München, wo er zehn Jahre blieb, bevor er nach Köln zurück kam. (ksta, Tobias Morchner)
Spektakuläre Fälle von Kindesentführung
Kinder vermögender Eltern werden immer wieder Opfer von Entführungen.
2002: Markus G. entführt und ermordet den Bankierssohn Jakob von Metzler aus Frankfurt. Von der Familie hatte er eine Million Euro Lösegeld gefordert. G. wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
1991: Peter Fiszman (6) und seine Schulfreundin Lisa Abels (7) werden in Köln entführt. Nach drei Tagen werden die Kinder freigelassen, ohne dass das Lösegeld von 2,1 Millionen Mark gezahlt wurde.
1981: Die Bankiers-Tochter Nina von Gallwitz (8) wird in Köln entführt. Sie wird fünf Monate später freigelassen, nachdem 1,5 Millionen Mark Lösegeld gezahlt wurden. Die Täter werden nicht gefasst.
1981: Johannes Erlemann (11) wird von drei Männern entführt. Zwei Wochen hielten sie den Jungen fest. Mit dem Lösegeld gelang ihnen zunächst die Flucht, Tage später wurden dann sie festgenommen. (ts)