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Liebe zum Fiat 500Mit dem „Elefantenrollschuh“ in die kleinsten Parklücken Kölns

Lesezeit 5 Minuten
Gerd Vondenhoff neben seinem Fiat 500

Gerd Vondenhoff hat sich mit dem Fiat 500 von 1970 einen alten Traum erfüllt.

Gerd Vondenhoff ließ seinen Fiat 500 schon vor dem Dom ablichten. Jetzt träumt er von einem ganz speziellen Fototermin.

Der Fiat 500 von Gerd Vondenhoff hat schon einiges von der Welt gesehen. Früher war er dem rauen Verkehr Roms ausgesetzt, heute bringt er seinen Besitzer zu den Sehenswürdigkeiten jener Stadt, die sich gern als die nördlichste Italiens bezeichnet. Vondenhoff (70), in Sürth zu Hause, hat seinen „Elefantenrollschuh“ schon vor dem Dom, unter dem Severinstor oder vor der Deutzer Kultgaststätte „Lommi“ abgelichtet. Der Cinquecento, keine drei Meter lang und 1,30 Meter breit, findet fast überall seine Nische. Vondenhoff hat sich mit dem italienischen Kleinstwagen einen uralten Wunsch erfüllt und träumt nun von einem ganz speziellen Fototermin.

  1. Typ: Fiat 500 L
  2. Baujahr: 1970
  3. Leistung: 18 PS
  4. Hubraum: 500 ccm
  5. Zylinder: 2
  6. Max. km/ h: 85
  7. Verbrauch: ca. 6 Liter
  8. Gebaute Exemplare: ca. 2,3 Mio. (Fiat 500 F und L)
  9. Neupreis: Ca. 4000 D-Mark

Deshalb habe ich ihn:

Ein Fiat 500 war 1974 mein erstes Auto, das ich sehr geliebt habe. Allerdings stellte sich bald heraus, dass der angebliche Schnäppchenpreis von 2100 D-Mark nicht so gut angelegt war wie erhofft. Mit Mängeln am Motor und unfachmännisch überspachtelten Roststellen wurde der Kleine damals zu einer Dauerbaustelle. Nachdem ich mich schweren Herzens von dem Problem-Fiat getrennt hatte, schwor ich mir, später einmal ein besseres Exemplar der kleinen Knutschkugel zu erwerben.

Motor beim Fiat 500

Sparsam, aber nicht sportlich: Beim Fiat 500 sitzt der Motor im Heck.

Vor drei Jahren – das Ende meines Berufslebens war mittlerweile erreicht – annoncierte dann ein freundlicher Italiener im rechtsrheinischen Köln einen 500-er, den ich mir sofort anschaute. Allerdings konnte ich den Wagen nur auf einem winzigen Garagenhof in Kalk Probe fahren. Denn das Auto hatte keine Straßenzulassung. Die war für mich natürlich unabdingbar. Auch das H-Kennzeichen war für mich Pflicht, ohne hätte ich schließlich die Kölner Umweltzone nicht befahren dürfen. Aber es dauerte lange, bis ich den Fiat endlich übernehmen konnte. Der Verkäufer ließ ihn zweimal von einem Verwandten, der gleichzeitig der Besitzer war, nach Italien zur Überholung in der Werkstatt seines Vertrauens bringen. Nach der ersten Reparatur war der Verkäufer nämlich mit dem Ergebnis nicht zufrieden, also wurde der Fiat noch einmal über die Alpen transportiert. Für mich war es eine emotionale Achterbahnfahrt, die ganze acht Monate dauerte.

Das kann er:

Er kommt in die kleinsten Parklücken. Für ein größeres Auto wäre auch vor meiner Haustür eigentlich kein Platz, aber für den Fiat reicht es allemal. Er erregt große Aufmerksamkeit und zaubert ein liebevolles Lächeln in die Gesichter von Passanten. Er lässt Leute ins Gespräch kommen. Sätze wie „Schau mal, so einen hatte ich auch mal“ oder „Damit sind die Familien früher sogar in den Urlaub gefahren“ höre ich immer wieder. Auf Parkplätzen stelle ich mich gerne neben andere Oldtimerbesitzer, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Innenausstattung des Fiat 500

Die rote Plastiknelke gehört zur Sonderausstattung der Knutschkugel.

Seit 2022 fährt er mich regelmäßig auch zum Blutspenden. Ohne ihn wäre ich nicht schon 175 Mal dort gewesen. Er springt selbst im Winter meistens gut an und verbraucht nur sechs Liter auf 100 Kilometer. Mit seinem großen Faltdach und den kleinen dreieckigen Ausstellfenstern ist er im Sommer ein einziges Frischluftwunder.

Das kann er nicht:

Auf der Autobahn darf der Kleine natürlich fahren. Aber Vorsicht, wenn man einen Lkw überholen möchte – dann werden die maximal 85 Stundenkilometer zu einer kilometerlangen Tortur für den schwitzenden Fahrer und sein geschundenes Gehör. Auch zwischen zwei Bussen fühlt man sich als Fiat-500-Fahrer klein und schwach. Erstaunlicherweise ist das Auto als Viersitzer deklariert, aber die Fahrt ist hinter dem Fahrersitz nur für ein Kind im Schneidersitz zu empfehlen, da die Rückenlehne des vorderen Sitzes nahezu an die Sitzfläche des hinteren reicht. Die Scheibenwischer sind einem stärkeren Regen einfach nicht gewachsen. Und die Frontlichter sind so schwach, dass man glaubt, es wären zwei Kerzen eingebaut.

magnetische Muttergottes auf dem Fiat 500

Die magnetische Muttergottes ist ein Relikt aus jenen Tagen, als der Fiat noch im rauen Verkehrs Roms unterwegs war.

Das haben wir für ihn getan:

Als erstes habe ich neue rote Sonnenblenden eingebaut, passend zu den roten Sitzen. Um die Sicherheit meiner Frau und mir zu erhöhen, habe ich noch zwei rote Sicherheitsgurte hinzugefügt. Und natürlich muss dieser Oldtimer einen Gepäckträger mit einem alten Koffer mit Italien-Aufklebern haben. Rein zufällig habe ich einen alten Koffer im Keller gefunden, der fast dieselbe Farbe hat wie der Fiat. Obendrein hat der Wagen die obligatorische Armaturenbrettvase mit Plastiknelke geschenkt bekommen. Könnte sein, dass ich die Reifen noch mit Weißwandringen ausstatte. Auf jeden Fall bekommt der Fiat demnächst ein rotes Verdeck spendiert. Das alte schwarze hat seine beste Zeit hinter sich.

Koffer auf einem Fiat 500

Bitte fest anschnallen: Wer mit einem Fiat 500 auf Reisen geht, kann zusätzlichen Stauraum gut gebrauchen.

Das haben wir erlebt:

Einmal habe ich ihn in der Garage nicht starten können, also musste Hilfe her. Der Mann vom Pannendienst hatte nur ein Problem: Die Abschleppvorrichtung seines Wagens war zu groß für den Fiat. Am Ende habe ich mit ihm zusammen das Auto in die Werkstatt geschoben, die zum Glück nur ein paar Hundert Meter entfernt ist. Aber natürlich gab es auch viele positive Erlebnisse. Ende 2023 wurde der 500-er zum Beispiel zum Fiat des Monats eines süddeutschen Ersatzteile-Händlers gewählt. So etwas macht den Besitzer natürlich stolz.

Das haben wir vor:

Ich möchte mit dem Kleinen noch an weiteren schönen Orten auftauchen, um mit ihm schöne Fotos machen zu können. Ein tolles Motiv wäre zum Beispiel das Hahnentor oder das schöne Städtchen Monschau mit seinen Fachwerkhäusern. Auch die alte Wassermühle hinter Bonn, in der meine Cousine und ihr Mann wohnen, steht auf der Agenda. Ein Traum wäre auch ein Foto mit den Blauen Funken zusammen mit meinem kleinen Blauen. In diesem Jahr hatte ich nämlich ein unvergessliches Erlebnis im Kölner Karneval: Zum ersten Mal war ich Kamellejung auf dem Prinzenwagen im Rosenmontagszug. Ich finde, der Karneval und der Fiat 500 passen sehr gut zusammen. Beide stehen für viel gute Laune.

Aufgezeichnet von Tobias Christ