Ganz so leicht hatte es Nicolas Edel mit seinem Wagen nicht. Jetzt fährt er historische Rennen mit dem Hillman Imp.
Alte Liebe rostet nichtKölner fährt nach Nächten der Verzweiflung historische Rennen im Oldtimer
In Deutschland ist der Hillman Imp nahezu unbekannt. Ohnehin fuhr der schottische Kleinwagen immer im Schatten des Millionensellers Austin Mini. Der relativ hohe Preis und die vielen technischen Probleme kosteten dem Imp (zu Deutsch Kobold) schnell seinen guten Ruf. Nicolas Edel hatte es ebenfalls nicht leicht mit seinem skurrilen Auto, das er 2017 kaufte, um damit Rennen für historische Kleinwagen zu fahren. In seiner Junkersdorfer Werkstatt verbrachte der 32-Jährige viele Nächte der Verzweiflung. Doch mittlerweile ist der Bann gebrochen: Der Wagen läuft wie geschmiert.
- Typ: Hillman Imp
- Baujahr: 1965
- Hubraum: 1150 ccm
- PS: 117
- Zylinder: 4
- Max km/h: 180
- Verbrauch: 25 Liter
- Gebaute Exemplare: 440.000
- Neupreis: Ca. 4500 D-Mark
Deshalb habe ich ihn:
Für mich war immer klar, dass ich Motorsport betreiben möchte. Die Frage war nur, mit welchem Auto. Da bin ich sehr schnell auf den Imp gekommen. Damit fuhr nämlich mein Vater schon in den 1960er und 1970er Jahren Rennen. Der Imp war eigentlich ein Riesen-Flop, eignet sich aufgrund des drehzahlfreudigen Heckmotors aus leichtem Aluminium und dem geringen Gesamtgewicht aber sehr gut für Wettbewerbe.
Ich fahre größtenteils in einer Rennserie namens „Kampf der Zwerge“, ein Verein, der ausschließlich Autos bis 1300 Kubikzentimetern Hubraum und bis zum Baujahr vor 1975 beheimatet. Fiat 128, Renault 12 oder Simca – das Feld ist bunt gemischt. Das ist noch eine richtige Motorsportatmosphäre: Jeder schläft in seinem Lieferwagen oder im Kofferraum seines Kombis. Dann wird geschraubt und sich gegenseitig geholfen. Ohne große Lkw und Teams, aber mit viel Freude an der Sache. In der Fahrgastzelle wird es manchmal bis zu 80 Grad heiß. Dazu tragen wir feuerfeste Unterwäsche und Overall. Die Technik ist bis auf einige Ausnahmen historisch, die sicherheitsrelevante Ausstattung jedoch auf dem aktuellen Stand. Elektronische Assistenzsysteme wie ABS oder ESP gibt es aber nicht. Mensch, Maschine, Schweiß, Benzingeruch – das alles ist sehr ursprünglich.
Das kann er:
Der Imp ist mit 700 Kilogramm sehr leicht. Der Motorblock ist ein Aluminiumguss und damit ebenfalls sehr leicht. Dank der obenliegenden Nockenwelle verträgt er 10.000 Umdrehungen pro Minute. Wenn man wenig Hubraum hat, kommt die Leistung immer über die Drehzahl. Was er mittlerweile auch gut kann, ist lange durchzuhalten. Das mussten wir ihm anerziehen. Das geht nur mit entsprechender Kühlung und ein paar Kniffen am Motor.
Das kann er nicht:
Den Geldbeutel des Besitzers schonen, weil es immer den ein oder anderen Schaden oder Verschleiß gibt. Schon wenn nichts kaputtgeht, kostet eine Rennsaison etwa 10.000 Euro, die Arbeitszeit nicht mitgerechnet. Ohne meinen eigentlichen Beruf wäre es schwierig. Allerdings betreuen meine beiden Mitarbeiter und ich mittlerweile auch Autos für andere Fahrer und verdienen damit etwas dazu. Zwischen März und Oktober bin ich an 22 Wochenenden auf Rennstrecken im Einsatz.
Das habe ich für ihn getan:
Unser Rennteam heißt „Hubra Racing“, zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben der kölschen Begriffe „Huddel und Brassel“, frei übersetzt: „Gepfuscht und unter Zeitdruck gearbeitet“. Das mit dem Zeitdruck stimmt auch meistens: Ich habe nachts tausende Stunden kreischend und schreiend beim Versuch verbracht, das Auto rechtzeitig für die Rennen hinzubekommen. Den Motor richtig einzustellen, hat Jahre gedauert. Jetzt fährt der Imp bei einer extrem niedrigen Wassertemperatur von 60 Grad. Das funktioniert nur mit dem Kühler eines Ford GT 40, der für 1000 PS ausgelegt ist. Bleibt alles extrem kalt, hat man die Ausdehnung des Aluminiums im Griff, dann hält der Wagen auch sieben Stunden durch. Das herauszufinden war ein Monsterprojekt.
Das haben wir erlebt:
Das tollste Erlebnis war 2021 die Saisoneröffnung am Hockenheimring, wo ich das erste Rennen durchgefahren bin mit einem Motor, den ich selber gebaut habe. Am Anfang hatte ich es mit einem externen Motorenbauer probiert, das hat aber nicht geklappt. Dann habe ich es selbst gemacht, auch dann ist mir der Motor zwei Mal um die Ohren geflogen. Im dritten Anlauf hat der Motor dann ein ganzes Rennwochenende durchgehalten. Als ich die schwarz-weiße Zielflagge sah, hatte ich Tränen in den Augen. Vorher war ich bei keinem einzigen Rennen am Ziel angekommen. 2021 haben wir auch das 1000-Kilometer-Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings beendet. Sieben Stunden Renndauer ohne technisches Problem. Seitdem ist klar: Das Auto funktioniert auch langfristig.
Das haben wir vor:
Das große Ziel ist das 24-Stunden-Rennen für Oldtimer. Gerne auch im Regen. Ich fahre gerne bei schlechtem Wetter und das Auto ist dann auch besonders gut. Dann schaffen wir es regelmäßig in die Top 10.