1,4 Millionen FollowerWarum sich Ana Kohler in Köln besonders wohl fühlt
Köln – Im neongelben Kleid betritt Ana Kohler den Interviewraum ihrer Agentur am Mediapark. „Alles außer schwarz ist das Motto für heute Abend!“ hatte sie ihre Followerinnen und Follower wenige Stunden zuvor über Instagram wissen lassen.Ein Post vor einer Party, der bei jeder anderen 23-Jährigen vielleicht 300 bis 500 Menschen erreicht. Bei Ana Kohler sind es eine halbe Million auf Instagram und 1,4 Millionen auf Tiktok. Und bei der Party geht es auch nicht um einen normalen Clubbesuch, sondern die Vorstellung ihrer neuen Single.
Schon vor Vorgänger-Plattformen von Tiktok aktiv
Seit acht Jahren ist die Schweizerin mit portugiesischen Wurzeln in sozialen Netzwerken aktiv. „Angefangen hat bei mir alles mit der Plattform Younow“, erzählt Kohler. „Damals gab es auf Instagram und anderen Netzwerken noch nicht die Möglichkeit, live zu streamen. Ich habe damals schon viel gesungen und wollte das nicht direkt auf einer so großen Plattform teilen – ich war da noch in der Schule und der Ausbildung und wollte nicht, dass das alle meine Mitschüler sehen.“
Unter dem Radar blieb Kohler jedoch nicht lange. Spätestens mit „Musicly“, der Vorgänger-App des heutigen Tiktok, wurde Social Media für Kohler zu mehr als einem Hobby. „Auf Musicly habe ich Coverversionen hochgeladen. Die ersten zwei Jahre war das eine Nebensache, es war nie meine Intention zu sagen: Das wird mal mein Hauptberuf“, so die 23-Jährige. Nach dem Abschluss ihrer kaufmännischen Ausbildung habe sie sich dann aber voll auf Social Media fokussiert.
„Habe mich in Köln direkt wohlgefühlt“
Damit verbunden war auch der Umzug nach Köln, wo Ana Kohler sich ein Standbein aufgebaut hat. Sie pendelt zwischen dem Rheinland und der Schweiz. „Ich habe von Anfang an mehr die Deutsche als die Schweizer Zielgruppe angesprochen“, sagt Kohler. „Köln war dann die erste Stadt, in der ich mich direkt richtig wohlgefühlt habe. Hier geht man einmal aus und hat direkt zehn neue Freunde gefunden. Man wird so akzeptiert, wie man ist – das habe ich nicht überall erlebt.“
Der Weg zur Vollzeit-„Content Creatorin“, wie Kohler ihre Arbeit selbst nennt, war für sie nämlich nicht ohne Hürden, wie sie sagt. „Das war ein richtiger Risiko-Schritt für mich, ich habe damals noch fast gar nichts damit verdient. Aber ich bin dann zu meinen Eltern gegangen und habe gesagt: Hey Mama, hey Papa, ich will das jetzt versuchen.“ Heute zeigt sie Hunderttausenden in kurzen Videoclips, Stories und Bildern ihre Songs, wie ihre Musik entsteht, tanzt, teilt Eindrücke aus ihrem Alltag, ihrer Beziehung und beantwortet Fragen ihrer Follower.
Privates vom Beruf zu trennen, fällt manchmal schwer
Was sie dabei von sich preisgibt, habe sich mit den Jahren durchaus verändert, sagt sie. „Früher habe ich alles aus meinem Privatleben gepostet. Das war manchmal sehr belastend, weil sich dann auch viele Menschen einmischen, wenn sie alles mitbekommen. Irgendwann habe ich gemerkt – ich muss gewisse Sachen trennen von Social Media.“
Dass das auch ihren Followerinnen und Followern schwer fällt, die größtenteils noch jünger sind als Kohler selbst, beobachtet sie kritisch. „Ich bin mit meiner Reichweite sehr vorsichtig, ich will damit auf jeden Fall nichts anstellen, was einen schlechten Einfluss auf die Jugend hat. Ich checke bis heute nicht, dass mir so viele Leute folgen – wenn man so überlegt, hat man da eine ziemlich krasse Macht, gerade weil die jetzige Generation so viel Zeit auf Social Media verbringt.“
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Nächstes Ziel ist eine Musikkarriere
Den goldenen Mittelweg scheint die 23-Jährige für sich selbst auch noch nicht gefunden zu haben. Auf die Frage nach „Digital Detox“, also ein paar Wochen Pause im Jahr von den sozialen Netzwerken, sagt Kohler: „Ich würde lügen, wenn ich sage, ich kann mal abschalten. Das Geschäft ist sehr schnelllebig, es kommen immer neue Leute dazu, die dasselbe machen wie ich. Wenn man dann nicht selbst täglich postet, wird man schnell überholt. Aber ich mache das ja auch gerne – es gehört schließlich auch zum Job dazu.“
Dazu weiß Kohler ihre Followerzahl auch zu nutzen. Sie möchte zunehmend ihre Musikkarriere vorantreiben, auf die Vorstellung ihrer neuen Single „Toxic Behaviour“ in Köln folgte ein Auftritt im ZDF-Fernsehgarten. „Ich kann Social Media gut dazu nutzen, meine Musik zu promoten und meine Geschichte zu erzählen“, sagt Kohler. Ihr nächstes großes Ziel sei es, ein Album aufzunehmen. Ob sie in zehn Jahren auch noch Influencerin ist? „Ich hoffe es“, sagt Ana Kohler. „Ich hoffe, dass Social Media sich zu etwas besserem, und nicht ins Negative verändert.“