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Tod von Mutter und BabyToxischer Stoff in Glukoselösung – Apotheker äußert sich

Lesezeit 5 Minuten
PK tödlicher glukosetest1

Kölns Gesundheitsdezernent Harald Rau (v.l.), Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sowie Andreas Koch und Ralf Remmert von der Polizei Köln.

Köln – Eine 28 Jahre alte Frau und ihr per Notkaiserschnitt geborenes Baby sind nach der Einnahme eines Arzneimittels aus einer Kölner Apotheke gestorben. Stadt und Polizei haben am Dienstagvormittag in einer Pressekonferenz über den Fall informiert. Die PK zum nachlesen:

Taubheitsgefühl und bitterer Geschmack

Die Symptome nach der Einnahme der verunreinigten Lösung seien Taubheitsgefühl und Herz-Rhythmus-Störungen, so Bremer. Der Geschmack der Lösung sei bitter.

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Portionen werden aus Eimer abgefüllt

Bremer erklärt, wie es zur Vermischung der Glukoselösung gekommen sein könnte: „Das Glukose-Granulat ist in einem Eimer, daraus werden Portionen abgefüllt. Etwas Fremdes muss in diesen Eimer geraten sein.“ Der Hersteller würde noch befragt. Es müsse sich bei dem toxischen Mittel um mehr als bloß Rückstände an einem Spachtel handeln.

Zweite Betroffene zur Untersuchung im Krankenhaus

Ulrich Bremer weist darauf hin, dass Untersuchungen in der Rechtsmedizin ein paar Tage dauern. Die Untersuchung der Substanz wurde am Freitag in Auftrag gegeben.

Die Frau, die die Einnahme abgebrochen hat, liegt zur Untersuchung im Krankenhaus.

PK tödlicher glukosetest1

Kölns Gesundheitsdezernent Harald Rau (v.l.), Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer sowie Andreas Koch und Ralf Remmert von der Polizei Köln.

Apothekeninhaber aus Köln-Longerich äußert sich

Während die Pressekonferenz läuft, zitiert die Deutsche Presseagentur den Apothekeninhaber aus Köln-Longerich. „Ich bin fassungslos, ich kann es mir nicht erklären“, sagte der Apothekeninhaber Till Fuxius demnach am Dienstag. Er vertraue auf die Ermittlungen der Polizei. Seine Apotheke bleibe geöffnet. Sie habe seit Jahren ihre Patienten gut versorgt und werde dies weiter tun. Selbst hergestellte Arzneimittel würden aber vorerst nicht mehr angeboten. „Das ist eine unvorstellbare persönliche Tragödie“, sagte der Inhaber.

Keine Dokumentationspflicht

Wie viel von dem ausgegebenen Gebinde des betroffenen Stoffes in Umlauf ist, ist laut Andreas Koch nicht bekannt. Laut Rau gibt es keine Dokumentationspflicht für die Ausgabe des Stoffes. Koch: „Wir haben keine Hinweise vom Hersteller, dass die Substanz kontaminiert wurde. Wir werden weiter untersuchen, ob die Kontamination in der Apotheke stattgefunden hat.“ Ulrich Bremer wird noch einmal deutlicher: „Der Substanz muss ein toxisches Gemisch zugesetzt worden sein, aber nicht in der Produktion, erst nach Anlieferung in der Apotheke.“ Harald Rau betont, man gehe nicht davon aus, dass andere Apotheken in Köln betroffen sind.

Name des toxischen Stoffes bleibt unter Verschluss

Bremer nennt den Namen des toxischen Mittels nicht, „um Täterwissen nicht preiszugeben“. Zeugen werden derzeit vernommen, so auch der Arzt. Die Obduktion des Säuglings wird an diesem Dienstag vorgenommen.

Todesermittlungsverfahren eingeleitet

Die Staatsanwaltschaft hat laut Ulrich Bremer ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Ob die Straftat vorsätzlich war, wisse man noch nicht. Den toxische Stoff, der in dem Gemisch gefunden wurde, gebe es in Apotheken, aber er habe in der Lösung normalerweise nicht zu suchen. Man geht von einem Fremdverschulden aus.

Abfüllung in Apotheken üblich

Rau: Glukose steht auch als Fertigpräparat zur Verfügung, aber es ist üblich, dass es in Apotheken abgefüllt wird. Sie ist ohne Rezept zu bekommen.

Verfügung gegen Apotheke am Montag

Auch Harald Rau drückt seine Anteilnahme und die von OB Henriette Reker aus. Das Gesundheitsamt wurde laut Rau am Freitag hinzugerufen. Das Gesundheitsamt habe am Montag zunächst an die Apotheke eine Verfügung erteilt, ab sofort jeglichen Verkauf selbst hergestellter oder abgefüllter Substanzen zu unterlassen.

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Die Heilig-Geist-Apotheke in Longerich direkt am Heilig-Geist-Krankenhaus

Keine Klarheit über betroffene Patienten

Das Ereignis sei mit hoher Wahrscheinlichkeit lokal. Es gebe keine Hinweise auf kontaminiertes Material bundesweit. Dennoch sei unklar, welche Patienten die Substanz bezogen haben. Bisher habe sich noch kein Patient gemeldet. Die Polizei warnt davor, die Lösung aus dieser Apotheke einzunehmen.

Toxischer Stoff festgestellt

Koch erklärt weiter: Eine Obduktion der Verstorbenen wurde am Freitag durchgeführt. Das Ergebnis zeigt ein multiples Organversagen. Die chemisch-toxikologischen Untersuchungen dauern noch an.

Der Behälter der Glukoselösung wurde sichergestellt und untersucht. Das Ergebnis kam am Montagnachmittag: In dem Behältnis wurde auch ein toxischer Stoff festgestellt.

Der Sachstand

Andreas Koch legt den Sachstand dar: Am Donnerstagnachmittag hat sich ein Gynäkologe bei der Polizei gemeldet und darauf hingewiesen, dass Auffälligkeiten bei zwei Glukosetoleranztest aufgekommen sind. Am Dienstag hatte eine Patientin den Test abgebrochen, weil er merkwürdig schmeckte. Sie entwickelte Symptome, aufgrund derer sie im Krankenhaus untersucht wurde. Weitere Tests mit anderen Patienten seien ohne Befunde verlaufen. Am Donnerstag habe eine 28 Jahre alte Kölnerin nach der Einnahme ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Die Patientin sei noch am selben Tag in der Uniklinik verstorben. Der Säugling der Schwangeren verstarb nach einem Notkaiserschnitt am Freitag.

Die Pressekonferenz beginnt

Ralf Remmert leitet die Pressekonferenz mit einer Beileidsbekundung an die Opfer und ihre Hinterbliebenen ein. Er betont: Die Angehörigen der Opfer lehnen es ab, sich öffentlich zu äußern.

Die PK-Teilnehmer

Folgende Personen äußern sich auf der Pressekonferenz von Polizei und Stadt Köln:

Ralf Remmert, Leiter Presse & ÖffentlichkeitsarbeitAndreas Koch, Leiter Kriminalinspektion 1Ulrich Bremer, Oberstaatsanwalt, Staatsanwaltschaft KölnProf. Dr. Harald Rau, Dezernat V, Beigeordneter der Stadt

Der Fall

Am Montagabend hat die Stadt Köln den Fall bekanntgemacht: Bereits in der vergangenen Woche starben eine 28-jährige Frau und ihr Baby, das zuvor per Notkaiserschnitt geboren worden war, nachdem die Frau einen Glukosetoleranztest durchgeführt hatte. Dazu hatte sie ein Glukosegemisch eingenommen, das in einer Apotheke in Köln-Longerich hergestellt worden war. Bei einer weiteren Patientin, die das gleiche Gemisch eingenommen hatte, waren ebenfalls Komplikationen aufgetreten. Sie brach die Einnahme ab und überlebte.

Eine Mordkommission ermittelt. Die Apotheke hat weiterhin wie gewohnt geöffnet. (ken, chp)