Archäologische Zone in KölnKostensteigerung auf mehr als 100 Millionen Euro droht
Köln – Wenn die Stadtverwaltung nach der Vergabe aller Aufträge die Kosten für ein Bauvorhaben neu berechnen lassen muss, bedeutet das erfahrungsgemäß vor allem eins: Es wird teurer. Im Fall der geplanten Archäologischen Zone mit dem Jüdischen Museum droht demnach ein weiterer Anstieg der Kosten. Voraussichtlich werden die Ausgaben 100 Millionen Euro übersteigen.
Genaue Zahlen sind derzeit zwar noch nicht zu erfahren. Unabhängig davon befürchteten einige wenige im Rathaus bereits „eine extreme Erhöhung der Ausgaben für die Stadt“.
Kaum Fortschritte sichtbar
Auf der Baustelle vor dem Rathaus sind Fortschritte kaum zu erkennen. Nachdem im vorigen Jahr die ersten fünf von 21 stählernen Wandelementen aufgestellt worden waren, hat das Museum nicht weiter an Gestalt gewonnen. Die bis zu 14 Meter langen, annähernd drei Meter hohen Teile, eine Spezialanfertigung einer Wittenberger Stahlbaufirma, haben eine tragende Funktion für das Bauwerk.
Sie sollten ursprünglich bis zum kommenden März moniert sein und somit das Erdgeschoss vollständig umschließen. Angesichts des sich über Monate hinziehenden bisherigen Aufbaus dürfte der Zeitplan kaum einzuhalten sein.
Die Entstehungsgeschichte des Kulturvorhabens auf und unter dem Platz vor dem Rathaus ist ohnehin geprägt von Verzögerungen und Kostensteigerungen. Zum Zeitpunkt seines Baubeschlusses im Jahr 2010 war der Stadtrat von 48 Millionen Euro ausgegangen. Seit Beginn der Bauarbeiten im Jahr 2015 mussten die Zahlen mehrfach nach oben korrigiert werden.
Stahlpreis verdreifacht
Im Februar 2020 nannte Baudezernent Markus Greitemann zuletzt eine Summe von 95 Millionen Euro – noch einmal 18 Millionen Euro mehr als der 2017 errechnete Preis. Greitemann begründete die Zunahme unter anderem mit der Kostensteigerung im Baugewerbe. So habe sich beispielsweise der Stahlpreis seit Baubeginn verdreifacht. Die für 2021 vorgesehene Eröffnung des Museums verschiebe sich voraussichtlich bis 2024.
Kölns höchster Baubeamter hatte zudem darauf hingewiesen, „eine fundierte Prognose“ könne erst erst nach Abschluss der Vergabeverfahren im vierten Quartal 2020 erstellt werden. Aufgrund von Verzögerungen, nach Angaben der Gebäudewirtschaft verursacht durch Blindgänger im Baugrund, einen unvorhersehbaren Sanierungsbedarf des Rathausfundaments, aufwendige Probebohrungen mit Rücksicht auf die historischen Bodenfunde sowie ein Wirrwarr von im Erdreich verlegten Leitungen und Rohren, mussten wichtige Gewerke neu ausgeschrieben werden. Eine Reihe von Firmen hatte die Verträge mit der Stadt gekündigt, ein Unternehmen ging in die Insolvenz.
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In ihren an die Ratspolitiker gerichteten Mitteilungen über den jeweiligen Stand der Bauarbeiten habe die Verwaltung das Risiko weiterer Preissteigerungen „immer sehr deutlich dargestellt“, sagte Greitemann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Vergabeverfahren seien beendet, die Auswirkungen würden derzeit „durch die Projektsteuerer dargestellt und aufgearbeitet“. Ebenso würden „gegebenenfalls Gegenmaßnahmen aufgezeigt“.
Die Verwaltung werde die Ratspolitiker sowie den Landschaftsverband Rheinland als Betreiber der Museums bis zur übernächsten Ratssitzung am 23. Februar über die „aktuellste Kostenprognose“ informieren.
Kleine Feier geplant
Wer nach dem Stand der Arbeiten für das Miqua genannte Museum fragt, erhält von der Gebäudewirtschaft trotz allem eine Antwort, die rundum positiv klingt. „Aktuell wird unter den Deckenfeldern in Höhe Rathausturm gearbeitet. In enger Abstimmung mit der Bodendenkmalpflege konnte erfolgreich ein erster Durchgang zwischen zwei mittelalterlichen Kellerräumen mit komplizierter Sägeschnitttechnik für den späteren Parcoursverlauf des Museums-Rundgangs hergestellt werden. Die erfolgreiche Abnahme dieses Durchbruchs fand Ende November 2020 statt“, heißt es. Und weiter ist zu erfahren, dass im Praetorium derzeit die Stützen für die Stege des geplanten Rundgangs durch die Stadtgeschichte hergestellt werden.
Und eine kleine Feier sei auch schon geplant: „Voraussichtlich im Februar 2021 soll symbolisch der Durchbruch zwischen Praetorium und späterem Miqua in einer Corona gerechten Form gewürdigt und mit der Kölner Bevölkerung geteilt werden, um 1700 Jahre Jüdisches Leben in Köln ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.“