KommentarTransparenz bei Kölner Flüchtlingszahlen fördert Demokratie

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Fortuna Köln und Anwohner beschweren sich über vermeintlichen Müll und zugestellte Parkplätze am Fortuna-Stadion. Das Geflüchtetenlager am Fortuna-Stadion.

Blick auf die Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete am Südstadion

Die Zahlen der in Köln registrierten Geflüchteten sind höher als die öffentlich bekannten. Eine Differenzierung ist notwendig. Ein Kommentar.

36.220 Geflüchtete sind aktuell in Köln registriert, gut viermal so viele wie jene 8648 Menschen, die von der Stadt aktuell untergebracht werden und in vielen Veröffentlichungen genannt werden. Die Stadt veröffentlicht die Zahl der hier gemeldeten Geflüchteten, zu denen Menschen mit Aufenthaltstiteln und Geduldete, also Ausreisepflichtige, fallen, in Statistiken nicht, weil der Begriff „Geflüchteter“ für das Gesetz nicht relevant ist.

Die Statistik unterscheidet daher lediglich zwischen Menschen im Asylverfahren, mit Duldung oder „gesichertem Aufenthalt“. In einer hochemotionalen Debatte um Asylrecht und Abschiebungen, in der beinahe jeden Tag über neue Härten diskutiert wird, um so vermeintlich den Umfragehochs der migrations- und ausländerfeindlichen AfD zu begegnen, braucht es indes maximale Transparenz und Differenzierung, um rassistischen Demokratiefeinden keine neuen Einfallstore zu öffnen.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ versucht dazu beizutragen – indem Zahlen gemeldeter Geflüchteter ebenso veröffentlicht werden wie jene von Nichtdeutschen und Deutschen in Kriminalitätsstatistiken oder von Ausreisepflichtigen. Nicht mal jeder zehnte in Köln gemeldete Geflüchtete lebt geduldet und damit zunächst nicht rechtmäßig hier. Das ist eine Wahrheit, die die extrem Rechten gern bei ihren Abschiebeforderungen und Remigrationsfantasien verschweigen – während ein Teil der Linken noch immer glaubt, kein Mensch könne illegal in Deutschland leben und alle müssten willkommen sein.

Asylrecht: Bei Begriffen und Zahlen darf es nicht bleiben

Bei den Begriffen und Zahlen, die von der Politik verwendet werden, darf es nicht bleiben: Damit werden Menschen zu Objekten und Kategorien gemacht, über die sich leichter und kühler entscheiden lässt als über Subjekte mit Würde, die laut Grundgesetz unantastbar sein sollte.

Es geht also auch darum, über die Hintergründe und Lebensläufe der Geflüchteten zu berichten, und darüber, wie viele Ausländer und Geflüchtete die Arbeiten erledigen, die für das System relevant sind, aber von vielen nicht bevorzugt gemacht werden: als Pflegerinnen und Reinigungskräfte, als Sicherheitsbedienstete, Servicekräfte, Köche und Fleischzerleger in Schlachtbetrieben. Auch dazu gibt es Zahlen, über die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichten wird. Weil die Wahrheit kein Schwarz und kein Weiß kennt.

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