Die Kölner Verwaltung veröffentlicht lediglich die Zahlen der städtisch untergebrachten Menschen.
36.220 Geflüchtete in Köln registriertWarum die öffentlich genannten Zahlen viel niedriger sind
In Köln sind aktuell 36.220 Geflüchtete registriert. Diese Zahl, die in Ausschüssen und von der Verwaltung nicht öffentlich kommuniziert wird und in Statistiken nicht auftaucht, erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage.
Regelmäßig bekannt gegeben wird von der Verwaltung die Anzahl der städtisch untergebrachten Flüchtlinge. Im Mai 2024 waren das 8648 und damit rund 1300 weniger als noch im Januar (9906). Im Januar 2023 hatte die Stadt Köln noch mehr als 11.000 Geflüchtete untergebracht und damit gerechnet, dass die Zahl auf mehr als 15.000 steigen könnte. Diese Prognose ist bislang nicht eingetreten.
Köln: Zahl der registrierten Geflüchteten hat sich in zehn Jahren mehr als verdreifacht
12.825 der in Köln gemeldeten Geflüchteten sind Ukrainerinnen und Ukrainer, die zweit- und drittgrößte Gruppe bilden Menschen aus dem Irak (5261) und aus Syrien (4791). Auf Platz vier folgen Flüchtlinge aus Afghanistan (2854). Unter die in Köln gemeldeten Geflüchteten fallen „Menschen mit Aufenthaltstitel nach völkerrechtlichen, humanitären oder politischen Gründen sowie Geduldete und Gestattete“, teilt die Stadt Köln mit.
Die Anzahl der registrierten Geflüchteten hat sich in den vergangenen zehn Jahren in Köln mehr als verdreifacht. Waren im Dezember 2014 noch 11.243 Flüchtlinge in der Stadt gemeldet, so waren es drei Jahre später mehr als 14.000 und im Dezember 2019 schon 26.378. Den größten Anstieg gab es nach der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022. Fast jeder dritte Geflüchtete in Köln ist minderjährig (10.870), von ihnen haben 9300 einen humanitären Aufenthaltstitel, rund 1200 gelten als geduldet.
3341 Geflüchtete leben mit Duldung in Köln, das ist weniger als jeder Zehnte
Insgesamt gab es Ende 2023 nach einem Bericht der Ausländerbehörde 3341 Menschen mit Duldung in Köln, Ausreisepflichtige also, die zum Beispiel aus familiären, gesundheitlichen oder beruflichen Gründen nicht abgeschoben werden. Die Zahl der lediglich Geduldeten ist seit 2018 (damals waren es 5958 Menschen) erheblich reduziert worden, obwohl sich die Zahl der Geflüchteten in der gleichen Zeit stark erhöht hat. Alle anderen Geflüchteten sind im Besitz einer Aufenthaltserlaubnis und somit „zu Recht“ in Köln. Aus Köln abgeschoben wurden im vergangenen Jahr 169 Menschen – 58 mehr als im Jahr zuvor.
Die Begriffe „Flüchtling“ oder „Geflüchteter“ stammten aus der Soziologie, sagt die Kölner Sozialrechtlerin Dorothee Frings. „Daher tauchen sie in Gesetzen, Datenbanken oder im Ausländerzentralregister nicht auf und werden in der Regel nicht verwendet.“ Alle Menschen mit humanitärem Aufenthaltstitel, also Menschen mit einem Schutzstatus, mit Bleibeberechtigung nach langjährigem Aufenthalt und Personen mit befristeter Aufenthaltserlaubnis fallen darunter, dazu Asylsuchende mit laufendem Verfahren und Geduldete.
„Wenn von Geflüchteten gesprochen wird, sollte deutlich werden, dass es sich nicht um eine Kategorie handelt, die irgendetwas über das Leben dieser Menschen in der Stadt aussagt“, sagt Frings. Aus ihrer Sicht ist es auch für Politik und Verwaltung allerdings sinnvoll, die tatsächlichen Zahlen von Geflüchteten offen zu kommunizieren, „um eine politisch aufgeladene Debatte zu versachlichen“. Wichtig sei es dafür, genau zu differenzieren, wie viele der Menschen schutzberechtigt sind, sich rechtmäßig und langfristig in Deutschland aufhalten – und wie viele nicht. Nicht rechtmäßig lebt in Köln weniger als jeder zehnte Geflüchtete – viele dieser sogenannten Geduldeten erhalten dank Ausbildung oder Beruf irgendwann ein langfristiges Bleiberecht.
Köln: 245.000 Menschen aus 180 Ländern ohne deutschen Pass
Bei der Veröffentlichung von Zahlen sei es wichtig, zu unterscheiden „nach Aufenthalten, Lebenswirklichkeiten, Teilhabemöglichkeiten und Integrationshemmnissen“, meint Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats. „Geflüchtete sind keine homogene Gruppe.“ Spätestens nach der Erteilung eines unbefristeten Aufenthaltstitels „sollte nicht mehr von Geflüchteten gesprochen werden, da die Menschen nach Maßgabe der Gesetze dann vollständig integriert sind“. Es bestehe kein Grund, Geflüchtetenzahlen nicht zu veröffentlichen, sagt Prölß. „Sie sollten sogar öffentlich kommuniziert werden. Der hohe Prozentsatz an humanitären Aufenthalten bedeutet auch rechtlich einen hohen Grad an Integration.“
In Köln leben aktuell 245.000 Menschen ohne deutschen Pass aus 180 Ländern. Davon kommen 77.300 Menschen aus Ländern der EU und 167.700 Personen aus Ländern außerhalb der Europäischen Union. 437.000 Menschen haben in Köln einen Migrationshintergrund.