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Aus der PCR-Pooltests„Es geht ein Riesenspalt durch die Elternschaft“

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Beim Lollitest kauen Schüler auf einem Wattestäbchen. Die Proben werden gemeinsam als sogenannter Pool ausgewertet. (Symbolbild)

Köln – Wer Anke Staar von der Landeselternschaft in diesen Tagen anruft, der öffnet ein Fass, in dem es gärt. Die Bedürfnisse der Eltern zu vertreten in dieser Pandemie, das ist – man ahnt es – eine Aufgabe, die zerreißt. „Ich bekomme Hassmails von beiden Seiten“, sagt Staar. „Die einen kritisieren, dass wir nicht für die komplette Lockerung eintreten, die anderen beschimpfen uns, weil wir vorerkrankte Eltern im Stich lassen würden.“

Dass in NRWs Grundschulen von Rosenmontag an keine PCR-Pooltests mehr durchgeführt werden, ist eine Entscheidung, die Staar in Anbetracht der Lage gar nicht mehr besonders in Wallung bringen kann. „Was hätte Yvonne Gebauer denn anderes tun sollen?“, sagt sie. Dass es in NRW überhaupt bei Testungen und Masken bleibe, sei in den Augen der Landeselternschaft eine gute Nachricht. Was sie den Politikern vorwirft, greift viel tiefer: „Es geht ein Riesenspalt durch die Eltern, durch die ganze Gesellschaft. Und den hat die Politik durch unklare Kommunikation zu verantworten.“

Corona: Elternvertreterin fordert Raumluftfilter und halbierte Klassen

Nach dem Hin- und Her der vergangenen Monate wünscht sich Staar spätestens für den Herbst, wenn eine neue, vielleicht gefährlichere Mutation die Runde machen könnte, nicht weniger als „Tabula rasa“. „Wir denken immer: Übermorgen ist wieder gut. Und laufen in die nächste Katastrophe. Wir brauchen ganz neue Ideen. Wir brauchen Raumluftfilter, wir brauchen halbierte Klassen, wir brauchen eine Abkehr von Prüfungsdogmen, eine Entschlackung des Lehrplans.“

Der Kölner Kinder- und Jugendarzt Prof. Jörg Dötsch ist im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bezüglich dem Aus für die PCR-Pooltests hin- und hergerissen. „Ich hätte mich sehr gefreut, wenn es mit den Pool-Tests hätte weitergehen können. Ich kann aber nachvollziehen, dass es momentan aufgrund des hohen Positivanteils nicht funktioniert.“ Wichtig ist dem Mediziner, „dass wir nun nicht noch weitere Hygienemaßnahmen ändern. Wenn gleichzeitig zu den Kontaktlockerungen auch die Maskenpflicht fallen würde, dann würden wir womöglich den Überblick verlieren.“

Es gibt aber auch Orte, da überwog nach der Nachricht aus dem Bildungsministerium eindeutig die Erleichterung: Der Bonner Kinder- und Jugendmediziner Axel Gerschlauer, im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Sprecher des Landesverbandes Nordrhein, sagt zum Beispiel: „Das anlasslose Testen von Gesunden macht keinen Sinn mehr, das passt nicht mehr in die Zeit.“

Und auch ein Leiter einer Kölner Grundschule äußerte sich im Gespräch mit dieser Zeitung unmissverständlich: „Von mir hören Sie dazu ein lautes Hurra! Wir sollten endlich das tun, was in Skandinavien passiert und die Dinge einfach mal laufen lassen.“ Denn die meisten Kinder hätten keine oder milde Symptome. Seit das Testverfahren geändert wurde und nach einem positiven Pool per Schnelltest einzeln nachgetestet wird, hätten der Rektor und sein Team ständig am Limit gearbeitet. „Von 13 Klassen waren durchschnittlich immer mindestens zwei Pools positiv. Wir konnten nur ein einziges Mal ein Kind aus einem solchen Pool durch einen Schnelltest nachträglich identifizieren. Und dazu der ganze Aufwand.“ Er ist froh, sich das künftig sparen zu können.