Ausstellung im „Zappes“Warum die Kölnerin Fred Nussbaum Kunst über Schnecken macht
Köln – In der Arbeit der Kölner Künstlerin Friederike „Fred“ Nussbaum dominiert ein Motiv: die Schnecke. Großflächig und bunt porträtiert blickt sie einem von der Wand in Nussbaums Wohn- und Arbeitsraum im Belgischen Viertel entgegen, klein und filigran ziert sie selbstdesignte Mützen, mit dem Spruch „I like your slime“ windet sie sich über ein T-Shirt.
Durch die Kunst den Ekel überwinden
Am Samstag wird Nussbaum in der „Zappes Broi“-Bar in der Innenstadt die Vernissage zur ihrer Ausstellung „Die Kammer des Schneckens“ feiern. „Ich setze mich jetzt seit 2018 mit Schnecken auseinander“, sagt Nussbaum. Im Rahmen eines Seminars mit dem Titel „Love your Monsters“ an der Kölner Ecosign-Akademie begann die 27-Jährige, das Tier zu beobachten, zu berühren, es zu malen.
„Ich bin im Haus meines Uropas aufgewachsen, der seinen Garten gehegt und gepflegt hat. Um die Schnecken abzuhalten hat er riesige Tonnen mit Schneckengift aufgestellt – der modrige Geruch dieser Tonnen hat sich bei mir eingeprägt. Durch meine Kunst will ich auch den Ekel vor den Tieren überwinden“, erzählt sie.
Der humorvolle Umgang mit oftmals abstrusen Themen, in verschiedenen Formen und vor allem leuchtenden Farben, macht die Arbeit von Fred Nussbaum aus. Inspirieren lässt sie sich vor allem von Personen, zeichnet abstrakte Figuren, die ein Freund „Die Kaputtis“ getauft hat. „Man versucht ja immer irgendwo, sich anzupassen und verfällt dabei in gelernte Muster zurück“, sagt Nussbaum. „Diese Zerreißprobe versuche ich abzubilden.“
„Mode ist mein Spielplatz“
Eine wichtige Rolle für ihre Kreativität spielt bei Nussbaum auch Köln. „Ich lasse mich durch die Stadt inspirieren, ich fühle mich hier einfach sehr wohl. Ich habe eine Zeit lang in Berlin gelebt und mich dort sehr verloren gefühlt. Köln fängt mich auf, meine Freunde geben mir einen großen Rückhalt.“ Ein Teil ihres Freundeskreises und ihres künstlerischen Umfelds hat sich für Nussbaum auch durch ihre Arbeit im „Zappes“ ergeben.
Nach ihrem Bachelor-Abschluss an der Ecosign im Frühjahr hat Nussbaum im „Zappes“ angefangen. „Ich bin dort für die Galerie zuständig und inszeniere den Raum mit wechselnden Ausstellungen. Ich habe anfangs aber direkt gesagt: Ich mache alles, wofür ihr mich braucht, von der Merchandise-Kampagne bis zum Klodeckelanschrauben“, sagt Nussbaum und lacht.
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Für das „Zappes“ hat sie auch schon verschiedene Kleidungsstücke designt. „Ich habe hier komplett freie Hand, darf sein wie ich bin.“ Neben dem Zeichnen ist die Mode die zweite Leidenschaft von Nussbaum. Sie arbeitet an eigenen Kollektionen und Stücken – wie den Shirts und Mützen mit den Schneckenmotiven. „Mode ist mein Spielplatz. Ich kleide mich gerne auffällig und bunt, das Spiel damit ist mir total wichtig. Oft verliert man das mit dem Alter. Wenn ich mal wieder ein ganz komische Kombination anhabe, sagen mir Freunde aber auch schon mal: Fredi – jetzt reichts!“, sagt sie und lacht.
Nussbaum legt Wert auf Nachhaltigkeit
Neben dem Stil legt Nussbaum in ihrer Mode und bei ihren eigenen Stücken großen Wert auf Nachhaltigkeit. Für ihr Bachelor-Projekt an der Ecosign hat sie einen Pop-up-Second-Hand-Laden namens „Zu viel Stoff“ konzipiert – „weil es schon so viel Kleidung auf dieser Welt gibt“, wie sie sagt. Nussbaum achtet darauf, Second-Hand-Materialien zu benutzen.
Die T-Shirt-Rohlinge für die Schnecken-Shirts hat sie als Restbestände einer Druckerei abgekauft. „Man kann sich immer wieder etwas Neues zaubern“, sagt Nussbaum. „Und kann dadurch auch dem ständigen Konsum etwas entkommen.“ Obwohl ihre Stücke und Stoffe einzigartig sind, will Nussbaum für ihre Mode keine hohen Preise aufrufen. „Meine Mode soll bezahlbar sein und zugänglich bleiben“, sagt sie.
Friederike Nussbaums Ausstellung „Die Kammer des Schneckens“ ist ab dem 11. Dezember 2021 rund einen Monat lang in der „Zappes“-Bar in der Kölner Innenstadt zu sehen. Die Vernissage läuft am Samstag von 15 bis 20 Uhr. Zappes Broi, Roonstraße 71, 50674 Köln. www.frednussbaum.de.