Uwe Pook, geboren 1943, kam 1955 nach Köln. In seinem autobiografischen Roman arbeitet er ganz persönliche wie historische Ereignisse auf.
Karneval und MauerbauAutor schreibt über seine Erlebnisse im Nachkriegs-Köln
Uwe Pook hat schon an vielen Orten gelebt, aber Köln hat es ihm offensichtlich angetan. Hier verbrachte er seine Jugend, kehrte später für einige Jahre zurück. „Irgendwie ist er längst ‚Ehren-Kölner.‘“ So steht es im Vorwort des Journalisten Frank Überall zu Pooks zweitem autobiografischen Roman „Eine rheinische Sinfonie – D’Pimocken wäde all wat“.
Pooks Erzählung beginnt mit seiner Ankunft in Köln im Februar 1955. 1943 in Schwerin geboren und nach dem Krieg nach Vienenburg (heute Goslar) gezogen, war der heute 80-Jährige beeindruckt vom Großstadtleben. Und dann kam auch direkt der kölsche Karneval und der Rosenmontagszug. Da waren die Wagen mit dem Dreigestirn: „In dem Jahr war der Prinz kein Geringerer als der noch junge Zeitungs-Verleger Alfred Neven-DuMont. Alle Zuschauer am Zugweg sahen, dass viele ‚jecke‘ Mädchen den Prinzenwagen enterten, um den in seinem Ornat gutaussehenden Prinzen zu bützen (küssen).“
Köln: Autobiografischer Roman umreißt Köln der Nachkriegszeit
Und nach dem Umzug ging es in ein Lokal auf den Ringen, wo Musik von Willi Ostermann und Willy Millowitsch lief. Weniger schön habe er den Mann empfunden, der im Trenchcoat und mit kurzem Schnauzbart unter der Nase vor dem Zug herlief und die Hand im Nazi-Gruß nach vorn reckte. Oder die schwarz angemalten Karnevalisten mit Baströckchen.
In „Eine rheinische Sinfonie“ schildert Pook ganz persönliche Erlebnisse wie historische Ereignisse. Vieles sei so geschehen, wie er es beschreibt, einiges ausgeschmückt. Genau so passiert sei etwa eine Geschichte aus seiner Zeit beim Postamt, wo er damals eine Ausbildung machte. Er wollte sich für die Teilstreitkraft Luftwaffe bewerben und brauchte Bewerbungsfotos. Bei einem Fotoladen auf der Sülzburgstraße war er erfolgreich. Wenig später habe er sein Passfoto zufällig im Schaufenster besagten Ladens entdeckt – damals sah es mit dem Datenschutz noch etwas anders aus. Das Foto jedenfalls erregte Aufmerksamkeit im Veedel: Zwei Mädchen hätten bei ihm geklingelt und seine Mutter gefragt, ob er auf eine Geburtstagsfeier mitkommen könne. Mit einer der beiden sei er dann auch kurz „gegangen“. Ob es das hübsche Foto war oder nicht, Pook wurde bei der Luftwaffe angenommen und verließ Köln 1961.
Mauerbau, ein Ausflug nach Ostberlin, Kalter Krieg, Mauerfall. Seine Anekdoten betten sich in historische Ereignisse von Kriegsende bis zur Jahrtausendwende. Besonders Begegnungen mit Alt-Nazis haben ihn beschäftigt – „aber Jung-Nazis finde ich jetzt viel erschreckender“, erzählt er. Es sei ihm auch aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen ein Anliegen, jüngeren Generationen die Nachkriegszeit nahezubringen. Der schulische Geschichtsunterricht ende doch zu häufig mit dem Zweiten Weltkrieg.
Am 24. August um 20 Uhr gibt es eine Lesung mit Talk mit Uwe Pook und Frank Überall in der Galerie Freiraum. Der Eintritt kostet zehn Euro, Plätze können unter freiraum@protect-data.de reserviert werden.
„Eine rheinische Sinfonie – D’Pimocken wäde all wat“, 366 Seiten Taschenbuch, erschienen am 19. Mai 2023 im Redimora Verlag. 17,95 Euro.