Erstmals fordert ein Missbrauchsbetroffener Schmerzensgeld vom Erzbistum Köln. Am Dienstag treffen sich beide Seiten erneut vor Gericht.
Betroffener verlangt 750.000 EuroSchmerzensgeld-Prozess gegen Erzbistum Köln geht weiter
Das Erzbistum Köln muss sich erneut vor Gericht verantworten. Das Kölner Landgericht setzt am Dienstag seine Verhandlung über die Schmerzensgeldklage eines Missbrauchsbetroffenen fort. Ob ein Urteil fällt oder die Parteien möglicherweise einen Vergleich schließen, ist nicht absehbar, wie eine Gerichtssprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.
Der Betroffene verlangt vom Erzbistum 725.000 Euro Schmerzensgeld sowie 80.000 Euro für mögliche künftige Schäden. Er hatte bereits 25.000 Euro von der Diözese in Anerkennung seines Leids erhalten. Bei einem ersten Verhandlungstermin Anfang Dezember hatte Richter Stephan Singbartl einen Vergleich vorgeschlagen. Es kam jedoch nicht zu einer Einigung. Der Prozess könnte Vorbildcharakter für weitere Schmerzensgeldklagen gegen die katholische Kirche haben.
Über 320-facher Missbrauch: Vorwürfe sind dem Bistum seit 1980 bekannt
Der Kläger soll in den 1970er Jahren mehr als 320 Mal von einem Priester missbraucht worden sein. Vorwürfe gegen den Geistlichen wurden dem Erzbistum 1980 sowie 2010 bekannt - er konnte dennoch viele Jahre weiter als Seelsorger arbeiten. Der Betroffene wirft der Erzdiözese daher Amtspflichtverletzung durch Unterlassen vor. Das Erzbistum hatte bewusst darauf verzichtet, eine Verjährung zu beanspruchen.
Das Verfahren hinterfragt das kircheninterne System der freiwilligen Anerkennungszahlungen, das für Betroffene in der Regel höchstens 50.000 Euro vorsieht. Viele Missbrauchsbetroffene kritisieren dies als zu gering. (KNA)