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Bordell, Theater, WolkenburgKölns ungewöhnlichste Corona-Testzentren

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Das Corona-Testzentrum in der Volksbühne am Rudolfplatz 

Köln – „Auch ohne Termin“ läuft in großen roten Buchstaben auf der elektronischen Anzeige über dem Eingang der Volksbühne am Rudolfplatz. Nein, das ist nicht der Titel des aktuellen Stücks des Theaters, Kulturbetriebe sind wegen der Pandemie ohnehin geschlossen. Es ist ein Hinweis darauf, dass man sich hier auch spontan auf das Coronavirus testen lassen kann. Statt des Musicals „Himmel und Kölle“ lautet das Programm zurzeit: kostenloser Bürgertest, Ergebnis in 15 Minuten. Die Volksbühne ist eine von inzwischen mehr als 700 Teststellen in Köln (eine Liste der Testzentren finden Sie hier). Zum Vergleich: In der ganzen Stadt gibt es rund 300 Supermärkte. Ein bisschen fühlt es sich an, als findet sich derzeit in jeder Besenkammer ein Testzentrum. Apotheken und Arztpraxen sind natürlich darunter. Aber auch jede Menge ungewöhnliche Orte.

Klavierklänge zum Corona-Test

In der Volksbühne schreiten die Kunden über Fischgrätparkett zu den Testkabinen im Jugendstil-Foyer. Daneben steht ein Klavierflügel, an dem ab und zu jemand seichte Unterhaltungsmusik zum Corona-Abstrich spielt. „Der Flügel bietet Unterhaltung, er ist ein guter Raumteiler zum Backstage-Bereich, in den die Kunden nicht dürfen. Und er ist ein Symbol, dass wir hier eigentlich ein Kulturbetrieb sind“, sagt Volksbühnen-Geschäftsführer Axel Molinski. Das Testzentrum ist für ihn „Werbeplattform“ und Vorbereitung für die Zeit, in der die Pandemieregeln gelockert werden, zugleich. Wenn aktuelle Corona-Tests irgendwann auch einen Theaterbesuch ermöglichten, habe die Volksbühne schon die passende Infrastruktur. Um auf die dramatische Lage der Kultureinrichtungen aufmerksam zu machen, versperrt ein Bauzaun die Treppe in den oberen Stock. Daran können Test-Kunden ein Vorhängeschloss anbringen, um es gemeinsam mit den Theaterleuten zu öffnen, wenn ein Spielbetrieb wieder möglich ist. Manche Test-Kunden kämen auch aus reiner Neugier, um einfach einmal das Theater von innen zu sehen. „Viele kennen diese schönen Hallen gar nicht und wundern sich, wie toll es hier ist“, berichtet Molinski.

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Im Testzentrum an der Merowingerstraße, eigentlich ein Bordell, sind die Wände verhängt.

Neugier ist auch die treibende Kraft für viele Menschen, die sich in der Merowingerstraße testen zu lassen. Das „Cesar’s Palast“ in der Südstadt ist eigentlich ein Bordell. „Eine Menge Leute kommen jetzt, weil sie sich sonst nicht hierher trauen würden“, hat Tanya Schlag festgestellt. Sie ist die Standortleiterin für den Testzentrumsbetreiber, der die Räume gemietet hat. Eine Frau sei sogar extra aus Belgien zum Testen angereist, um die Räume zu inspizieren.

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Bis auf den roten Boden erinnert wenig an das Bordell Cesar's Palast.

Sie dürfte ein wenig enttäuscht gewesen sein. Vieles wie die Theke, Polstermöbel und Wände sind aus Hygienegründen mit Folie verhängt, nur ab und zu blitzt noch ein bisschen Cesar’s Palast durch. Selbst die Fassade ist christogleich verhüllt. Getestet wird in zurzeit in drei Zimmern, die sonst die Palast-Damen nutzen. Die Betten wurden jedoch herausgeräumt. Bis zu 500 Tests werden hier täglich durchgeführt. „Wir haben gut zu tun“, sagt Schlag.

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Auch in der Wolkenburg kann man sich testen lassen.

Um einiges gediegener geht es in der Wolkenburg zu. „Testen unter Kronleuchtern“ sei das interne Motto, sagt ein Mitarbeiter. Die Proben werden im warm beleuchteten Art-Déco-Saal Alexiana entnommen. Auf das Testergebnis kann man im nicht minder stimmungsvoll illuminierten Hof warten. „Das machen vor allem die älteren Damen aus der Nachbarschaft, die kein Smartphone haben“, sagt Ärztin Barbara Neudeck vom Testzentrumsbetreiber Takecare24, die hier die Hygieneregeln im Blick hat und die Mitarbeiter schult.

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Mitarbeiter des Testzentrums in der Wolkenburg treffen Vorbereitungen für die Kunden.

Zur Wolkenburg hat sie eine ganz persönliche Beziehung: „Ich habe hier geheiratet.“ Die meisten Kunden kommen morgens, hat sie festgestellt. Deshalb werde überlegt, früher zu öffnen. Sollte die Kundenzahl steigen, könne das Testzentrum in der Wolkenburg auch expandieren, erklärt Neudeck. „Dann würden wir den großen Festsaal nutzen.“

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Auf dem Parkplatz einer Pizzeria-Kette in Lövenich steht ein Drive-Thru-Corona-Testzelt.

Eine Art Gegenentwurf zur historischen Erhabenheit der Wolkenburg ist das Drive-Thru auf dem Parkplatz einer Pizzeria-Kette in Lövenich. Dort können die Kunden in ihren Autos sitzen bleiben: Mit dem Wagen vorfahren, Scheibe runter, Abstrich machen, wegfahren. Zackzack. Der Betreiber Corona-Point, der auch das Testzentrum im studio dumont betreut, setzt hier neben Sorgfalt auch auf Schnelligkeit. Die Kunden der Pizzeria können bei der Online-Bestellung von Speisen gleich auch FFP2-Masken dazuordern.

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Es gibt noch viele weitere außergewöhnliche Testzentren. In der Konzerthalle Helios 37 legt ab und zu ein DJ auf, die Kneipe Haus Unkelbach ist zurzeit ebenso Testzentrum wie der Stadtgarten, das Hostel Weltempfänger in Ehrenfeld, das Zoo-Restaurant, das Parkhaus 3 der Lanxess-Arena oder das Artheater. Um nur einige zu nennen. Das Testen auf dem Partyschiff Rhein Roxy ist inzwischen nicht mehr möglich, dagegen hat der Music-Store in Kalk nun ein Testzelt auf dem Parkplatz aufgebaut. Es wird nicht das letzte neue Testzentrum gewesen sein.