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Boykottaufruf gegen SchwulenbarSecurity soll trans Frau in Köln verprügelt haben – Barbetreiber widerspricht

Lesezeit 4 Minuten
Die Schaafenstraße in der Nacht

Die Schaafenstraße in der Nacht.

Eine trans Frau erhebt schwere Vorwürfe gegen die „Nachteule“ und spricht von Rassismus. Doch der Barbetreiber widerspricht vehement.

Längst ist der Aufruhr in den sozialen Medien auch im Feierviertel rund um die Schaafenstraße angekommen. Unbekannte haben die Kölner Schwulenbar „Nachteule“ mit Parolen wie „Black trans lives matter“ und „Justice Now“ beschmiert. Im Internet rufen Teile der LGBTQ-Community zum Boykott der Bar auf. Anlass ist eine Auseinandersetzung in der Nacht zum Ostersonntag.

Die schwarze trans Frau Sofia erhebt schwere Vorwürfe gegen die Security in der Schaafenstraße und den Betreiber der „Nachteule“. Diese sollen sie brutal zusammengeschlagen haben. Sie spricht von einem transfeindlichen und rassistischen Vorfall. Der Barbetreiber Christian K. und auch die Sicherheitsfirma widersprechen.

Die Polizei bestätigt derweil, dass sie zu den Vorfällen ermittelt. Beide Seiten zeigten sich noch in der Nacht gegenseitig an. Nun steht Aussage gegen Aussage.

„Ich hatte das Gefühl, dass die mich umbringen wollen“

Sofia erzählt über die Geschehnisse im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ so: Um etwa 2 Uhr morgens verließ sie die „Nachteule“, wo sie den Geburtstag einer Freundin feierte. Etwas weiter entfernt von der Bar, an der Ecke zur Schaafenstraße, wartete sie auf ein Taxi. „Plötzlich kam ein Sicherheitsmann auf mich zu und sagte, dass ich weggehen soll.“ Als sie den Mann nach dem Grund fragte und sich weigerte, die Straße zu verlassen, habe er angefangen, sie wegzuschubsen.

Die grüne Fassade der Nachteule wurde mit Parolen beschmiert.

Die Fassade der Nachteule wurde beschmiert.

Der Sicherheitsmann rief Verstärkung, sieben bis acht Sicherheitskräfte hätten Sofia geschlagen, auf den Boden gedrückt und ihr die Luft abgeschnitten. Die Sicherheitskräfte riefen die Polizei, erst nachdem die Beamten eingetroffen waren, hätte die Security von ihr abgelassen. „Ich hatte das Gefühl, dass die mich umbringen wollen“, sagt Sofia. Sie habe blaue Flecken und Schürfwunden am ganzen Körper davongetragen, auf Instagram veröffentlichte sie entsprechende Fotos.

Akteure der queeren Szene Kölns teilen den Beitrag

Auf ihrem Instagram-Account hieß es zunächst, dass der Vorfall sich in der Nacht auf Montag ereignet habe. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ korrigierte sie sich später. Sofia ist eine schwarze trans Frau, sie sei wegen ihrer Identität aus dem Südsudan nach Deutschland geflüchtet, erzählt sie. Doch auch hier sei sie mehrfach Opfer diskriminierender Gewalt geworden.

Den Angriff der Sicherheitskräfte wertet sie als rassistischen und transphoben Angriff. „Einer weißen Frau wäre so etwas nicht passiert“, sagt sie in einem weiteren Post. Um für einen etwaigen Prozess vorbereitet zu sein, bittet Sofia ihre Follower nun um Spenden.

Bis Donnerstag sammelte der erste Post von Sofia rund 2700 Likes, ihr Video wurde 17.000 Mal angeklickt. Viele Akteure aus der queeren Szene rufen zum Boykott der „Nachteule“ auf. Auch, weil Sofia behauptet, dass der Barbetreiber Christian K. ebenfalls an dem Angriff auf sie beteiligt gewesen sei und sie geschlagen haben soll.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ weist Christian K. die Vorwürfe zurück: „Das vermeintliche Opfer ist in Wahrheit die Täterin. Nach allem, was ich weiß, hat sie zunächst auf der Straße gelärmt. Die Security bat sie wohl, leiser zu sein und auf die Anwohner Rücksicht zu nehmen. Sie weigerte sich, wurde beleidigend und aggressiv und schlug nach den Sicherheitsmitarbeitern.“

Zu seiner eigenen Rolle bei der Streitigkeit sagt er: „Ich habe sie weggestoßen, um einen Schlag auf einen Securitymann zu verhindern. Daraufhin durften und mussten die beiden Sicherheitsmitarbeiter sie festhalten, bis die Polizei kam. Alles andere sind Erfindungen. Es gab keine acht Securitys und natürlich wollte sie niemand töten.“

Auch Sicherheitsfirma weist Vorwürfe zurück

Die beteiligten Securitys seien nicht direkt bei der „Nachteule“ angestellt, so K. Für die Schaafenstraße gäbe es eine Sicherheitsfirma, die für alle queeren Bars verantwortlich ist. In der Nacht auf Ostersonntag war das die Firma Paffen aus Bonn im Einsatz. Die „Nachteule“ auf dem Rinkenpfuhl, direkt neben der Schaafenstraße, gehöre zum Aufgabengebiet von Paffen, auch wenn die Bar nicht Teil der Interessengemeinschaft Schaafenstraße ist.

Paffen weist die Vorwürfe ebenfalls zurück und schließt sich der Darstellung der „Nachteule“ an. Sieben bis acht Sicherheitskräfte, wie von Sofia behauptet, seien an dem Abend gar nicht im Einsatz gewesen. Insgesamt drei Sicherheitskräfte hätten Sofia fixiert, als diese einen Mitarbeiter tätlich angegriffen habe. Christian K. sei lediglich dazwischengegangen, als es zum Angriff auf den Mitarbeiter kam.