Köln – Gibt es im Kölner Dom Toiletten? Hat die weltberühmte Kathedrale eine Hausnummer? Und wer hat mehr als 50 Jahre hinter den mächtigen Kirchenmauern gewohnt? Es sind abwegige und kuriose Fragen wie ebendiese, die das Buch „111 Orte im und am Kölner Dom, die man gesehen haben muss“ beantwortet. Die beiden Kunsthistoriker Klaus Hardering und Petra Sophia Zimmermann berichten in 111 kurzen Kapiteln über Schätze, Kunstwerke, Bauhistorie und besondere Details in und außerhalb der Kathedrale.
Für die Autoren sei es ein Leichtes gewesen, 111 Orte für das Buch auszumachen. „Wir sind zweimal gemeinsam durch den Dom gegangen und haben eine Liste erstellt. Schnell hatten wir unsere Lieblingsstücke zusammen. Wir mussten nachher sogar wieder einige aussortieren“, sagte Zimmermann bei der Buchvorstellung in der Dombauhütte. Die Recherche und das Schreiben des Buches habe dann aber länger gedauert, nämlich rund zwei Jahre.
Kuriose Anekdoten über den Kölner Dom
Die Autoren verfolgten den Anspruch, ein breites Spektrum abzubilden und sowohl kunsthistorische Hintergründe zu beleuchten als auch Kurioses zu erzählen, das nicht in jedem Reiseführer oder einem der zahllosen Bücher über den Dom zu finden ist. Dabei sei es nicht nur um möglichst unbekannte Orte und Objekte gegangen, erklärte Hardering, der seit 30 Jahren in der Kölner Dombauverwaltung arbeitet: „Highlights wie der Dreikönigenschrein oder die Schmuckmadonna kommen natürlich auch vor. Aber bei diesen haben wir besondere und weniger bekannte Details in den Fokus gestellt.“
So erfahren die Leserinnen und Leser unter der Überschrift „Ein König zu viel“ etwa, warum sich auf der Frontseite des Dreikönigenschrein zu den drei Heiligen ein vierter König hinzu gesellt: Es handelt sich um Otto IV. aus dem Hause der Welfen, der Gold und Edelsteine für den Schrein gestiftet hat.
Ein Kapitel widmet sich der Außenbeleuchtung der weltberühmten Kathedrale. Von Dämmerungssensoren gesteuert, schalten sich Abend für Abend die 33 Scheinwerfer an, die auf den Gebäuden rundherum platziert sind, sowie 189 kleinere Strahler, die auf dem Dom selbst montiert sind – stets 15 Minuten nach der normalen Straßenbeleuchtung. Die Stromkosten trägt bis 1 Uhr nachts die Stadt, anschließend übernimmt der Verein „Leuchtendes Köln“.
Die Nackten im Kölner Dom
Und was hat es mit den Nackten im Kölner Dom auf sich? Die Holzreliefs von Manfred Saul ernteten scharfe Kritik, als sie Ostern 1959 an der Sängerempore angebracht wurden: Denn zu sehen waren die Figuren des „Weltgerichts“ fast alle nackt. Der damalige Landgerichtsdirektor empörte sich darüber, dass „der Geschlechtsapparat des männliches Geschlechts so anstößig überbetont“ sei, dass dies „in einer Kirche fehl am Platz“ sei. Kardinal Frings ließ die Reliefs entfernen. Sie kehrten erst 2004 wieder an die alte Stelle zurück.
Auch das Geheimnis mit der Hausnummer lüftet das Buch: Bis 1811 lautete diese 2583 ½. Die Bruchzahl besagte, dass keine Steuern zu zahlen waren. Ab 1811 ging man dazu über, die Häuser der Stadt nicht mehr durchlaufend, sondern straßenweise zu nummerieren. Die damals unmittelbar vor dem Dom verlaufende Gasse hieß „Auf der Litsch“, seine Hausnummer war die 2. Inzwischen lautet die offizielle Adresse „Domkloster 4“.
Das Buch ist Teil der erfolgreichen Reihe „111 Orte, die man gesehen haben muss“ aus dem Emons-Verlag. Ein Euro pro verkauftem Buch spendet der Verlag an den Zentral-Dombau-Verein, der sich für den Erhalt der Kathedrale einsetzt.
Klaus Hardering, Petra Sophia Zimmermann, „111 Orte im und am Kölner Dom, die man gesehen haben muss“, Emons-Verlag, Köln 2021, 240 Seiten, 16,95 Euro.