Kalk – Die Liste war lang, rund 1700 Namen mussten darauf passen. So viele Unterschriften hatte die Initiative „Bündnis für die Felder“ in den vergangenen Monaten gegen das Vorhaben der Verwaltung gesammelt, auf Teilen der Feldflur am Rather See zwischen den Stadtteilen Brück, Neubrück und Rath-Heumar Sportplätze, eine Schule und auch neue Wohnungen zu bauen. Inzwischen hat das Stadtplanungsamt diese Pläne zwar zurückgezogen, dennoch trafen sich kürzlich einige Vertreter der Initiative mit der Kalker Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer, um die Liste zu übergeben.
„Damit möchten wir unsere Forderungen noch einmal untermauern. Denn wer weiß, ob die Felder in Zukunft nicht doch noch Begehrlichkeiten wecken“, sagte Peter Jüde vom „Bündnis für die Felder“. Seine Mitstreiterin Birgit Bossbach bekräftigte, dass das „Landschaftsschutz- und Erholungsgebiet, aber auch als Kaltluftschneise unversiegelt erhalten“ bleiben soll.
Bebauung sollte Auflösung des Sportvereins RSV Rath verhindern
Claudia Greven-Thürmer bedankte sich höflich, aber auch mit einer gewissen Zurückhaltung für das Engagement der Bürger und versäumte es nicht, noch einmal ihren eigenen Standpunkt deutlich zu machen. Denn zusammen mit CDU und FDP hatte ihre Partei, die SPD, im Jahre 2020 in der Bezirksvertretung für den nun ad acta gelegten Verwaltungsvorschlag gestimmt. Und zwar, um das Überleben vor allem des Sportvereins RSV Rath zu sichern, der an seinem derzeitigen Standort im Zentrum von Rath-Heumar keinen Kunstrasenplatz anlegen kann und daher von akutem Mitgliederschwund bedroht ist. „Wenn sich der Verein auflösen müsste, wäre das sehr, sehr schlimm“, sagte Greven-Thürmer.
Die Bezirksbürgermeisterin sprach sich ebenfalls gegen eine Versiegelung des Geländes aus, brachte Umkleidekabinen auf Stelzen und mit Sonnenkollektoren versehen als eine Art Kompromisslösung ins Spiel. Doch die Mitglieder der Initiative möchten dort jeden weiteren Eingriff in die Natur vermeiden. Denn das Areal befindet sich in Privatbesitz, und wenn dort einmal auf einem Teilstück lukrativer Wohnungsbau zugelassen werde, um den Bau der Sportanlagen schmackhaft zu machen, argumentierte etwa Susanne Paul, dann würden sicher bald weitere Flächen bebaut: „Uns liegt der Erhalt der Vereine auch am Herzen, wir haben ja mit ihnen gesprochen. Aber es muss doch irgendwo städtische Flächen geben, auf die sie umziehen können.“
Situation am Rather See weiterhin ungeklärt
Danach wird derzeit gesucht. Am Rather See ist die Lage bei genauerem Hinsehen aber alles andere als geklärt. Denn ein Teil der Flächen, die das Stadtplanungsamt für sein nun zurückgezogenes Bauvorhaben vorgesehen hatte, taucht im Entwurf für den neuen Regionalplan wieder auf, in dem unter anderem mögliche künftige Siedlungsgebiete aufgelistet sind. Der Stadtrat konnte hier – nachdem der die Meinung der Bezirksvertretung (BV) eingeholt hatte – eine Empfehlung aussprechen und hatte diese Fläche im Plan belassen.
Endgültig entschieden ist damit wiederum nichts, denn die Aufstellung des Regionalplans ist letztlich Sache der Bezirksregierung Köln, und die muss sich nicht an die Empfehlungen des Stadtrats halten. Sie könnte theoretisch beispielsweise auch die Unterschriftenliste mit den 1700 Stimmen als Grundlage für ihre Entscheidung heranziehen.
CDU in der BV und im Rat sind sich uneinig
Kompliziert ist die Lage auch deshalb, weil die CDU-Fraktion in der BV anders stimmt als die Christdemokraten im Rat, die sich wegen des Bündnisses mit den Grünen nicht eindeutig für eine Bebauung am Rather See aussprechen mochten. Während die Rats-Grünen ihrerseits wohl nicht allzu viel Druck machen, um die Partner von der CDU zu einem eindeutigen Votum gegen die Bebauung zu bewegen. Einen parteipolitischen Seitenhieb mochte sich Greven-Thürmer da nicht verkneifen: „Ich hoffe, dass sich das bald mal klärt.“
Geklärt habe sich inzwischen aber, so die Bezirksbürgermeisterin, eine von manchem Bezirkspolitiker favorisierte Alternative. Unweit des Rather Sees, jedoch südlich der Rösrather Straße und nahe der KVB-Haltestelle „Steinweg“, gäbe es eine von der Größe her geeignete Fläche für die Ansiedlung von Vereinen und Schule. Hier ist auch schon Gewerbe ansässig, die Schäden für die Natur wären weniger dramatisch. Doch diese Hoffnungen haben sich wohl zerschlagen: „Inzwischen wurde uns mitgeteilt, dass dieses Gebiet wegen Hochwassergefahr nicht in Frage kommt“, so Greven-Thürmer.