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c/o pop-Festival in KölnWie Olli Schulz in Köln mit seinem Eklat-Versuch scheitert

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Olli Schulz in Aktion bei der c/o pop

Köln – Beim Konzert am Vorabend in Bonn war es zum Eklat gekommen. „Vergeudete Lebenszeit. Schlechtester Abend ever“, hatte Tim Mälzer, genau, der Sternekoch höchstpersönlich, Olli Schulz via Twitter geohrfeigt und ein Video gepostet, auf dem der Entertainer gackernd über die Bonner Opernbühne krabbelt, verfolgt von Buh-Rufen aus dem Publikum. Weitere Gäste pflichteten dem prominenten Konzertbesucher auf Twitter bei, „Geldverschwendung“ war dabei noch einer der harmloseren Kommentare.

Oh Schreck! Olli Schulz, der definitiv lustigste, wenn auch definitiv nicht beste Musiker der Republik, aber die bessere Hälfte Jan Böhmermanns im Kult-Podcast „Fest und Flauschig“, ist auf seine 45 Jahre ein schlecht alternder Voll-Flop geworden? Nur ein Scherz, wie sich kurz vor dem Auftritt am Donnerstagabend in den Sartory-Sälen herausstellte. Der miese Bonner Auftritt war ein Gag zwischen Schulz und seinem Publikum, von vorne bis hinten inszeniert und von zahlreichen Smartphones bewusst irreführend verbreitet.

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Das ist Olli-Schulz-Humor. So wie sein Einstieg in Köln, wo sich Schulz die ersten Bühnen-Minuten lang verbal mit einem Mann kloppt, der sich neben ihm hinter einer Bütt verschanzt hat und jeden Schulz-Satz auf Kölsch nachäfft. Bis endlich final geklärt ist, dass an diesem Abend im Sartory keine Karnevals-Veranstaltung stattfindet. Der unbekannte Büttenredner wird unter Jubel von Sicherheitskräften abgeführt. Dann beginnt der in Berlin lebende Schulz, Hamburger mit Leib und Seele, mit seiner Solo-Narrensitzung.

Fans von Olli Schulz teilen sich auf in die, die seine Konzerte besuchen, um ihn „labern“ zu hören, wie er es selbst formuliert, und darin ist er unerhört gut. Und dann gibt es die, die seine auf der Gitarre geschrammelten Liedern hören wollen, von denen einige klamaukig („Verhaftet wegen sexy“), andere ernsthaft, viele auch beides zugleich sind. So wie der formidable Schulz-Abend in Köln insgesamt.

OlliSchulz

Sinn fürs Schräge: Olli Schulz.

Mühelos und unvermittelt galoppiert Schulz von Mikrofon zu Mikrofon, zu Gitarren, skurrilen Backstage- und Hotel-Anekdoten und sehr persönlichen Geschichten. So wie die anrührende von seiner 83-jährigen Oma im Krankenhaus, die, von ihrem Ex-Mann gepeinigt, eine „Metoo“-Debatte vor Jahrzehnten schon sehr gut hätte gebrauchen können. Nur wenige Lieder spielt Schulz vom neuen, etwas kruden Album „Scheiß Leben, gut erzählt“, das von Beziehungen, Musikliebe, Drogen und Quatsch handelt. Nein, für Köln gibt es die Hits: „Spielerfrau“ oder „Wenn es gut ist“. Leider traut sich so recht niemand im Saal, als Olli Schulz in Köln nach Bonn den nächsten Eklat inszenieren will.

Der Plan diesmal: Drei kräftige Männer mögen ihn von der Bühne zerren und op Kölsch ins Mikro schreien: „Das hier ist immer noch die Bühne von Willy Millowitsch.“ Vor gezückten Handykameras, versteht sich. An mangelnder Liebe kann die Verzagtheit des Publikums nicht liegen, Schulz wird anschließend für drei Zugaben zurück bestellt. Womit die Frage letztlich beantwortet wird, wem die Bühne gehört. Wer war noch mal Willy Millowitsch?