Charles III. wird am Samstag zum König gekrönt. Es ist 36 Jahre her, als Lady Diana mit ihm royales Flair nach Köln brachte. Was beim Dombesuch passierte.
Charles und Diana in KölnEin Kölsch, das beinahe die royale Ehe gerettet hätte
Die Kulisse: Eine Modenschau im Kölner Museum Ludwig, die britische Strick- und Bekleidungsindustrie zeigt ihre neusten letzten Schreie. Prinzessin Diana trägt Schwarz mit Carmen-Ausschnitt, und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis schwebt in ihrem bauschig gestreiften Mini laut damaligen Medienberichten wie ein Fesselballon vorüber. Im Vordergrund: Gast Prinz Charles.
Umringt von bester Stadtgesellschaft parliert er und verrät dabei, welche deutsche Frau in seinem Kopf die tiefsten Spuren hinterlassen hat: Miss Berta. Die Musiklehrerin hat seiner Darstellung nach monatelang vergeblich versucht, dem damals achtjährigen Charles das Trompete-Spielen beizubringen. Schließlich sei sie mit dem Aufschrei „Stop zoze terrible trumpetz“ geflohen, Charles hat ein Einsehen, lässt sich von der deutschen Lehrerin beeindrucken und schwenkt in der Folge um auf das Cello. Die Kölner Gastgeber sind angetan. Man amüsiert sich.
Charles und Diana in Köln: Jeder Schritt wird beäugt
Die Erzählung über die denkwürdige Kurve in Charles‘ Musikkarriere offenbart sich während Charles‘ vielleicht meistbeachteter Deutschlandreise im November 1987. An diesem Samstag wird der Monarch zum König gekrönt. Zeit, an die Stippvisite vor 36 Jahren zu erinnern. Eine Woche halten er und Diana sich damals in Deutschland auf, dessen Regierung damals noch einen Steinwurf entfernt von Köln im beschaulichen Bonn sitzt. Eine Woche voller Spekulationen, denn das Thronfolgerpaar steckt sechs Jahre nach seiner Hochzeit in einer tiefen Krise.
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Jeder Schritt wird beäugt und paartherapeutisch interpretiert. Charles besucht eine Rinderbesamungsanlage in Bayern, bei einer Pralinenverkostung in Hamburg reicht Charles Diana Schokolade. Bei einem Festbankett in Bonn spricht Diana hauptsächlich mit ihrem Tischnachbarn Bernhard Vogel, damals Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, laut dessen Erzählung über die Funktion des Bundesratspräsidenten. Auch über deutsche Städte unterhält man sich.
Hernach befindet Vogel, die Prinzessin sei ein „ganz reizendes junges Mädchen“. Charles und Diana übernachten während ihres Besuchs im Rheinland in der britischen Botschaft in Bonn, das kriselnde Eheglück ausgerechnet bewacht von einer Amor-Statue, die vor ihrem Fenster im Garten steht. Diana trägt bei allen Stationen dieses touristischen Programms ihren Ehering, wie die Presse immer wieder überprüft und erleichtert vermeldet.
Diana im Kölner Dom: ,,Die sehen ja aus wie Zahnstocher!“
Für einen Tag geht es für das royale Paar auch nach Köln. Der Aufruhr bei ihrem Besuch im Dom, wo Charles und Diana die Restaurierungsarbeiten begutachten, ist groß. Eine Ordensfrau schwingt sich laut Medienberichten bei dem Versuch, Dianas Kleid besser in Augenschein nehmen zu können (eine Kombination aus schwarzem Rock und weißer hochgeschlossener Bluse, zusammengehalten von einem breiten schwarzen Gürtel), gar auf das Betgestühl. Lady Diana ist laut damaligem Domarchivar Rolf Lauer nicht ganz bei der Sache. Allein die Arbeitsgeräte der Restauratoren verleiten sie zu einem Kommentar: ,,Die sehen ja aus wie Zahnstocher!“, ruft sie belustigt.
Bei einem Empfang mit dem damaligen Oberbürgermeister Norbert Burger im Kölner Rathaus findet der Prinz dann umjubelt von 5000 Menschen Balsamworte für die Bewohner der laut Eigenwahrnehmung schönsten Stadt der Welt: „Meine Ur-Ur-Urgroßmutter, Königin Victoria, war schon gerne in Köln. Sie fand, dass man hier gut Sonntagnachmittage verbringen kann. Mit Spazierengehen, Kaffeetrinken und Musikhören. Dies sei wesentlich besser als die langweiligen Sonntage in England und Schottland.“
Alles nur Höflichkeit? Man darf sich der Hoffnung hingeben, dass Charles Köln tatsächlich gefällt. Hätte er sein Missfallen zum Ausdruck bringen wollen, dann hätte er das wohl auch getan. So wie kurz zuvor im Bonner Rathaus, als er im besten Cambridge-Deutsch und unter den Ohren des erwartungsvoll lauschenden Volkes sagt: „Wir sind erst seit wenigen Stunden in Ihrer Stadt, aber wir haben schon genug davon gesehen.“
Und dann ist da noch diese Sache mit dem Kölsch. Das kleine Bier, das man dem Paar kredenzt, wächst sich beinahe zu einer größeren Staatsaffäre aus. Charles trinkt als erster, prostet unter Beifall Willy Millowitsch zu und fordert mit den Worten „It’s delicious“ auch seine Ehefrau zum Trinken auf. Diana nippt, verschluckt sich allerdings am kölschen Willkommenstrunk. Kohlensäure in der Nase, Schaum an der Lippe. Wenig royal finde man das und versucht, ein Foto einer biertrinkenden Prinzessin zu verhindern.
Der Prinz umfasst seine hüstelnde Frau fürsorglich. Eine Versöhnung?
Dass es heute doch eines gibt, ist dem damaligen Express-Fotografen Zik zu verdanken. „Die spinnen, die Briten“, sagt er Jahre später über die damalige Aufregung. „Kölsch ist doch ein Medikament. Und ich wollt' einfach kein Foto, auf dem sie stocksteif rumstehen. Das wär ja nix Besonderes gewesen.“ Der Prinz umfasst seine Frau laut Medienberichten beim Hüsteln übrigens fürsorglich. Eine Versöhnung?, wittern Adelsexperten. Der britische Boulevard bedankt sich nach der Reise jedenfalls überschwänglich für die therapeutische Wirkung der Deutschen und die Sun titelt: „Krauts, ihr habt diese Ehe gerettet!“
Ganz so gut geklappt hat der Liebeszaubertrick mit dem bitteren Kölsch und dem zur Hilfe eilenden Prinzen dann bekanntermaßen doch nicht. Es soll Charles‘ und Dianas einziger Köln-Besuch sowie ihre letzte gemeinsame Deutschlandreise bleiben. Als Charles 1995 wiederkehrt, diesmal ins wiedervereinigte Berlin, ist er zwar noch verheiratet, aber allein. Diana gibt zeitgleich ihr berühmtes TV-Interview, in dem sie die Affäre ihres Mannes mit Camilla beklagt und von einer „Ehe zu dritt“ spricht.