Das Grünflächenamt hat ein Konzept für mehr Straßenbäume im Bezirk Chorweiler erstellt. Die BV stört sich an der dafür nötigen Reduzierung von Parkplätzen.
229 potenzielle StandorteStadt plant neue Straßenbäume in Chorweiler – BV kritisiert Wegfall von Parkplätzen
Städte sind durch die Oberflächenversiegelung an heißen Tagen dem Risiko der Überhitzung besonders ausgesetzt. Bei der Anpassung an die Klimaerwärmung spielt deswegen Stadtgrün, vor allem in Form von Bäumen, eine kritische Rolle: Vegetation hat durch Verdunstung einen kühlenden Einfluss auf das Stadtklima, Bäume spenden zusätzlich Schatten. Die Stadt Köln hat sich daher zum Ziel gesetzt, mehr Grün in die Kölner Straßen zu bekommen, sprich: mehr Bäume.
Baum-Standorte anhand von Luftbildern oder Karten ermittelt
In allen neun Stadtbezirken sucht das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen daher nach möglichen Standorten für Neuanpflanzungen – für den Bezirk Chorweiler konnte diese Untersuchung nun abgeschlossen und ein Straßenbaumkonzept erstellt werden. Dieses wurde der Bezirksvertretung Chorweiler zum Beschluss vorgelegt – doch in der Diskussion der jüngsten Sitzung zeigten sich schnell Interessenskonflikte.
Auf Luftbildern und thematischen Karten hatten die Mitarbeitenden des Amtes mögliche Standorte für neue Stadtbäume ermittelt und den Verlauf von Leitungen im Erdreich überprüft, die die Pflanzung von Bäumen verhindern würden, wie Benjamin Luchterhand vom Grünflächenamt in der Sitzung erläuterte. Auch das Behindern von Brandschutzmaßnahmen, Beleuchtung, oder das Potenzial für andere Nutzungen, wie E-Ladestationen, galten als Ausschlussfaktoren.
Innerhalb des Bezirksgebietes wurden so 229 potenzielle Standorte für zusätzliche Straßenbäume ermittelt – der Wermutstropfen daran: in 212 Fällen würden durch die Pflanzung ausgewiesene Parkplätze wegfallen.
ÖPNV müsste für Konzept deutlich verbessert werden
Vor allem aus diesem Grund sah die Mehrheit der Bezirksvertreter skeptisch bis kritisch auf das Konzept. „In einem städtischen Viertel wie Seeberg wird bereits auf den Grünflächen geparkt, weil es nicht genügend Stellplätze gibt“, beschrieb der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Wolfgang Kleinjans, die Situation. „Um das Konzept realisieren zu können, müsste als Voraussetzung der ÖPNV massiv verbessert werden, um den Parkdruck in den Hochhaus-Wohngebieten zu mindern“, so seine Fraktionskollegin Eike Danke.
Rainer Stuhlweißenburg, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU, kritisierte die scheinbar fehlende Abstimmung mit den für den Verkehr zuständigen Ämtern: „Es scheint, als wollten sie per se den Autoverkehr einschränken – das ist nicht das, was wir wollen.“ Klaus Hebert-Okon (Die Linke) wiederum bemängelte, dass eine Öffentlichkeitsbeteiligung nicht vorgesehen sei. „Ich glaube, das würde bei den Bürgern für deutlich mehr Akzeptanz sorgen“, sagte er.
FDP-Vertreter weist auf Hitzegefahren hin
Nur der Vertreter der FDP, Joshua Schlimgen, nahm eine Gegenposition ein: „Wir werden in Zukunft extrem viele Hitzetage haben, das ist eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Menschen sterben an zu großer Hitze.“
Luchterhand wiederum betonte, dass es sich bei dem Konzept um eine Potenzialanalyse handele: „Wir haben ermittelt, was möglich wäre – natürlich steht es Ihnen frei, den Beschluss zu ändern“. Die Öffentlichkeit an der Standortsuche zu beteiligen, bedeute einen immensen Aufwand, da es sich stadtweit um 16.000 Standorte handele. „Das können wir nicht leisten“, so Luchterhand.
Der Nutzen von Straßenbäumen bestehe vor allem auch darin, dunkle Asphaltflächen zu beschatten, „das ist vor allem für die nächtliche Abkühlung entscheidend“. Auch er erinnerte an langfristige Prognosen der Klimaentwicklung: „Wir werden in Zukunft 150 Tage über 25 Grad im Jahr haben, davon 35 bis 40 Tage über 35 Grad. Da wird man sich über jedes bisschen Schatten freuen können – damit Straßenbäume den entsprechenden Nutzen bringen, braucht es Zeit. Wenn wir jetzt nicht anfangen, werden wir in 30 oder 40 Jahren nicht profitieren können.“
Eine Entscheidung trafen die Bezirksvertreter noch nicht, da sie ein vertiefendes Fachgespräch abwarten wollten. Martin Erkelenz (CDU) jedenfalls hielt an dem Gedanken einer Öffentlichkeitsbeteiligung fest: „Vielleicht nicht pro Straße, aber pro Stadtteil.“