Neuer Stadtteil in KölnKreuzfeld als „Idee einer neu interpretierten Gartenstadt“
Köln – Während es im Rathaus in der Angelegenheit nur schleppend vorangeht, sind einige Bauunternehmen mit einer eigenen „Integrierten Potenzial-Raum-Analyse“ für die Entwicklung des neuen Stadtteils „Im Kreuzfeld“ in die Offensive gegangen.
Der Stadtrat hatte vor zwei Jahren die Verwaltung beauftragt, bis zu diesem Sommer eine Analyse zur Vorbereitung des großen Bauprojekts im Kölner Norden vorzulegen. Das ist nicht geschehen; ein Datum, wann es weitergeht, gibt es nicht. Klar scheint nur: In naher Zukunft darf man mit keiner Vorlage rechnen.
Vor Ort scheint man weiter. Auf Einladung des Chorweiler Bezirksbürgermeisters Reinhard Zöllner (CDU) hatten Vertreter der Bauunternehmen die Gelegenheit, die Ergebnisse ihrer Analyse den Bezirkspolitikern vorzustellen. Die Firmen gehen mit der Hoffnung in Vorleistung, später auch beim Bauen eine wichtige Rolle zu spielen.
Stadt Köln gehören bislang nur rund 80 Prozent der Acker- und Grünflächen
Damit es nicht bei einer vagen Hoffnung bleibt, sollen sie sich nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits einige Grundstücke des Areals gesichert haben. Der Stadt gehören bislang nur rund 80 Prozent der Acker- und Grünflächen, die für Kreuzfeld gebraucht werden.
Die „Potenzial-Raum-Analyse“ der Baufirmen beschreibt umfänglich das problematische Umfeld, in dem Kreuzfeld entstehen soll. Die Entwicklung des neuen Stadtteils sei in mehrfacher Hinsicht eine große Herausforderung: Zum einen müsse er die Defizite der umliegenden Viertel wie Chorweiler und Blumenberg ausgleichen, um mit ihnen zusammen „einen großen Schritt in die Zukunft“ zu machen, wie es in der Studie heißt.
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Aufgeführt wird eine lange Liste an Maßnahmen: der Aufbau einer Versorgungsstruktur für Kreuzfeld und Blumenberg, die sowohl Einzelhandel, ärztliche Versorgung und andere Dienstleistungen umfasst, neue Straßen zur Anbindung an A57 und A1, ein Radschnellweg in die Innenstadt, das Anlocken von Bevölkerung mit mittlerem und hohem Einkommen, eine ansprechende Architektur – nicht zu dicht, aber gleichzeitig urban – sowie das Möglichmachen von zukunftsweisenden Wohnformen.
Für Kreuzfeld formulieren die Investoren die „Idee einer neu interpretierten Gartenstadt“. Was das genau bedeutet, bleibt noch offen. Klar sei aber, dass „herausragende Wohnstandortmerkmale“ nötig sind, damit sich die neuen Bewohner nachhaltig an den Stadtteil gebunden fühlen. Einen Wohnungsbau auf Teufel komm raus, weil zurzeit in Köln alles vermietbar und verkäuflich scheint, soll es nicht geben. Die Studie schlägt für Kreuzfeld als besondere Attraktionen eine internationale Schule, ein Quartier für Demenzkranke, ein Trendsportzentrum und eine neue Ökosiedlung vor.
Wohnungen für mindestens 5000 Menschen
Die Idee für einen neuen Stadtteils mit dem Namen „Im Kreuzfeld“ im Kölner Norden ist mehr als 40 Jahre alt. Seit 1982 wird das Areal als Wohnbaufläche im Flächennutzungsplan ausgewiesen. Es ist etwa 65 Fußballfelder groß. Nachdem der Plan zeitweise in der Schublade verschwand, wurde er mit dem Stadtentwicklungskonzept 2016 wiederbelebt. Im Gespräch sind Wohnungen für mindestens 5000 Einwohner, verbunden mit Einrichtungen zur Versorgung des Quartiers, von denen auch das benachbarte Blumenberg profitieren kann.
Die Verbindung der beiden Stadtteile östlich und westlich der Mercatorstraße ist erklärtes Ziel. Wie das städtebaulich und architektonisch gelingen kann, ist offen. Die Stadt geht zurzeit davon aus, dass mit Bauarbeiten zur Erschließung in rund fünf Jahren begonnen werden kann. Bis dahin soll die Planung abgeschlossen sein. (fra)
Eine weitere Herausforderung ergibt sich, wenn man den „erheblichen Eingriff“ in Landschaft und Natur zumindest ein wenig ausgleichen will. Die Studie wirbt unter anderem für eine Biotop-Vernetzung im Norden und die ökologische Aufwertung von verbleibenden Ackerflächen. Freilich verbindet sich mit dem Zubauen großer Flächen ein Grundkonflikt der Stadtentwicklungspolitik. Hier wie auch anderswo in Köln argumentieren Kritiker mit der Notwendigkeit, Frischluftschneisen für die Stadt erhalten zu müssen.
Für heftige Debatten dürfte die in der Studie formulierte Forderung sorgen, einen Verzicht auf die 30-Prozent-Quote für den sozialen Wohnungsbau zu prüfen. Diese Quote schreibt die Stadt für Neubaugebiete vor. Die Investoren verweisen auf die Wohnsituation im Umfeld mit einem sehr hohen Anteil an preiswerten Angeboten. Wenn Kreuzfeld ein Beitrag zur besseren sozialen Mischung sein soll, müsste dies möglicherweise Einfluss auf die Quotenvorgabe haben. Die Unternehmen der Kölner Bauwirtschaft streben an, dass die Stadt die weiteren Planungen in einer engen Kooperation mit ihnen durchführt. Die Planungshoheit bleibe bei der Stadt, hieß es nach dem Gespräch beim Chorweiler Bezirksbürgermeister. Klar sei auch, dass am Ende nicht nur die Unternehmen das weite Feld bebauen, die jetzt die Analyse bezahlten.
Das Papier der Unternehmen ersetze nicht die Arbeit der Stadt, sagte CDU-Ratsfrau Birgitta Nesseler-Komp nach dem Treffen. Man habe erstmals belastbare Informationen zu dem Bauprojekt bekommen, sagten mehrere Teilnehmer. Das hätte eigentlich die Stadt längst selbst erledigen müssen. Die Politiker im Kölner Norden fordern, dass vor dem Bau einer neuen Siedlung die dafür nötige Infrastruktur entstehen muss.
Bürgermeister Zöllner verwies auf einen breit getragenen Antrag aus der letzten Sitzung der Bezirksvertretung zur Entwicklung des Schulangebots im Kölner Norden. Für das Areal, auf dem Kreuzfeld entstehen soll, wird ein „Bildungscampus Köln-Nord“ vorgeschlagen, der verschiedene Bildungsangebote bis hin zu einer Außenstelle der Technischen Hochschule mit angeschlossenem Wohnheim vereinen soll.
Mindestens genauso wichtig ist den Bezirkspolitiker der Ausbau der Infrastruktur sowohl für den Auto- wie auch für den Nahverkehr, so Vertreter mehrerer Parteien in der Bezirksvertretung. Die Anbindung sei keineswegs so gut, wie im Kölner Rathaus immer behauptet n werde.