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Pläne exisitieren seit JahrzehntenWie Köln den neuen Stadtteil Kreuzfeld plant

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Auf diesen Feldern soll der neue Stadtteil entstehen.

Blumenberg – Die Natur hat den Asphalt des Treppenaufgangs hinter der S-Bahn-Station Blumenberg im Kölner Norden zu großen Teilen zurückerobert. Bäume, Sträucher und das Grün der umliegenden Felder überwuchern den Weg, der zur Haltestelle führt. Was wie ein Überbleibsel einer längst vergangenen Epoche der Stadtplanung wirkt, ist Teil des in den 1980er Jahren geplanten Stadtteils Kreuzfeld, der trotz mehrerer Anläufe nie gebaut wurde.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat angekündigt, das lange vernachlässigte Vorhaben jetzt endlich konkret umsetzen zu wollen. Dabei hakte es zuletzt allerdings vor allem innerhalb der Verwaltung. Der Stadtrat hatte die Weiterplanung Kreuzfelds bereits im Dezember 2016 beschlossen.

Viel passiert ist seitdem jedoch nicht. Die vom Rat beauftragte Studie läuft noch immer nicht – sie befindet sich laut Stadt lediglich in der Vorbereitung. Eine Entwicklung vor dem Jahr 2020 sei ohnehin nicht geplant gewesen, sagte ein Stadtsprecher am Montag. Der neue Baudezernent Markus Greitemann, der am Freitag sein Amt antritt, soll sich dem Vernehmen nach bereits mit dem Thema Kreuzfeld beschäftigt haben. Immerhin könnten dort in Zukunft 6.000 Menschen wohnen.

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Kaum Begeisterung in Blumenberg

Die Idee zu Kreuzfeld existiert bereits seit einem Vierteljahrhundert. 1993 wurde das Ergebnis eines ersten Wettbewerbs vorgestellt, der vorsah, den neuen Stadtteil als Spiegelbild des gegenüberliegenden Blumenberg anzulegen. Die Stadt kaufte daraufhin den größten Teil des Geländes. Das Vorhaben, Kreuzfeld als Pendant zu Blumenberg zu planen, hat die Stadt inzwischen verworfen. Stattdessen soll von Grund auf neu geplant werden.

Unter den Bewohnern im Nachbarstadtteil Blumenberg hält sich die Begeisterung für das Großprojekt in Grenzen. „Die Infrastruktur hier ist nicht optimal, man sollte sich gut überlegen, ob man das genauso nebenan noch einmal bauen will“, sagt ein Blumenberger, der seinen Namen nicht nennen will. Das Gebiet sei zwar an das S-Bahn-Netz angeschlossen, die Züge führen aber zu selten und oft verspätet. Auch der einzige Bus nach Blumenberg, die Linie 120 der Kölner Verkehrs-Betriebe, sorge nicht für einen ausreichenden Anschluss an die Innenstadt.

Das Grün wird in weiten Teilen verschwinden

„Nach Blumenberg sind Anfang der 1990er-Jahre wegen der guten Haus- und Grundstückspreise und der Nähe zur Natur viele Familie gezogen“, erinnert sich eine andere Bewohnerin des Stadtteils. Das Grün würde dann wohl in weiten Teilen verschwinden, vermutet sie. Im Vorbeigehen antwortet ein weiterer Passant auf die Frage, was er von einem neuen Stadtteil Kreuzfeld hält: „Wenn der so wie Blumenberg wird, gibt es auch da dann ja nicht mal eine Kneipe und nur einen Supermarkt – keine gute Idee.“

Die Treppe führt von der S-Bahn-Station Blumenberg nach Kreuzfeld.

Ein- und Zweifamilienhäuser dominieren den Stadtteil Blumenberg. Eine neue, am Reißbrett der Stadtplaner entworfene Siedlung Kreuzfeld zu bauen, hält auch Brigitta Nesseler-Komp, die für die CDU im Stadtrat sitzt, für wenig wünschenswert. Ihr Mann ist einer der Landwirte, die am Kreuzfeld Felder bewirtschaften, darum kennt sie auch seine Sicht auf die Planung. „Es wäre schade um jeden verlorenen Hektar Grün, das hier für Lebensqualität sorgt“, so Nesseler-Komp. Bei angemessener Entschädigung für die dann wegfallenden Landwirtschaftsflächen sei das zwar zu verkraften. „Vor allem muss aber zuerst die Infrastruktur ausgebaut werden, erst dann sollte die Wohnbebauung entstehen“, sagt die CDU-Politikerin. Als erster Schritt schwebt der Stadträtin etwa der Bau eines Schulzentrums auf der Fläche des neuen Stadtteils vor, das sorge für Akzeptanz unter den Anwohnern und helfe, Probleme auch in umliegenden Vierteln zu lösen.