Nach einem Jahrzehnt endet das Integrierte Handlungskonzept Lindweiler sowie der Veedelsbeirat. Einige Vorhaben blieben unerfüllt.
ChorweilerVeedelsbeirat Lindweiler zieht durchwachsenes Fazit
Seit kurzem steht im Erbacher Weg ein japanischer Schnurbaum, eine Art, von der man sich hohe Toleranz gegenüber den zu erwartenden Klimaveränderungen verspricht. Gepflanzt wurde er dort „um die Lindweiler Bürger daran zu erinnern, dass es den Veedelsbeirat einmal gegeben hat“, so Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner – denn mit dem Integrierten Handlungskonzepts (IHK) Lindweiler läuft auch die Arbeit des Veedelsbeirats Lindweiler zum Jahresende aus.
Zum ersten Mal war der Beirat 2015 zusammengetreten, um die Umsetzung des IHK Lindweiler zu begleiten, das erstellt worden war, um den zahlreichen Problemen des isoliert liegenden, von mangelhafter Infrastruktur, Arbeitslosigkeit und Überalterung betroffenen Stadtteils zu begegnen.
Bilanz der Stadtentwicklungsmaßnahmen in Lindweiler
Bei der letzten, der insgesamt 41. Sitzung, zogen Kerstin Rees-Witte und Birgit Gunia-Henneken als Vertreterinnen des Amts für Stadtentwicklungen nun eine Bilanz. Insgesamt acht Maßnahmen waren realisiert worden, darunter vier Bauprojekte: die Neugestaltungen der Kinderspielplätze am Pingenweg und Hartenfelsweg, die Aufwertung des Marienberger Hofs als Lindweilers Ortsmitte, sowie die Sanierung der Unterführung des Pingenwegs.
Daneben hatte es ein soziales Quartiersmanagement gegeben, eine Praxiswerkstatt, sowie den Stadtteil-Verfügungsfonds, der von den Lindweiler Bürgern gut angenommen worden war. Insgesamt waren im vergangenen Jahrzehnt 4,3 Millionen Euro in den Stadtteil geflossen, darunter zwei Millionen aus Fördermitteln von Bund und Land.
Den größten Rückschlag verschwieg Gunia-Henneken nicht: Die Umsetzung des Neubaus eines Mehrgenerationenhauses anstelle des überalterten Flachbaus des Lino-Clubs, war gescheitert – trotz eines vorliegenden Baubeschlusses und einer bereits erhaltenen Fördersumme des Landes NRW über acht Millionen Euro.
Neubau des Bürgerhauses im Kölner Norden geplatzt
Aufgrund der Teuerung infolge von Pandemie, dem Krieg in der Ukraine, sowie der langwierigen Abläufe in der Verwaltung, war es nicht gelungen, die Fördersumme vor Ablauf des Bewilligungszeitraums zu investieren. „Das macht uns alle sehr traurig“, räumte Gunia-Henneken ein, hatte ansonsten jedoch wenig Trost zu bieten, denn eine konkrete Lösung für eine Alternative ohne Fördermittel, gebe es immer noch nicht.
Dabei hatte Hans-Josef Saxler, Geschäftsführer des Lino-Clubs, bereits im Januar dieses Jahres ein reduziertes Konzept für einen ohne Fördermittel realisierbaren Bau vorgestellt, doch „trotz Zusagen ist es elf Monate später immer noch nicht umgesetzt“, so Saxler.
Das war nicht sein einziger Grund, in der Wunde zu bohren, denn die Statistiken für Lindweiler seien weiterhin besorgniserregend: 19,3 Prozent der erwachsenen Einwohner seien überschuldet, die Quote an Alleinerziehenden liege bei 31 Prozent, die Arbeitslosenquote sei mit 14 Prozent im Stadtvergleich stark überdurchschnittlich.
Kritik an Stadtverwaltung
„Nach zehn Jahren des IHK sind diese Zahlen nicht nur traurig, sondern dramatisch“, sagte Saxler. Auch Lukas, ein Mitglied des Jugendforums des Lino-Clubs, hielt mit seiner Enttäuschung nicht hinter dem Berg: „ich glaube, man hat das Projekt des Bürgerhauses nie richtig ernst genommen. Ich fühle mich nicht ernst genommen.“
Die grundlegende Maßnahme des IHK fehle, meinte auch Zöllner: „Der Punkt über dem i ist da, aber es fehlt der Strich darunter“. Er kritisierte auch ein wahrgenommenes Desinteresse bei den Verantwortlichen der Stadtverwaltung: „Trotz wiederholter Einladungen haben sich weder Dezernenten noch die Oberbürgermeisterin hier blicken lassen, um Rede und Antwort zu stehen“.
Gunia-Henneken und Rees-Witte dankte er dennoch für ihre Arbeit, ebenso den Mitgliedern des Beirats, von denen einige seit der ersten Sitzung dabei gewesen waren – darunter Wolfgang Kleinjans, der auch lobende Worte fand. „Mit der Sanierung des Pingenweg-Tunnels ist es uns gelungen, einen Angstraum zu beseitigen“, sagte er. „Nun ist er ein wirklich schöner Ortseingang für den Stadtteil.“