Eine Kölner Tierärztin warnt vor Grannen im Grün, die sich in das Fell der Tiere bohren können. Täglich behandelt sie betroffene Vierbeiner.
Hunde und Katzen in KölnWarum Grünflächen für Haustiere in dieser Jahreszeit gefährlich sein können
Hunde und ihre Besitzer sind in jeder Jahreszeit in den Kölner Grünanlagen zu Hause. Gerade im Sommer aber ist die Freude oft getrübt – so auch bei Joseph Gymnich, der gerne die weitläufige Parkanlage in Seeberg nutzt, damit sein Vierbeiner sich die Beine vertreten kann. Doch im Moment meidet er diese lieber. „Es ist derzeit fast unmöglich, mit dem Hund im Park spazieren zu gehen, ohne das Tier ständig von den Wegrändern wegziehen zu müssen“, sagt er. Denn dort steht das Gras so hoch, dass es Samenstände ausbilden konnte – und die sind für Haustiere wie Hunde und Katzen nicht ungefährlich.
Gefahr droht etwa bei der Mäuse-Gerste: Denn ähnlich wie bei der Kulturvariante der Gerste weisen deren Samen lange, borstige Fortsätze auf, sogenannte „Grannen“, die mit winzigen Widerhaken besetzt sind. Diese Grannen können im Fell von Tieren hängenbleiben – werden sie nicht entfernt, wandern sie dank der Widerhaken immer tiefer und bohren sich letztlich in die Haut, wo sie starke Schmerzen und Entzündungen verursachen können. Kritisch wird es, wenn die Grannen in Nase und Ohren geraten. „Wenn Hunde sie beim Schnüffeln einsaugen, sind sie ohne eine möglichst sofortige Operation nicht mehr zu entfernen“, sagt Gymnich. Im schlimmsten Fall könne die daraus resultierende Entzündung zum Tod der Tiere führen.
Tierärztin versorgt in der „Grannen-Zeit“ täglich betroffene Tiere
Unter Hundebesitzern ist das Problem allgemein bekannt. Die Tierärztin Dr. Katrin Wahle registriert in ihrer Praxis in Heimersdorf in der „Grannen-Zeit“ zwischen Juni und Oktober täglich ein bis zwei Fälle. „Vor allem Gehörgänge, Nasengänge und Zehenzwischenräume an den Pfoten sind betroffen. Wir haben aber auch schon Grannen in den Augen, im Rachenraum oder sogar in der Harnblase gefunden“, so Wahle. Nicht selten seien nach einer Entfernung des Fremdkörpers mehrere Nachbehandlungen notwendig, bis das Tier vollständig genesen sei.
Gymnich würde es daher gerne sehen, wenn die öffentlichen Grünflächen öfter gemäht würden. Auch dem Kölner Amt für Landschaftspflege und Grünflächen ist die Problematik durch Rückmeldungen der Bürger bekannt. Dass das Gras in diesem Jahr vielerorts sehr hoch gewachsen sei, führt dieses auf das „starkwüchsige“ Frühjahr zurück. „Das hat die Kapazitäten der Unterhaltung in Hinsicht auf Personal und Maschinen sehr stark gefordert“, so das Amt.
Flächen sind nicht gemäht, um Trockenheit zu verhindern
Dann habe der plötzliche Umbruch von feuchter und gemäßigter Witterung zu Trockenheit und Hitze dazu geführt, dass der Fokus auf das Wässern der für das Stadtklima wichtigen Bäume gelegt worden sei. „Da bei heißer und trockener Witterung ein kurz gemähter Rasen anfälliger ist für Austrocknung und Verbrennung, wurden entsprechend Rasenflächen teils stehen gelassen, um Kapazität für das Wässern der Bäume zu erhalten“, so das Amt in seiner Erklärung.
Für gewöhnlich würden Rasenflächen von über 3000 Quadratmetern regelmäßig gemäht, dies betreffe grundsätzlich auch die ausgewiesenen Hundefreilaufflächen. Ausgenommen sind jedoch als „artenreich“ deklarierte Wiesen, diese werden nur zweimal bis einmal im Jahr gemäht. Teilweise seien auch Hundefreilaufflächen im Zuge ökologischer Aufwertung zu artenreichen Wiesen entwickelt worden, weshalb die Mahd hier umgestellt worden sei. Bei artenreichen Wiesen sei der Anteil der Gräser gegenüber Kräutern und Blumen jedoch viel geringer, weshalb die Problematik dort nicht so ausgeprägt auftreten dürfte, hofft die Verwaltung.
Tipps für Herrchen und Frauchen
Angesichts der weiten Verbreitung der Mäuse-Gerste und anderer grannentragender Gräser sind Hundebesitzer ohnehin auf Selbsthilfe angewiesen. Laut Experten empfiehlt es sich, das Fell nach jedem Spaziergang abzusuchen, die Ohren zu untersuchen und die Zehenzwischenräume zu inspizieren. Ist eine Granne in einer Körperöffnung noch gut erreichbar, kann man versuchen, sie vorsichtig mit einer Pinzette zu entfernen – im Zweifel sollten Betroffene jedoch tiermedizinische Hilfe in Anspruch nehmen. (dro)