Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, sind bislang rund 30 Hinweise eingegangen. Diese werden aktuell noch geprüft.
Moorleiche im Worringer BruchRund 30 Hinweise nach Aktenzeichen-XY-Sendung eingegangen
Der Terror-Anschlag auf das World Trade Center 2001 in New York war gerade vier Wochen her, da fand ein Pilzsammler im Sumpfgebiet Worringer Bruch in Köln die Leiche einer Frau. Sie war teilweise schon skelettiert, der Körper – so vermuteten die Ermittler – hatte etwa ein Jahr in dem Sumpfgebiet gelegen, einem vor langer Zeit ausgetrocknetem Rhein-Arm.
Lediglich die Kleidung der Frau war noch halbwegs erhalten: eine auberginefarbene Damensteppjacke, eine helle Jeanshose und ein schwarzer Rollkragenpullover. Bei der Obduktion stellte sich heraus, dass die 20 bis 30 Jahre alte Frau mutmaßlich afroasiatischer Abstammung umgebracht worden war. Bis heute ist unklar, wer sie ist – und wer sie getötet hat.
Köln: Identität der Toten aus dem Worringer Bruch ist bis heute unbekannt
Den Durchbruch erhofft sich die Kölner Polizei nun 22 Jahre später von der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“. In der Ausgabe am 10. Mai wurde der Fall der Moorleiche in einem kurzen Film vorgestellt werden. Im Anschluss war Markus Weber, Leiter der Abteilung Cold Cases bei der Polizei Köln, bei Moderator Rudi Cerne zu Gast.
Alles zum Thema Polizei Köln
- „Karneval wird abgeschafft“ Wie der Kölner Türsteher Ramon Ademes auf den 11.11. blickt
- Bundesweit auf Platz fünf Ist die Kalker Hauptstraße wirklich die gefährlichste Straße Kölns?
- Smartphone geraubt Polizei nimmt drei Tatverdächtige am Eigelstein fest
- Mann in Gewahrsam 46-Jähriger tritt schlafendem Obdachlosen vor Kölner Hauptbahnhof gegen Kopf
- Polizei bei Kölner CDU Ex-Abgeordneter Hirte fordert Akteneinsicht – Geschäftsführer spricht von Überfall
- Karnevalsauftakt So fällt die erste Bilanz der Stadt Köln zum 11.11. aus
- 11.11. in Köln Tausende Jugendliche kontrolliert – Polizei und Stadt ziehen positive Bilanz zum Sessionsauftakt
Wie die Polizei am Donnerstag (11. Mai) auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilte, sind bereits rund 30 Hinweise nach der Sendung eingegangen. Diese werden aktuell noch geprüft.
Interpol will 22 Morden an Frauen aufklären
Die Kölner Moorleiche ist Teil der Kampagne „Identify me“ der internationalen Polizeiorganisation Interpol. Deutsche, niederländische und belgische Behörden versuchen in diesem Zusammenhang, 22 teils länger zurückliegende Morde an Frauen aufzuklären. Weitere Opfer aus Deutschland sind eine 1986 an der A6 bei Heilbronn (Baden-Württemberg) entdeckte Frau, eine Tote 1997 in Altena-Bergfeld (Nordrhein-Westfalen), eine 2002 in Bremen in der Weser gefundene und in einen Teppich gewickelte Tote sowie Leichenfunde 1998 im Spandauer Forst bei Berlin und 1997 in einem Wald bei Todtnau (Baden-Württemberg).
Die Spurenlage nach dem Leichenfund in Köln 2001 war dünn. Es habe seinerzeit zwar den ein oder anderen Zeugen gegeben, einer wollte sogar einen Knall oder Schuss gehört haben, sagt Weber im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ein anderer soll ein Auto gesehen haben. „Aber der entscheidende Hinweis blieb letztlich aus“, sagt Weber.
Lange wussten die Ermittler nicht einmal, wie die unbekannte Tote ausgesehen haben könnte. Bei der Rekonstruktion ihres teils skelettierten Gesichts setzte die Staatsanwaltschaft vor allem auf die Hilfe des amerikanischen FBI, doch dessen Experten waren nach den Terroranschlägen vom 11. September völlig überlastet. Die „Mordkommission Moor“ stellte ihre Ermittlungen schließlich nach neun Monaten aufgrund mangelnder Hinweise ein. Die Hintergründe des Mordes blieben im Dunkeln.
Experte aus den USA rekonstruierte das Gesicht der Leiche aus Köln
Ein Jahr später, im Frühjahr 2003, keimte dann wieder Hoffnung auf: Die Polizei kontaktierte Wesley Neville, einen amerikanischen Spezialisten für Gesichtsrekonstruktion. Neville arbeitete seinerzeit im „Florence County Sheriff's Office“ in South-Carolina, damals eine der wenigen Einrichtungen in den USA, die sowohl zwei- als auch dreidimensionale Gesichtsrekonstruktionen anboten. Neville nahm sich des Kölner Falls an und stellte in nur wenigen Wochen anhand des Schädels und einiger Haare der Toten ein dreidimensionales Modell des Kopfes her.
Die Polizei veröffentlichte ein Foto des Modells, doch entscheidende Hinweise gingen nicht ein. Die Identität der Toten ist bis heute ungewiss.
Zurzeit lassen die Kölner Ermittler prüfen, ob eine erneute, zweite Gesichtsrekonstruktion Sinn ergeben könnte. Doch das dauert noch. Und es gibt ein Problem: Der Schädel ist nicht mehr da. Er wurde seinerzeit, nachdem das erste Modell fertiggestellt war, offenbar entsorgt. In „Aktenzeichen XY“ wird die Polizei daher noch einmal auf die Nachbildung von Wesley Neville zurückgreifen.